Vor genau 20 Jahren gründete Kees van den Boch Freeland. Damals wurde ihm gesagt, der Handel sei nicht mehr zeitgemäß, und dass man immer mindestens einen Kunden in der Hinterhand haben muss. Nach 20 Jahren schreibt der Exporteur von Gemüse jedoch noch immer schwarze Zahlen - Tendenz steigend. Er wäre gerne noch ein paar Jahre im Unternehmen aktiv, will sich dann aber als Berater und Shareholder zurückziehen.
"Ich bin in Bleijswijk, in den Niederlanden, geboren und aufgewachsen und hatte nie einen Bezug zum Osten des Landes. Im Alter von 22 bis 36 habe ich für Combilo gearbeitet, und in den 1990ern begann eine turbulente Zeit im Frischwaren Sektor. Man kaufte nicht mehr länger nur auf Auktionen, sondern auch direkt von Bauern. Bei The Greenery und seinen Vorgängern gaben sich die Manager die Klinke in die Hand. Ich mochte diese Art des Direktkaufs, die Leute bei Combilo entschieden sich jedoch dazu, sich weiter auf Auktionen zu konzentrieren. Allerdings stieg Fresh Farm, eine Tochtergesellschaft von Boers op Nieuw-Amsterdam, auf die neue Methode um und ich mochte das sehr. So kam es, das ich 1995 in den Osten des Landes zog", erinnert sich Kees.
Der Anfang bei Fresh Farm war nicht immer leicht. Auch für das Unternehmen begannen schwierige Zeiten, nachdem Heinz Deprez den Mutterkonzern Boers Holland übernommen hatte. Im Osten gab es jedoch keine anderen Unternehmen, mit denen sich Kees hätte identifizieren können. Er hatte Heimweh, und deswegen kehrte er zu Combilo zurück. Allerdings machte ihm die Liebe einen Strich durch die Rechnung, da er sich keine "Wochenend-Ehe" hätte vorstellen können, daher beschloss er 1998, quasi aus der Not heraus, sein eigenes Unternehmen zu gründen: das war die Geburt von Freeland. "Ich habe für Comblio 100 Container Zwiebeln nach Schweden verkauft und das habe ich dann auch für Fresh Farm gemacht, so habe ich meine Brötchen verdient. Wo ich hin verkauft habe, war mir da nicht wichtig. Ich habe Freeland als eine Verbindung zwischen den Farmern und den Endverbrauchern gesehen, und das passte zu meiner Philosophie, die Lieferkette zu verkürzen."
Donkerbroek
"Als ich angefangen habe, passten plötzlich alle Teile des Puzzles zusammen. Ein Unternehmen zu gründen, war damals noch nicht so schwierig wie heute, wo man all diese Zertifikate braucht. Man hat sich bei der Handelskammer registriert und einfach angefangen", sagt Kees. Natürlich musste man einen Standort für den Verkauf finden und das war Donkerbroek. Kees mietete Büroräume von Arie Koppert. "Schon damals gab es Leute, die nichts mit ihm zu tun haben wollten und diejenigen, die ihm ohne Einschränkungen vertrauten. Ich gehörte zu der zweiten Kategorie. In diesen Jahren war Arie eine Größe in der niederländischen Eisbergsalat-Produktion. Er hatte Kontakte zu vielen Bauern und auch im Geschäft mit Karotten und Zwiebeln war er aktiv. Allerdings musste ich, als er bankrott ging, Donkerbroek verlassen."
Aber auch das erwies sich nicht als Problem. "In Donkerbroek wurde jedes Jahr ein neuer Angestellter eingestellt, und nach vier Jahren waren wir bereits fünf Mitarbeier. Fast jeder kam aus Emmen, und wir fuhren immer gemeinsam nach Donkerbroek, sodass der Umzug fast schon eine Erleichterung war", fährt Kees vor. Er sah die Location in Emmen nie als Nachteil. "Wir können eigentlich von überall in den Niederlanden arbeiten, ganz egal ob in Overijssel, Nordholland oder Limburg. Wir kaufen nur sehr wenig Produkte von nah gelegenen Bauern, viele Container gehen in den Osten über das Zwartemeer. Deswegen ist unser Sitz sehr zentral gelegen."
