FreshPlaza hatte ein Interview mit Walter Meazza, Präsidenten von Adiconsum.
FreshPlaza (FP) - Wie fühlen sich Verbraucher bezüglich Ernährung?
Walter Meazza (WM) - Heutzutage sind Verbraucher bewusster als als früher. Sie wissen, dass gutes Essen notwendig ist, um ein gesundes Leben zu führen, und dass sie andere Wesen sowie die Umwelt respektieren müssen. Daten zeigen es: Wir erleben eine tiefe Wirtschaftskrise, doch der Nahrungsmittelverbrauch nimmt nicht ab. Tatsächlich kaufen Leute mehr biologisches und ökologisches Essen, auch wenn es teurer ist. Das bedeutet, dass wir bereit sind, weniger Kleidung oder einen kürzeren Urlaub in Kauf zu nehmen, aber nicht weniger gutes Essen zu kaufen. Insbesondere haben wir einen vergrößerten Verbrauch von Obst, Gemüse und Biolebensmittel zu bezeugen.
Walter Meazza, Präsident von Adiconsum
FP - denken Sie, dass wir damit zufrieden sein sollten, was wir bis jetzt erreicht haben?
WM - Nein, wir müssen mehr tun. Zusätzlich zu der Sorge bezüglich der Qualität müssen wir uns auch um die Sicherheit sorgen. Deshalb will Adiconsum, dass Unternehmen Auskunft über Ernährungseigenschaften, Rückverfolgbarkeit, Artenvielfalt und Zertifikate geben.
FP - Wie kaufen Verbraucher ihre Produkte?
WM - Da Leute versuchen, gesündere Lebensstile zu führen, suchen sie natürlichere und frischere Produkte. Sie entdecken vergessenes Obst und Gemüse wieder, die gute Antioxidationsmittel, beruhigende oder antientzündliche Eigenschaften haben. Außerdem kaufen immer mehr Italiener Erzeugnisse auf Märkten oder direkt vom Bauern.
FP - Bis vor ein paar Jahren haben Leute gedacht, dass Supermärkte über alles andere herrschen würden...
WM - Einzelhändler erzeugen wirklich Paradoxe. Zum Beispiel wird ein Kilo Zitronen für €1,20-1,50 an Händler verkauft (abhängig von der Qualität), die es säubern, einpacken und verladen müssen. Ketten verkaufen das Kilo dann für ungefähr 3€. Viele entscheiden sich deshalb dafür, keine Zitronen mehr anzubauen, weil die Produktionskosten höher sind als der Gewinn - sie verdienen 7 Cent pro Kg, aber geben 13 aus. Tausende von Tonnen der Früchte werden daher nicht mehr geerntet. Erzeuger müssen sich mit Konkurrenz von Zitronen aus dem Ausland befassen, die wegen der niedrigeren Produktionskosten (4€ in der Türkei gegen 70€ in Sizilien) zu niedrigeren Preisen anbeiten und mit dem Mechanismus von Einzelhandelsketten verkauft werden, die große Industrien bevorzugen.
FP - Was wäre eine Lösung?
Wir glauben, dass die Kette gekürzt werden sollte, d. h. der Absatzweg mit einem einzelnen Einzelhändler, der zwischen Erzeugern und Verbrauchern Mittelsmann ist. Das wäre wirtschaftlich und hätte auch Qualitätsvorteile für die Verbraucher.