Im Schatten des Sommerobstes und Freilandgemüses läuft inzwischen auch die Versorgung mit heimischen Schnittkräutern auf Hochtouren. Gerade zum Saisonwechsel könne es bei dem einen oder anderen Artikel zu jahreszeittypischen Engpässen kommen, wie derzeit etwa bei Kerbel und Koriander, beobachtet der Münchner Kräuterspezialist Phillippe Kahn der Herbafrucht GmbH. "Dementsprechend ist es wichtiger denn je zuvor eine zuverlässige Lieferantenstruktur im In- und Ausland zu haben, damit man eine alternative Bezugsquelle hat, falls deutsche Ware noch nicht in ausreichenden Mengen vorhanden ist. Somit bleibt die Versorgungssicherheit kontinuierlich gewährleistet."
Phillippe Kahn, Geschäftsführer der Herbafrucht GmbH
Bis auf kurzweilige Knappheiten und Qualitätsmängel sei das vollständige Kräuterportfolio momentan aus deutschem Anbau zu haben. Ergänzend gibt es südeuropäische Ware aus Spanien und Italien sowie Flugware aus Äthiopien, Kenia und Israel. "Sämtliche Tendenzen, die es zu Vor-Corona-Zeiten schon gab, sind in den zurückliegenden zwei Jahren nochmal verstärkt worden. Regionale Ware findet zunehmend guten Anklang beim Verbraucher, nicht zuletzt aufgrund der kürzeren Transportwege. Darüber hinaus hat es während der Pandemiezeit weniger Flüge gegeben, weshalb sich die Präsenz von Flugware einschränkte."
Daseinsberechtigung für afrikanische Flugware
Momentan seien die Fluggebühren nach wie vor extrem hoch, weiß Kahn. "Wir haben glücklicherweise mehrere Alternativen, auf die wir zurückgreifen können. Darüber hinaus hat Afrika immer noch einen wesentlichen Vorteil gegenüber Asien, wo die Luftfrachtraten noch signifikant höher sind. Aus längerfristiger Sicht bin ich der Überzeugung, dass afrikanische Flugware immer ihren Platz am Markt haben wird, weil gewisse Kräuter, etwa Zitronengras und Thai-Basilikum, hierzulande nur in geringen Mengen angebaut werden und wir im Winter sowieso auf Importware angewiesen sind."
Preisbildung & Sortentrends
Auch die Kräuterbranche sehe ich gemäß Kahn mit den aktuellen Kosten- und Preissteigerungen entlang der Lieferkette konfrontiert. "Trotz dutzender Preisaufschläge unserer Lieferanten haben wir seit Beginn der Pandemie versucht unsere Preise möglichst stabil zu halten, was gerade bei den heutigen Rahmenbedingungen extrem schwierig ist." Diese Preispolitik des Unternehmens wird angeblich auch vom Abnehmer geschätzt. "Wir stehen sogar noch besser da als vor Corona und die Nachfrage ist in sämtlichen Absatzkanälen sehr erfreulich gewesen."
Nichtsdestotrotz sei die Weiterentwicklung der Kategorie Schnittkräuter während Corona etwas ins Stocken geraten, fährt Kahn fort. "Die Konsumtrends, die sich aktuell abzeichnen, gab es überwiegend bereits vor der Pandemie. Exotische Artikel, etwa Thai-Basilikum sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Alltagsküche, was wiederum zum Teil auf die multikulturelle Gesellschaft zurückzuführen ist."
Betriebshalle der Herbafrucht GmbH am Außengelände des Großmarktes
Kressen & essbare Blüten
Als Repräsentant einer relativ jungen Händlergeneration am Münchner Großmarkt sei Kahn dennoch bestrebt Neues und Überraschendes, möglichst aus regionalem Anbau, in die Märkte zu bringen. "Wir führen seit etwa eineinhalb Jahren auch Kressen im Angebot und das Vermarktungspotenzial ist meines Erachtens einfach riesig. Ich sehe auch gewisse Synergieeffekte zwischen Kräutern und Kressen, nicht zuletzt weil beide Geschäftszweige mit ähnlichen Lieferwegen einhergehen. Zusätzlich widmen wir uns ebenfalls der Vermarktung von essbaren Blüten, die sich aber vorwiegend als Nischenprodukt etablieren."
Bilder: Herbafrucht GmbH
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Phillippe Kahn
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Großmarkt München
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