Die wichtigsten Verkaufsländer für Freeland sind Schweden, Polen und die Tschechische Republik. In den vergangenen Jahren ist auch Deutschland ein immer wichtigerer Kunde geworden. "In der Vergangenheit sind wir immer nur durch Deutschland durchgefahren. Wir haben nie daran gedacht, dorthin zu verkaufen, und das, obwohl es dort gute Möglichkeiten gab. Wir kaufen auch viel von deutschen Farmen", erklärt Kees. In den letzten Jahren hat sich das Unternehmen aus Emmen zu einem Spezialisten für Gemüse vom offenem Feld entwickelt. "Zwiebeln machen den größten Teil aus. Wir haben noch immer Wachstumspotential bei Gewächshausgemüse, aber unser Unternehmen ist klein und man kann nicht alles machen. Wir könnten natürlich einen wahren Durchbruch mit Gurken und Rispentomaten haben, aber wir haben keine Verträge mit deutschen Einzelhändlern abgeschlossen."
Kees van den Bosch.
Neujahr 2008
Im Laufe der Jahre gab es auch viele schwierige Momente. Beispielsweise bestand 1998 die gesamte Verkaufsabteilung aus nur drei Angestellten, die dann an Neujahr verkündeten, dass sie gehen würden. "Durch unsere guten Kontakte konnten wir die Positionen jedoch schnell neu besetzen, und dann ging es bergauf. Im April war alles wieder unter Kontrolle, und Donna Zandvliet, die ins Verkaufsteam kam, stellte sich als wahre Bereicherung heraus. Deswegen konnte sich das Verkaufsteam dann auf den Handel konzentrieren", sagt Kees.
Ein weiteres Jahr, das für immer in Erinnerung bleiben wird ist 2011. Denn da kamen die Probleme mit dem Kartoffel- und Zwiebelexport nach Russland auf. "In der Vergangenheit war Russland ein sehr interessanter Markt für uns, weil es ruhige Wintermonate hatte, aber im Nachhinein wäre es vermutlich besser gewesen, wenn wir diese Monate langsamer angegangen wären. Man verliert weniger Geld in den Ferien, als beim regulären Handel."
Telex
"In diesen 20 Jahren habe ich nicht einmal darüber nachgedacht, alles hinzuschmeißen. Vielleicht nur das eine Mal, als meine drei Verkaufsteam Mitglieder die Kündigung eingereicht haben. Ich arbeite mit vielen Lieferanten schon seit meinen Tagen bei Combilo zusammen, und wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Sehr stolz bin ich vor allem auf unser beständiges Wachstum. Die Ausnahme waren schwierige wirtschaftliche Zeiten", sagt Kees. Er sagt, dass die Kommunikation in all seinen Jahren im Handel die größte Herausforderung gewesen sei. "Ich stamme aus der Zeit des Telefaxes. Heute wird fast alles per E-Mail abgewickelt. Das hat zu vielen Meinungsverschiedenheiten geführt."
Er hofft, dass in den nächsten zwanzig Jahren weiterhin Freelands Name auf der Gebäudefassade stehen wird. "Ich werde dann zwar nicht mehr da sein, aber vielleicht hat ja mein Sohn oder meine Tochter Interesse. Das kann ich aber jetzt noch nicht sagen. Ich will noch etwa drei bis fünf Jahre im Geschäft bleiben, und dann möchte ich als Shareholder und Berater zur Verfügung stehen. Jetzt bereite ich mich ein bisschen darauf vor. Von Mai bis September arbeite ich sehr hart, aber in den anderen Monaten lasse ich die anderen Angestellten den Großteil des Tagesgeschäfts abwickeln. Das ist ein guter Deal, oder nicht?"
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