Umsatzeinbruch auf Stuttgarter Großmarkt
Der Stuttgarter Großmarkt ist der drittgrößte Warenumschlagplatz Deutschlands für Frischeprodukte. Gerade in der Corona-Krise garantiert er die Versorgung von zwölf Millionen Menschen im Land und darüber hinaus. Doch das Geschäft bricht vielen weg. „Normalerweise verzeichnen wir pro Tag etwa 1000 Kunden. Derzeit dürften es 600 oder 700 weniger sein“, sagt Thomas Lehmann gegenüber Stuttgarter Nachrichten. Der Geschäftsführer des städtischen Betriebs Märkte Stuttgart beobachtet, dass der Umsatz auf dem Großmarkt um 20 bis 25 Prozent eingebrochen ist.
„Der Gastronomiebereich ist zu Beginn der Krise um 90 Prozent eingebrochen. Jetzt geht wieder ein kleines bisschen mehr“, sagt Thilo Staiger von der Staiger GmbH, die vor allem Obst und Gemüse anbietet. Dennoch sind zwei Drittel seines Umsatzes weg. „Normalerweise sind für uns 35 Lastwagen am Tag unterwegs. Derzeit sind es noch 17.“ Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, am Jahresende wird man Bilanz ziehen müssen.
Weitere Informationen:
www.grossmarkt-stuttgart.de/
www.staiger-gmbh.de/
Rasche Preissteigerung: Manche Gemüsesorten um 60% teurer
Ein Blick durch die Frische-Abteilung im Supermarkt zeigt: Einige Obst- und Gemüsesorten sind derzeit deutlich teurer als vor dem Ausbruch des Coronavirus. Das ist nicht nur ein Gefühl der Verbraucher: Aktuelle Daten der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) zeigen, dass manche Gemüsesorten bis zu 60 Prozent teurer sind als vor einem Jahr.
So waren zwischen dem 1. und 19. April die Preise für Paprika um 46 Prozent, Broccoli um 62 Prozent, Kopfsalat um 33 Prozent und Spargel um 38 Prozent höher.
Der Grund: Sowohl in Deutschland als auch in anderen europäischen Ländern fehlen Saisonarbeitskräfte. „Einige Gemüsearten können deshalb nicht in vollem Umfang geerntet werden und somit steht weniger Ware zur Verfügung“, erklärt Judith Dittrich, Projektmanagerin für Verbraucherforschung beim AMI, dem Business Insider.
Erntehelferflüge ab Stuttgart: Versorgung mit O&G soll gesichert werden
Eurowings fliegt seit dem gestrigen Morgen wieder ab Stuttgart: Nach erfolgreich abgeschlossenen Sanierungsarbeiten an der Start- und Landebahn des Stuttgarter Flughafens ist der Eurowings Flug EW2002 mit Kurs auf Berlin-Tegel am Donnerstagmorgen pünktlich um 7.05 Uhr als erster Flug aus Stuttgart gestartet. Aufgrund der Teilerneuerung der Runway, die im Zeitraum vom 06.04-22.04.2020 durchgeführt wurde, war kein Passagierbetrieb in Stuttgart möglich. Eurowings musste – wie die übrigen Airlines in Stuttgart – ihr Basisflugprogramm ab Baden-Württemberg vorübergehend pausieren.
Einen Schwerpunkt im reduzierten Flugplan bilden auch weiterhin die Eurowings Erntehelferflüge, heißt es im Pressebericht. Seit Aufnahme dieser „Luftbrücke für Landwirte“ Anfang April hat Eurowings bereits mehr als 5.000 Erntehelfer von Rumänien nach Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Karlsruhe/Baden-Baden, Leipzig, und Nürnberg geflogen. In den nächsten Tagen und Wochen sind weitere Sonderflüge geplant, insgesamt mehr als 100. Damit soll Landwirten in einer sehr schwierigen Situation bestmöglich geholfen und die Versorgung mit Obst und Gemüse in Deutschland gesichert werden.
