Am 14. Januar 2021 fand die Jahresauftaktveranstaltung des Deutschen Kartoffelhandelsverbandes e.V. erstmals online statt: Unter dem Titel „Kartoffelbörse Digital“ lud der Verband seine Mitglieder zu einer virtuellen Konferenz ein, um sich über branchenrelevante wirtschaftliche und politische Weichenstellungen für 2021 auszutauschen.
Nach einer Begrüßung durch den DKHV-Präsidenten Thomas Herkenrath (r) gab der Marktanalyst Christoph Hambloch, Referent der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI), einen Überblick über die Kartoffelmärkte und deren erwarteten Entwicklungen. Im Anschluss moderierte Präsident Herkenrath eine Panel-Diskussion zur aktuellen Situation der Kartoffelwirtschaft und den Herausforderungen der Corona-Pandemie mit Ferdinand Buffen (W. Weuthen GmbH & Co. KG), Yvonne Prüfer (Solanum Vermarktungsgesellschaft mbH, Jörg Renatus (Europlant Pflanzenzucht GmbH) und Christoph Hambloch (AMI).
Krise wurde erfolgreich gemeistert
Die Diskussionsteilnehmer stellten fest, dass die Kartoffelbranche die großen Herausforderungen des letzten Jahres insgesamt gut meistern konnte und gaben zudem einen Ausblick für 2021:
• Aufgrund der geringen Exporte und der Erwartung auf steigende Preise sind die Speisekartoffellager im Norden noch immer gut gefüllt, aber die Zuschussgebiete signalisieren ihren frühzeitigen Bedarf. Welche Mengen letztlich wirklich vermarktet werden können, hängt aber von den tatsächlichen Qualitäten im Lager und der Höhe der Absortierungen ab. Premiumware bleibt gefragt.
• War der Konsum privater Haushalte von Speisekartoffeln in den vergangenen Jahren rückläufig, so bewirkte die Corona-Pandemie hier eine Kehrtwende und beflügelte den Frischkartoffelkonsum: Bis Oktober 2020 lag der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr schon bei 12,6 %.
• Die Wachstumsbedingungen in den klassischen Frühkartoffelländern lassen eine zeitige Lieferung nach Europa erwarten. Die angebauten Flächen sind in der Regel in Programmen gebunden. Dies passt zur signalisierten frühen Nachfrage nach Premiumware.
• Die Pflanzkartoffelversorgung ist für alle Verwertungsrichtungen gesichert. Die internationale Nachfrage nach deutschem Qualitätspflanzgut ist erfreulich stabil. Die Situation aufgrund der hohen Aberkennung beim Basispflanzgut treibt jedoch allen Züchterhäusern für die kommenden Jahre Sorgenfalten auf die Stirn.
• Bei den Verarbeitungskartoffeln brach der Absatz pandemiebedingt im Frühjahr ein. Die resultierenden Überschüsse konnten in großer Kraftanstrengung und auch nur mit Verlusten abgebaut werden. Die Aussichten für die Zukunft sind aber positiver, zumal
der Markt besser geräumt ist als erwartet.
• Marktforscher machen den Trend zum One-Stop-Shopping aus. Die privaten Haushalte reduzieren pandemiebedingt die Häufigkeit der Einkäufe und kaufen möglichst alles auf einmal, an einem Ort. Davon profitierten 2020 vor allem die
großen Vollsortimenter, kleinere und mittlere Geschäfte profitierten weniger. Auch auf den Höfen wurden mehr Kartoffeln gekauft. Überraschenderweise war der
Zuwachs im Discountbereich am geringsten.
Systemrelevanz unter Beweis gestellt
Abschließend resümierte Präsident Herkenrath: „Die deutsche Kartoffelwirtschaft hat sich in der anhaltenden, besonderen Situation als verlässlicher Partner für Politik, Wirtschaft,
Einzelhandel und Verbraucherinnen und Verbraucher erwiesen und damit ihre Systemrelevanz unter Beweis gestellt. Insbesondere im Frühjahr 2020 wurde von den
Betrieben Außerordentliches geleistet, um die sprunghaft gestiegene Nachfrage bei frischen Speisekartoffeln zu erfüllen. Unsere Branche ist geprägt von mittelständischen
Familienunternehmen, wir produzieren regional, sind flexibel und dezentral strukturiert."
Aufgrund dieser besonderen Eigenschaften habe man es geschafft, die Produktion in akuten Krisenzeiten innerhalb kürzester Zeit um 25 Prozent hochzufahren und die Nachfrage zu decken, so Herkenrath des Weiteren. "Damit haben wir unsere Bedeutung für die Ernährung der Bevölkerung erneut
unter Beweis gestellt. Wenn wir auch in Zukunft qualitativ hochwertige heimische Kartoffeln produzieren und konsumieren wollen, sind faire Handelspraktiken, faire Preise, ein
notwendiges Maß an Pflanzenschutz sowie eine Entbürokratisierung der Produktions- und Qualitätsstandards in Deutschland der Schlüssel zum Erfolg."
Die heutige digitale Kartoffelbörse zeigte, dass die Kartoffelbranche nach einem herausfordernden Jahr 2020 positiv in die Zukunft blicken kann. Herkenrath: "Vermeintliche Überschüsse im Verarbeitungsbereich wurden größtenteils alternativen Verwertungen zugeführt und im Speisekartoffelsektor wird eine frühe Nachfrage nach Premiumware, bei derzeit hoher Absortierungsrate, erwartet. So können wir deutlich optimistischer in die zweite Hälfte der laufenden Vermarktungssaison starten als ursprünglich gedacht.“
Weitere Informationen:
www.dkhv.org