Nachdem Landwirte das Lidl-Zentrallager in Cloppenburg blockiert haben, will nun auch Konkurrent Aldi auf die Bauern zu gehen. Der Konzern will sich etwa an Gesprächen über fairen Handel beteiligen.
Aldi Nord befürworte angemessene Preise bei höheren Qualitätsstandards, heißt es in einer Pressemitteilung. Außerdem unterstütze der Konzern die Idee von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), einen darüber hinaus gehenden Verhaltenskodex für den Handel zu etablieren.
Bauern sehen Ansatz von Aldi skeptisch
Die Landwirte sind von den Ankündigungen nicht überzeugt. "Wie hoch sollen die Qualitätsstandards denn noch werden? Wir haben doch schon die besten", sagte Anthony Lee von der Initiative "Land schafft Verbindung" zu NDR 1 Niedersachsen. Gespräche über fairen Handel könne man mittelfristig führen, sagte Eugen Hagen, Sprecher der Cloppenburger Landwirte. Jetzt bräuchten die Höfe allerdings ganz kurzfristig mehr Geld für ihre Produkte, um weiter bestehen zu können. Das allerdings habe bislang keiner angeboten. Deshalb behalten sich die Landwirte weitere spontane Blockaden von Discounter-Lagern vor.
Lidl fordert Einsatz von allen Seiten
Am Freitagabend war ein Ultimatum vonseiten der Bauern ausgelaufen. Der Discounter Lidl, der zur Schwarz-Gruppe gehört, reagierte mit einer Erklärung. "Die Situation in der Landwirtschaft stellt uns alle - Landwirte, Verarbeiter, Lebensmittelhändler und Verbraucher - vor außergewöhnliche Herausforderungen", heißt es darin. Als Lebensmittelhändler könne Lidl die Problematik jedoch nicht allein lösen. "Um die Lage der Landwirtschaft nachhaltig zu verbessern, sind mutige Schritte seitens der Politik, Verarbeitern und unseren Mitbewerbern erforderlich, bei denen wir ausdrücklich unterstützen werden", so der Discounter weiter. Lidl wolle sich dieser Herausforderung stellen und nehme seine Verantwortung ernst.
Landwirte fordern langfristig bessere Erzeugerpreise
Ein Angebot in Höhe von 50 Millionen Euro, das Lidl im Laufe des kommenden Jahres über die Initiative Tierwohl zur Verfügung stellen wollte, hatten die Bauern zuvor abgelehnt. Das sei nicht das, was man wolle, sagte ein Sprecher dem NDR in Niedersachsen. Man habe keine Subventionen, sondern einen Systemwechsel hin zu langfristig besseren Erzeugerpreisen gewollt. "Land schafft Verbindung" sprach sogar von einer reinen Marketing-Aktion. Letztlich kämen auf jeden Betrieb nur 192,31 Euro. "Eine lächerliche Summe, womit nicht ansatzweise die Löcher in den Betrieben gestopft werden können", urteilte sie. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, bezeichnete das Angebot als "Trostpflaster". "Wegen des andauernden Preiskampfs verlieren unsere Bauern diesen Betrag fast wöchentlich", meinte er. Das reiche jedoch bei Weitem nicht aus, man brauche eine grundlegende Veränderung in der Zusammenarbeit.
Weitere Blockaden drohen
In den vergangenen Tagen hatten Landwirte in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mehrere Lager von Lidl blockiert. Nach der Beendigung der Blockaden hatten sie aber unmissverständlich erklärt, dass sie bereit seien, den Kampf zu verschärfen.
Quelle: NDR