Donaukreis: "Einheimisches Gemüse nur mit auswärtigen Helfern"
Anfang April ruderte Berlin zurück und genehmigte unter Auflagen ein Kontingent von 80000 Saisonarbeitskräften aus Osteuropa. Das ließ vor allem die Spargelbauern aufatmen. Inzwischen sind die Helfer auch im Landkreis Roth angekommen, wenn auch nicht in so großer Zahl wie gewohnt.
Trotz aller Umstände ist die aktuelle Lage im Landkreis Roth insgesamt zufriedenstellend, wie Maximilian Schneider findet. "Nach dem Einreisestopp herrschte eine rechte Aufregung. Nun aber ist eine gewisse Entspannung eingetreten", berichtet der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Landkreis Roth gegenüber der lokalen Zeitung. Bei einigen Betrieben sei allerdings die Zahl der Helfer noch nicht ausreichend. Eine Bank seien aber vor allem jene Helfer, die schon seit vielen Jahren zum treuen Stamm der Saisonarbeitskräfte in den heimischen Betrieben zählten.
"Gute Spargelpreise, allerdings fehlen durch fehlende Erntehelfer die Mengen"
Der Spargelproduzent Willy Kreienbaum, Sassenberg-Füchtorf, ist Vorsitzender der Vereinigung der Spargelanbauer Westfalen-Lippe e. V. und sprach gegeüber dem Fachmagazin Gemüse von einer leichten Entspannung durch verringerte Ernteflächen bei Spargel. Das Thema Saison-Arbeitskräfte (SAK) bleibt weiterhin eine Herausforderung. "Der Absatz in den einzelnen Mitgliedsbetrieben verläuft sehr unterschiedlich. An die Gastronomie liefernde Betriebe haben natürlich extreme Schwierigkeiten, da dieser Absatzweg zu nahezu 100 % weggefallen ist. Betriebe mit großen Hofläden sind sehr zufrieden. Der Zuspruch im Direktverkauf ist besser als erwartet und besser als in vorherigen Jahren."
Die Großhandelspreise seien etwas besser als im Vorjahr. Kreienbaum: "Allerdings fehlen hier Mengen, die durch fehlende Erntehelfer nicht geliefert werden können. Daher auch die etwas entspanntere Preissituation."
Schleswig-Holstein: Minister sieht gesteigerte Wertschätzung für regionale Lebensmittel und ruft erneut zur Erntehilfe auf
Jan Philipp Albrech, Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein hat am Donnerstag auf die großen Herausforderungen hingewiesen, vor denen die Landwirtschaft angesichts der Corona-Krise und des gleichzeitig eintretenden Klimawandels steht. Er warb zudem erneut für die Mithilfe bei der Ernte auf den schleswig-holsteinischen Betrieben und informierte sich über die Anpassungsstrategien vor dem Hintergrund zunehmender Trockenheit und den Beitrag einer ökologischen Landwirtschaft für den Klimaschutz.
"Es ist eine immense Aufgabe, für die Ernährung der Menschen zu sorgen – ganz besonders in einer Krisenzeit wie dieser. Klimawandel, Bedrohung der Artenvielfalt, steigende Anforderungen an die Produktion und die anhaltende Corona-Pandemie bringen permanent neue Herausforderungen mit sich. Doch darin liegt auch eine Chance: Die Aufmerksamkeit für regionale Lebensmittel nimmt zu und die Landwirtschaft vor Ort erfährt eine höhere Wertschätzung. Ich wünsche mir, dass dieses neue Verständnis von Lebensmitteln und ihren Erzeugern, das viele Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit umtreibt, auch nach Corona Bestand haben wird. Ich möchte dazu insbesondere die regionalen Wertschöpfungsketten von heimischerzeugten Lebensmitteln stärken und die Nachfrage nach regionalen, ökologischen Lebensmitteln steigern."