Neue Apfelsaison geprägt von kleiner Ernte und hohen Preisen
Für Deutschland wird mit 555.000 t (-46 % gg. Vj.) der geringste Ertrag seit der Wiedervereinigung prognostiziert. Während die Niederelbe dank Frostberegnungsanlagen mit Verlusten von geschätzt 35 % noch glimpflich davongekommen ist, wurde besonders der Süden schwer getroffen. So sollen in Baden-Württemberg zwei Drittel einer Durchschnittsernte vernichtet worden sein. Für einen Teil dieser bislang nicht-versicherbaren Schäden wird das Land Baden-Württemberg im Rahmen der Frosthilfe 2017 aufkommen.
Besonders gravierend werden sich die Ausfälle bei der Jonagold-Gruppe auswirken. Am Bodensee erlitten diese besonders lange haltbaren Apfelsorten Verluste von 90 %. Hinzu kommt, dass aufgrund des geringen Behangs an den betroffenen Bäumen vermehrt mit Übergrößen zu rechnen ist, sodass auch die verbleibenden 10 % Jonagold-Äpfel nur bedingt für den Frischmarkt geeignet sein werden.
Da andere Sorten wie Elstar und Gala, je nach Haltbarkeit der Ware, bis April bzw. Mai vermarktet sein müssen, wird im Lauf des Frühjahrs 2018 am Bodensee kaum mehr Lagerware für den Verkauf bereitstehen. Baden-Württemberg, welches ansonsten über einen Selbstversorgungsgrad bei Äpfeln von rund 150 % verfügt, wird dadurch in der zweiten Saisonhälfte auf Importe angewiesen sein.
Bei einem Verbrauch von rund 150.000 t Tafeläpfel jährlich wird man ein Versorgungsdefizit von 50.000 t ausgleichen oder auf andere Obstarten ausweichen müssen. In der ersten Saisonhälfte versuchen die Erzeugerorganisationennun zunächst, Einkommenseinbußen für ihreMitglieder über den Preis zu begrenzen. Zum Teil gelingtdas auch, so erzielte neuerntige Tafelware derHandelsklasse 1 im Schnitt fast 100 €/dt und damit50 % mehr als vor einem Jahr. Aufgrund der Auswirkungenvon Frost- und Hagelschäden wird vermutet,dass der Anteil an zweitklassiger Ware überdurchschnittlichgroß ausfallen wird. Entsprechend niedrigerfallen hier die Preisaufschläge aus, bislang wurden50 €/dt erzielt (+35 % gg. Vj.).
Es bleibt abzuwarten, obdie Endverbraucher auch über längere Zeiträume bereitsind, Äpfel mit optischen Mängeln einzukaufen, oder obsie auf makellose Importware ausweichen.
Diese Unsicherheit über die Vermarktungschancenkönnte dazu führen, dass ein Teil der zweitklassigenWare gleich nach der Ernte an die Verwertungsindustrieabgegeben wird. Denn dort werden gerade rekordverdächtigePreise in einer Spanne von 20 - 25 €/dt erzielt,ein Aufschlag von 185 % gegenüber dem Vorjahr, alsnur 7,50 €/dt bezahlt wurden. Für manchen Erzeugerkönnte sich das lohnen, da er sich so Kosten für Sortierung,Lagerung und Vermarktung spart und kein Preisrisikoeingeht.
Gerade im Bereich der Direktsafterzeugung zeigt sichder Mangel an Äpfeln in Süddeutschland sehr deutlich.Ein Transport von Mostäpfeln aus anderen Anbauregionenüber längere Strecken lohnt sich meist kaum, dergeringe Kilopreis für Mostäpfel würde mit steigenderEntfernung sehr schnell unverhältnismäßig zunehmen.Entsprechend sind die Verarbeitungsbetriebe eher bereit,den Erzeugern preislich entgegenzukommen, umihre Anlagen auszulasten.
Quelle: LEL, Agrarmärkte aktuell Sept 2017