„In Afrika zu leben macht mich bescheiden“

Vor 12 Jahren reiste Johnny Lammers nach Äthiopien. Nachdem er einige Jahre in einer Rosengärtnerei gearbeitet hatte, zog er zurück in die Niederlande. Er ist jetzt seit 2015 wieder in Äthiopien. Ihm zufolge wäre es gut, wenn alle für eine Weile in Afrika leben würden.

Im Jahr 2006 ging Johnny zum ersten Mal nach Äthiopien, um für eine Rosengärtnerei in Awassa zu arbeiten. „Ich war drei Jahre dort und dann zog ich zurück in die Niederlande. 2015 bin ich nach Äthiopien zurückgekehrt“, sagt er. Johnny lebt im Raya Valley in Mehoni. Dieses Dorf liegt im Norden von Äthiopien, etwa 650 Kilometer von der Hauptstadt Addis Ababa entfernt. Seit seiner Rückkehr arbeitete er für Raya Horti Farms. „Diese Farm wurde 2012 gegründet. 2015 wollte der Besitzer mit dem Start einer Erdbeergärtnerei eine neue Richtung einschlagen. Er suchte nach einem Manager, der ihm half, diese Pläne zu verwirklichen, und er fand mich durch Hörensagen.“

Raya Horti Farms baut Erdbeeren, Himbeeren, Kopfsalat, Kohl, Bohnen, Paprika, Tomaten, Melonen, Chili, Zucchini und Auberginen auf einer Fläche von ca. 100 Hektar an. In ihrem ersten Jahr bestand die Arbeit hauptsächlich aus der Professionalisierung der Farm und der Arbeiter sowie der Erlangung der GlobalGAP-Zertifizierung. „Als Generaldirektor besteht meine Arbeit nun hauptsächlich aus der Überwachung und Kontrolle aller produktionstechnischen Prozesse, der Optimierung der Effizienz und Produktivität, der Kostenkontrolle sowie der Aufrechterhaltung und Erweiterung unserer Exportverträge.“ Äthiopien hat einen attraktiven lokalen Markt mit rund 100 Millionen Einwohnern. „Vor allem, weil man keine hohen Exportkosten wie Verpackungsmaterial und Luftfracht hat“, erwähnt Johnny. „Doch auf den Export können wir nicht verzichten. Wir kaufen jetzt die meisten Inputs, wie Saatgut, Dünger, Pestizide und Verpackungsmaterialien im Ausland ein, und dafür werden Dollar benötigt. Rund 70 Prozent unserer Produktion verbleiben derzeit in Äthiopien, und 30 Prozent werden hauptsächlich in den Nahen Osten exportiert.“

Obwohl Johnny sagt, dass er sich sehr wie ein Holländer fühlt, ist er nicht sehr an sein Heimatland gebunden. „Ich bin gerne im Ausland. Die meisten Menschen kennen Äthiopien nur aus Armut und Dürre. Natürlich hat dieses Land Probleme, aber das Land kommt Schritt für Schritt besser voran. Infolge all dieser Entwicklungen und der vielen ausländischen Investitionen hat Äthiopien die am schnellsten wachsende Wirtschaft in ganz Afrika. Außerdem gefällt mir die Gastfreundschaft ebenso wie das Klima und natürlich der leckere Kaffee. Die Leute sagen manchmal, dass das Leben in Afrika dich bescheiden macht, und ich denke, das stimmt. Man hat hier nicht immer Strom, der Wasserhahn hat nicht immer heißes Wasser und an manchen Tagen gibt es überhaupt kein Wasser. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn du das akzeptierst, machst du einfach das Beste daraus.“ Für ihn wäre es gut, wenn alle für eine Weile in Afrika leben würden. Zu erfahren, dass das, was in den Niederlanden selbstverständlich ist, gar nicht so selbstverständlich ist und dass die Dinge, über die wir uns in den Niederlanden beschweren, gar nicht so schlecht sind.

Er sagt, die Mentalität sei der größte Unterschied zwischen Äthiopien und den Niederlanden. Während die Holländer den ganzen Tag beschäftigt sind und nie genug Zeit haben, sind die Äthiopier entspannter. „Wenn es heute nicht passiert, passiert es morgen oder am nächsten Tag. Es ist eine Schande, dass diese lockere Haltung manchmal auch bei der Arbeit angewandt wird und dass die Menschen hier nicht gerade für Veränderungen offen sind. Die Äthiopier bevorzugen es, an ihrem traditionellen und oft bürokratischen Denken und Verhalten festzuhalten.“ Auf die Frage, was er am meisten in den Niederlanden vermisst, erwähnt er natürlich seine Freunde und Familie. Er freut sich auch auf das gute Essen und die große Auswahl an Speisen bei jedem Besuch in den Niederlanden. „Am Freitag in ein griechisches Restaurant gehen oder Sushi oder Indonesisch essen. Beim Einkauf eine Krokettenrolle essen oder beim McDonalds Halt machen. Das ist etwas, was ich definitiv vermisse.“ Johnny kann nicht sagen, ob er jemals wieder in die Niederlande ziehen wird. „Wir werden sehen, was in Zukunft passiert. Es gibt zu viele schöne Orte auf der Welt, um sich nur auf die Niederlande zu konzentrieren.“

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Raya Horti Farms
Johnny Lammers