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Das Thema Pflanzenschutz beim Zwiebelforum 2020

Chemikalien, Feuer und pinke Fliegen

Der Pflanzenschutz war ein zentrales Thema auf dem Zwiebelforum 2020, das vergangene Woche in St. Martin in der Pfalz stattfand. Das wichtigste der Themen für die Zwiebelbranche sogar, wenn man die Auswahl an Vorträgen und Besorgnis des Publikums betrachtet. Hier war für jeden etwas dabei – von Chemie, über Abflammung, bis hin zu Fliegen mit pinken Kopfblasen. FreshPlaza war dabei:

Andrea Schneider: Update Beize
Den Anfang machte Andrea Schneider, vom Fachverband Deutsche Speisezwiebel,  mit ihrem Plädoyer für die Beize. Zunächst gab sie einen Überblick mit technischen Infos zu Beizen, der Geschichte und der rechtlichen Grundlage. Ihr Fazit: "Man benötigt nur sehr wenig Beize für eine große Fläche, dementsprechend Materialsparend ist der Prozess. Auch der Arbeitsaufwand ist sehr niedrig. Trotzdem findet man letztendlich weniger (keine) Rückstände am Endprodukt und der Insektizidbedarf wird deutlich geschmälert."

Gerade der Drahtwurm sei eine große Gefahr für die Speisezwiebel – das liege auch am Klimawandel, so Schneider: "Durch das wärmere Klima setzen sich Drahtwurmarten aus südlichen Ländern immer erfolgreicher bei uns durch. Der Fortschritt nach Norden ist klar deutlich." Diese Arten seien invasiver und schwerer zu bekämpfen. Das solle ein Orientierungspunkt für zukünftige Entwicklungen sein.

Was die Genehmigungen neuer Pflanzenschutzmittel angeht sei man seitens der Forschung und der Behörden "meilenweit voneinander entfernt" und es fehle leider oftmals am Fachwissen der Mitarbeiter um schnell und gezielt diese wichtigen Entscheidungen für den Pflanzenschutz zu treffen. Diese Erkenntnis fand auch beim Publikum große Zustimmung.

Hier geht es zur Bildergalerie der Veranstaltung.

Marc Muszinski: Die weiteren Aussichten im Bereich Pflanzenschutz
Diesen Aspekt bemängelte auch Marc Muszinski, der auf dem Forum für Syngenta Agro sprach. "Leider sind die Fachkompetenzen in den Behörden nicht gut verteilt und so fehlt ein Gefühl dafür, welche Vorgaben realistisch sind." Es gebe ein Wahrnehmungsproblem – den Konflikt zwischen Agrar- und Umweltpolitik, unter dem die Erzeuger leiden. "Einerseits gibt es einen Versorgungsanspruch der deutschen Verbraucher und Politik, andererseits fehlt das Verständnis für Risiken und Bedürfnisse des Gemüsebaus."

Es gebe einen drastischen Rückgang der legalen Wirkstoffe und gleichzeitig eine konservative Bewertung der neuen Entwicklungen und eine lange Verfahrensdauer. "Das wirft die Frage auf, wie man die Menschheit ernähren soll, mit immer weniger Schutzmöglichkeiten und immer widrigeren Bedingungen", sagt er und geht damit auf die schlechte Stimmung gegenüber der Politik und der Nachfrage nach Bioprodukten ein.

Auch dieser Vortrag regte eine Diskussionsrunde an und Hans-Christoph Behr (AMI) bemerkte abschließend: "Alle sagen immer 'Es geht nicht' aber am Ende funktioniert es doch. Es fehlt einfach eine Notstandssituation um schnell Lösungen zu sehen."

Martina Pohlmann: Freilebende Nematoden und sterile Zwiebelfliegentechnik
In ihrem ersten Vortrag beschäftigte sich Martina Pohlmann von HLB/De groene Vlieg, mit freilebenden Nematoden, einem Kleinstlebewesen, das größtenteils zu den Nützlingen zählt. Sie stellte die Fälle, in denen es sich um Schädlinge handelt vor und sprach über Möglichkeiten diese zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.

Am zweiten Tag sprach sie über die Erfahrungen mit der sterilen Zwiebelfliegentechnik, die derzeit in den Niederlanden schon großflächig eingesetzt wird. Auch in anderen europäischen Ländern soll das altbekannte Verfahren bald möglich werden – dank neuer Mobilität der Fliegen.

Die Technik werde bereits in verschiedensten Ländern weltweit für 38 Fliegenarten eingesetzt. Der Schutz entsteht durch sterilisierte Fliegen, die in großen Mengen gezüchtet und auf betroffenen Feldern ausgesiedelt werden, und so die Vermehrung behindern. "Dieser Prozess benötigt keine GVO, bildet keine Resistenzen, hinterlässt keine Rückstände und wirkt langfristig", so Pohlmann zu den Vorteilen der Technik.

Sie erklärt den Prozess: "Zwiebelfliegen werden gezüchtet und im Endstadium des Wachstums kurz radioaktiv bestrahlt. Das hemmt die sexuelle Reifung." Die Technik sei sehr präzise und funktioniere nur bei wenigen Insekten. Nach dem genauen Monitoring der befallenen Flächen können diese sterilen und pink markierten Zwiebelfliegen dann ausgetragen werden und dort die Vermehrung vermeiden. Dafür sei jedoch eine enge Zusammenarbeit vieler Landwirte einer Region notwendig, um die Technik flächendeckend wirksam zu machen.

Bisher war das Unternehmen geografisch sehr beschränkt, da der Transport der Fliegen über längere Strecken nicht möglich war. Inzwischen habe man spezielle Container entwickelt, die das erleichtern sollen. Langfristig suche man also auch nach Flächen in Deutschland und dem Rest Europas, auf denen man die Technik anwenden kann.

Hier geht es zur Bildergalerie der Veranstaltung.

Claude Juriens: Unkraut zupfen leicht gemacht
Claude Juriens, vom schweizerischen Unternehmen ecoRobotix, stellte den Teilnehmern des Forums am zweiten Tag den autonomen Roboter zur Präzisionsunkrautbekämpfung der Firma vor. Der Roboter arbeitet mit einer Mikrodosenanwendung und einer sehr genauen Applikation dank Kamera und GPS. Er verspricht 90% Einsparung von Herbiziden dank "Spot Spraying" – zum Wohle der Umwelt und des Geldbeutels. Derzeit arbeite man an der Kommerzialisierung und im Jahr 2021 sollen mehr Tests in Deutschland, der Schweiz und Frankreich durchgeführt werden.

Ole Jensen: Abflammtechnik im Zwiebelanbau
Etwas rabiater klang im direkten Anschluss der Vortrag zur Abflammung von Unkraut, gehalten von Ole Jensen der dänischen Firma Envo Dan. Der Unkrautbrenner vernichtet gezielt und chemikalienfrei Unkraut zwischen den Zwiebelreihen. Die Technik ist schon seit einigen Jahren in Deutschland im Einsatz.

Alle Vorträge wurden gefolgt von Diskussionen und Anmerkungen zum Thema. Die Redner reagierten auch auf die kritischsten Kommentare spontan und humorvoll. Die lockere und gelassene Stimmung  fiel vielen Teilnehmern als Besonderheit dieser Veranstaltung auf.

Sehen Sie sich auch unseren Leitartikel und unsere Bildergalerie zum Zwiebelforum 2020 an.