Das wird spannend: Ein russischer Lebensmittel-Discounter wagt sich in das Land hinein, das den Discount einst erfunden hat. Das ihn perfektioniert und riesengroß gemacht hat. Das Land, in dem die Verbraucher von jedem Billigladen trotz Tiefpreisen immer 1A-Qualität erwarten: Deutschland. Torgservis heißt die Firma, ihr Sitz ist in Krasnojarsk in Sibirien. Zwölf Flugstunden weiter westlich, in Leipzig, wird die deutsche Tochter TS-Markt voraussichtlich noch in diesem Jahr den ersten Laden auf deutschem Boden eröffnen.
Gelingt die Firmenstrategie, so können sich die Verbraucher auf einen neuen Preiskampf bei Lebensmitteln freuen. Der Begriff „Billigdiscounter“ klingt eigentlich wie eine Tautologie, weil er aus einer inhaltlichen Wiederholung besteht. Doch auf die neue Ladenkette – die voraussichtlich „Mere“ heißen soll, mit roter Schrift auf gelbem Grund – trifft er zu. Der Werbespruch spitzt das Konzept auf vier Worte zu: „Jeden Tag nur Tiefstpreise“. Was damit genau gemeint ist, lässt sich in Rumänien besichtigen, wo das Unternehmen bereits aktiv ist. In einem Einkaufszentrum nahe Bukarest kosten Produkte des Basisbedarfs wie Milch, Salz, Kaffee oder Nudeln nach Angaben von Marktbeobachtern bis zu 20 Prozent weniger als bei der benachbarten Konkurrenz, Lidl und Aldi. In Deutschland wird wohl ein ähnlicher Abstand angestrebt.
Das Einkaufserlebnis wird absehbar spartanisch sein: Paletten, Kartons, Kisten, Neonlicht. Darauf deuten nicht nur vorhandene Geschäfte von Torgservis im Ausland hin, sondern auch die Ausschreibung auf der deutschen Firmenwebsite für die Ladeneinrichtung. Die Tochter, die in Berlin an der Allee der Kosmonauten residiert, sucht hauptsächlich Schwerlastregale („bis 3,50 Meter“), Gitterboxen und Wühltische, immerhin auch Obst- und Gemüseständer. Von Ladenregalen, gar von Frischetheken ist nicht die Rede.
Quelle: WELT.de