Polnischer Apfelanbau in Bewegung: andere Sorten und neue Ausfuhrmärkte
FAS Warsaw schätzt die Produktion auf 2,8 Millionen Tonnen, ein Rückgang von 20 Prozent im Vergleich zu vorigem Jahr. Die offiziellen Zahlen der polnischen Regierung melden eine Produktion zwischen 2,3 und 2,6 Millionen Tonnen. Das waren in der Saison 2016/2017 3,6 Millionen Tonnen. Die polnische Apfelbranche nennt 3 Millionen Tonnen diese Saison, vor einem Jahr waren es 4,05 Millionen Tonnen. Die unterschiedlichen Schätzungen gibt es schon seit einigen Jahren. Polen ist mit einer Gesamtproduktion von 30 Prozent der größte Apfelproduzent der EU.
Die Anbaufläche ist geringer, weil einige Obstgärten aus der Produktion genommen sind. Manche Erzeuger haben nach einigen Jahren mit enttäuschenden Preisen Teile der Obstgärten mit anderen lukrativeren Gewächsen bepflanzt.
Der Saisonstart war positiv mit einem milden Winter und einem guten Frühling. Der Frost im April hat die Ernte negativ beeinflusst. Die Kälte hat die Ernte aller Sorten dezimiert, aber es gibt lokale Unterschiede. In manchen Regionen werden vollständige Verluste gemeldet. Erzeuger der Sorte Idared meldeten die größten Verluste. Die Sorten Champion, Gala und Gloster haben den Frost besser überstanden. Der Frost hat die Qualität beeinträchtigt. Manche Erzeuger haben aus finanziellen Gründen keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Das könnte sich in der nächsten Saison bemerkbar machen. Nach dem Frost gab es später in der Saison Hagelschauer, die die Ernte geschädigt haben.
Es sind in dieser Saison weniger Äpfel für den Frischemarkt verfügbar, aber das Wachstum dieses Segments setzt sich durch. 2016 und 2017 sind neue Obstgärten angepflanzt worden mit Apfelsorten wie Idared, Golden, Gala und Champion. Es gibt zudem die lokale Sorte Antanowka, die sowohl für den Frischemarkt als auch für die Industrie geeignet ist. Wegen des russischen Boykotts sind die polnischen Erzeuger dazu gezwungen in eine Diversifizierung der Sorten zu investieren. Laut verschiedenen Quellen bestehen die Neuanpflanzungen vor allem aus Red Delicious, Gala und Prince. Der Branchenverein hat dazu geraten unter anderen diese Sorten zu pflanzen, in Zusammenhang mit den Marktänderungen und den örtlichen Anbaubedingungen.
Die Apfelproduktion ist in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht, aber der einheimische Apfelkonsum hat um 24 Prozent abgenommen. 2016 betrug der einheimische Konsum pro Kopf 13 Kilogramm. Laut den Schätzungen von FAS Warsaw kauft die Industrie dieses Jahr 1,4 Millionen Tonne Äpfel, vor einem Jahr waren es 1,8 Millionen Tonnen. Etwa die Hälfte der Ernte ist für die industrielle Verarbeitung bestimmt, vor allem für Konzentrat. Polen ist innerhalb der EU Spitzenreiter wenn es sich um die Ausfuhr von Apfelsaftkonzentrat handelt. .
Die niedrigere Ernte und die schlechtere Qualität der Äpfel spiegeln sich in den Ausfuhrzahlen wieder. In den Schätzungen ist die Rede von einer Ausfuhr von 800.000 Tonnen, das sind 300.000 Tonnen weniger als voriges Jahr. Im ersten Quartal der Saison 2017/2018 wurden um 40 Prozent weniger ausgeführt als in dergleichen Periode vor einem Jahr. Der Rückgang war namentlich in der Ausfuhr nach Weißrussland und Ägypten zu beobachten. Vor dem russischen Boykott 2014 war dieses Land der größte Abnehmer außerhalb der EU: etwa die Hälfte des Exports. Nachdem die Grenze geschlossen wurde, ist der Anteil von Weißrussland, der Ukraine und Kasachstan gestiegen. 2016/2017 hat die Ausfuhr nach diesen Märkten um 24 Prozent zugenommen, in dem Jahr ist der Export in die EU-Länder um 10 Prozent zurückgegangen. Dieser Rückgang wurde von den Märkten außerhalb der Europäische Union aufgefangen.
Weil die russische Grenze geschlossen wurde, musste die polnische Branche auf die Suche nach neuen Märkten. Diese hat man unter anderen in Singapore, Thailand, Algerien, Ägypten, Marokko, Libien, Saudi-Arabien, Kuwait und Vietnam gefunden. Aus diesen Zahlen geht aber auch hervor, dass es sich um kleine Märkte handelt, die den Verlust des russischen Marktes nicht ausgleichen können. Die Qualität bei Ankunft in weiten Bestimmungen ist eine Herausforderung der Branche. Die Äpfel werden unterwegs manchmal beschädigt.
China eröffnete formell die Grenzen für die polnischen Äpfel. 2013 hat man eine Zugverbindung zwischen Chengdu und Lodz in Gebrauch genommen. Diese Strecke wird jetzt viel für den Apfeltransport benutzt. Polnische Exporteure hoffen, dass die Vereinigten Staaten und Kanada bald die Grenzen öffnen werden.
Wegen eines Überschusses auf dem Markt stand die Einfuhr in den letzten Jahren unter Druck. Für diese Saison erwartet man eine Belebung der Einfuhr, bestimmt gegen Saisonende, weil die Lagerqualität der Äpfel weniger gut ist.
Birnen: ähnliche Geschichte
Für die Birnen gilt größtenteils das gleiche. Die Ernteschätzungen widersprechen sich, aber jede Schätzung bestätigt, dass weniger Birnen gepflückt werden. Die Branche schätzt das Volumen auf 40.000 Tonnen, das ist ein Rückgang hinsichtlich der 55.000 Tonnen vor einem Jahr. Die polnische Regierung meldet 60.000 Tonnen in dieser Saison und 81.500 Tonnen in der letzten Saison. Der Frost im Frühling hat auch die Birnenernte dezimiert.
Man sagt, dass manche Apfelerzeuger auf den Birnenanbau umschalten, der gewinnbringender sei. Die Conference ist die wichtigste Sorte: sie macht 60 Prozent der Produktion aus. Andere populäre Sorten sind Lukas und Local Favorite. Der Export ist mit 40.000 Tonnen um 22 Prozent niedriger wegen einer kleineren Ernte. Weißrussland, Kasachstan, Litauen und Lettland sind in den vergangenen Jahren zu wichtigeren Absatzmärkten ausgewachsen, nachdem Russland die Grenze geschlossen hat. Die Ausfuhr in diese Länder ist um 70 Prozent zugenommen.
Die Einfuhr steigt erwartungsgemäß mit 14 Prozent bis 40.000 Tonnen. Voriges Jahr wurden die meisten Birnen aus den Niederlanden eingeführt (22.075 Tonen) und Belgien (5.224 Tonnen), zusammen machen sie 73 Prozent der Einfuhr aus.