Für den Zwiebelsektor sah es in diesem Jahr alles andere als rosig aus, wie auch Heinz Düpmann, Geschäftsführer der Düpmann GmbH & Co. KG, weiß. "Es gab in in diesem Jahr eine sehr schlechte Ernte, wodurch wir mit Ernteeinbußen von 20-25 % rechnen, wobei wohl auch europaweit starke Einbußen aufkommen werden. Das liegt zum einen daran, dass von vornherein schon 5-10 % weniger angebaut worden ist, was in unterschiedlichem Maße auf die Niederlande, Spanien, Deutschland und Polen zutrifft. Zum anderen ist die Zwiebelbranche natürlich auch von den weiterhin bestehenden Krisen betroffen."
Vertragsabbrüche, aber gute Sommersaison
"Wir mussten zudem mit höheren Preisforderungen trotz Verträgen, aus dem Ausland umgehen, da die Lieferanten es sich schlichtweg nicht mehr finanziell leisten konnten. Schließlich hatte man allgemein auf mehr Umsätze gehofft. Selbst in der Fleischindustrie, die wir ebenfalls beliefern, sind die Preise extrem hoch, während die Grillsaison merklich schwächer gestartet ist, als in den Vorjahren. Dann wiederum haben wir in manchen Bereichen durchaus gewisse Umsätze erzielen können. Der Sommer ist aber für sich gut gelaufen, auch wenn manche Preise nicht umsetzbar waren."
Düpmann zufolge stellen unter anderem die hitzebedingten Schäden an den Zwiebeln gegenwärtig das größte Problem dar. "Viele sind sich glaube ich noch nicht bewusst, dass die aktuelle Lage nur ein Vorgeschmack auf das ist, was noch kommt."
Keine günstigen Alternativen in Sicht
Davon abgesehen habe Düpmann erfahren, dass in den Niederlanden 300.000 Tonnen weniger Zwiebeln erwartet werden. "Mir sind Betriebe bekannt, die in diesem Jahr Zwiebeln aus Ägypten aufkaufen. Manche Kunden sind wiederum von Tiefkühl-Ware aus Polen auf getrocknete Zwiebeln aus Indien gewechselt. Wir sind selbst dabei Zwiebeln aus China zu beziehen. Was feststeht, ist, dass es aktuell keine günstigen Alternativen gibt."
2019 konnten noch Mengen aus Kasachstan, Usbekistan und aus der Ukraine bezogen werden. Angesichts des Krieges zählt die Ukraine in diesem Jahr aber selbst zu den Abnehmern Polens. "Zwiebeln werden ja international gehandelt. In schlechten Jahren greift man dann auch gerne mal auf die Ware aus China oder Ägypten zu. Die Containerkosten sind aber gegenüber 2019 erheblich höher, wodurch China jetzt keinesfalls ein attraktiver Player ist. Dieser ist aber notwendig, um eine gewisse Planungsmenge mit einer entsprechenden Preissicherheit gewährleisten zu können", sagt Düpmann.
Zum Teil bis zu 40-50 % weniger Erträge in Polen
Tiefkühl-Zwiebeln werden zu 95% aus Polen bezogen, weiß Düpmann. Doch sei zu befürchten, dass man im November in Polen "ins Leere" laufe. "Zurzeit stehen noch Steckzwiebeln und einige Problempartien bis Ende Oktober zur Verfügung. Dann aber kommt das große Loch mit den Saatzwiebeln, von denen in Polen nun bis zu 40-50 % weniger Erträge erzielt werden. Ab November fängt dann das große Pokern an. Zudem handelt es sich um sehr kleine Zwiebelkaliber, die wiederum sehr aufwendig zu schälen sind. Die Verfügbarkeit wird zusehends dünner." Man rechne daher nicht nur mit Engpässen, sondern geradezu mit Ausfällen.
Zusammenhalt zwischen Lieferanten und Kunden
Düpmann musste seine eigenen Verkaufspreise um 40 % erhöhen, was von seinen Kunden mangels guter Alternativen, aber auch aus Solidarität zueinander annehmen. "In schwierigen Jahren ist der Zusammenhalt zwischen Lieferanten und Kunden besser als sowieso schon. Immerhin ist diese Krise auch nur gemeinsam zu schaffen", so Düpmann.
Die Nachfrage sei zwar stabil, jedoch sei man mit Blick auf die nahe Zukunft durchaus verunsichert. "Ein Kunde von uns ist ein Hersteller von Frikadellen, die mit Gas produziert werden. Dieser hat zum Teil eine Preiserhöhung von 20 %, wobei nur 5 % tatsächlich durchgegeben werden können. Viele Kunden von uns müssen bereits auf ihre eigenen Reserven zurückgreifen. Krisenjahre sind in der Zwiebelbranche an für sich nichts Neues, aber in diesem Jahr kommen nun einmal verschiedene Probleme zusammen."
Appell an die Politik
"Wir haben im Prinzip jede Woche ein neues Risiko auf dem Tisch liegen. Wenn man sich die Gasumlage anschaut, muss man sagen, dass wir seitens der Politik keine vernünftigen Rahmenbedingungen bekommen und der gesamte Mittelstand nahezu im Stich gelassen wird. Die Politik kann sicherlich nicht auf alles Antworten finden. Jedoch hätte man hinsichtlich der Atomkraftwerke auf jeden Fall früher reagieren können. Denn die aktuelle Situation führt einfach zu zu viel Unsicherheit." Abgesehen vom Problem bei Zwiebeln, sei auch der Paprika stark betroffen, wenn man sich etwa die großen Missernten in Spanien und in der Türkei anschaue, merkt Düpmann an.
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