Die ungarische Steinobstsaison nimmt nun allmählich Fahrt auf. Vor einer Woche wurden am Wiener Großmarkt die ersten ungarischen Süßkirschen der Saison vermarktet, auch Aprikosen sind bereits erhältlich. "Die Vorzeichen sehen allesamt gut aus. Im Vergleich zum schwachen Vorjahr 2021, in dem wir mit gewaltigen Frostschäden und Qualitätsproblemen zu kämpfen hatten, sollen die Erträge und Qualitäten in diesem Jahr nach aktuellen Angaben deutlich besser sein", schildert Sandór Makai (rechts im Bild), Geschäftsführer der Makai Frucht Kft. und Steinobsthändler am Wiener Großmarkt.
Zwar sei der Netto-Ertrag pro Kirschbaum eher überschaubar, dafür gäbe es gemäß Makai aber einen relativ hohen Anteil an großfallender Ware, die gerade im Exportgeschehen guten Anklang finden. "Durch optimale Fruchtqualität und Kalibrierung sind die Ausfallsraten unter dem Strich deutlich geringer als in anderen Jahren, weshalb wir mit hohen Netto-Erlösen rechnen."
Fehlende Kaufkraft, steigende Inflation
Noch bietet der Fruchtgroßhändler ausschließlich Frühkirschen an, ab nächster Woche kommen aber die ersten Hauptsorten namens Kordia und Regina in den Handel. Trotz der guten Vorzeichen werden die kommenden Wochen für den weiteren Saisonverlauf ausschlaggebend, fährt Makai fort. "Leichte Niederschläge wirken sich in der Regel nicht groß auf unsere Steinobstanlagen aus, bei Hagel oder Starkregen könnte es hingegen noch problematisch werden."
Trotz der überaus guten Ertragsprognosen bei sowohl den Aprikosen als auch den Süßkirschen sei die Vermarktungssituation eher als schleppend zu bezeichnen. Makai: "Die Kaufkraft fehlt bei rasant steigender Inflation. Am Wiener Großmarkt ist momentan wenig los, weil der Facheinzelhandel rasch an Bedeutung verloren hat. Stattdessen wird mehr im LEH eingekauft, zum Glück wird ein Teil unserer Ware auch über diesen Absatzkanal - wenn auch über Zwischenhändler - vermarktet."
Ungarische Kirschen sind in der Regel bis Ende Juli zu haben, Aprikosen gehen je nach Witterung und Qualität bis Mitte August
Je nach Qualität und Kaliber werden die frühen Aprikosen zu 2,00-2,50 Euro/kg und Süßkirschen zu 3,00-3,50 Euro/kg gehandelt. Wie sich die Notierungen im Laufe der Saison entwickeln werden, lasse sich derzeit schwierig vorhersagen, so Makai. "Das hängt auch zum Teil mit den österreichischen Steinobsterträgen zusammen. Erste heimische Marillen werden bald erhältlich sein, Kirschen gibt es nun überwiegend im Direktverkauf."
Harter Wettbewerb aus der Balkan-Region
Am hart umkämpften Steinobstmarkt stehen die ungarischen Früchte ebenfalls in direkter Konkurrenz mit Spanien, Italien, sowie Griechenland und der Balkan-Region. "Serbien startet nun voll mit relativ preisgünstiger Ware durch, doch auch die Qualität der dortigen Ware ist im Laufe der Jahre erheblich besser geworden. Das werden wir dementsprechend auch in naher Zukunft zunehmend bemerken, wobei wir immer noch den Vorteil der kürzeren Transportwege zum österreichischen Absatzmarkt haben."
Frostschutz im ungarischen Steinobstanbau
Auch die Kostensteigerungen machen den ungarischen Fruchtexporteuren zu schaffen, beobachtet Makai. "Der Klimawandel führt dazu, dass wir zwangsläufig in Schutzmaßnahmen, etwa Heizung und Netze, investieren müssen um Frostschäden vorzubeugen. In diesem Jahr kommen weitere Mehrkosten, ob Sprit, Verpackungsmaterial oder sonstiges, erschwerend hinzu. Die Frage ist inwiefern diese Mehrkosten schlussendlich im Handelspreis durchsetzbar sind. Das wird sich erst zur Hochsaison herauskristallisieren", heißt es abschließend.
Bilder: Makai Frucht Kft.
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Makai Sándor
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