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Marktbericht auf der 65. Internationalen Kartoffel-Herbstbörse

Die Saison 2015/2016 war geprägt durch eine letztendlich doch große Ernte bei schwierigen Qualitäten. Wieder einmal wurden viele Marktteilnehmer mit Kistenkühllagerung vom Marktverlauf benachteiligt. Aus der Ernte heraus wurden unterm Strich bessere Margen erzielt als aus der Langzeitlagerung, auch weil viele Qualitäten am Ende der Vermarktungsperiode eine nicht mehr ausreichende Packqualität aufwiesen.

Viele Packbetriebe mussten sich schnell der frischen Speisefrühkartoffeln bedienen, um die heimische Ware in den Supermarktregalen zu ergänzen. Die Frühkartoffelimporte fanden einen recht aufgeräumten Markt in Mitteleuropa vor. Das Angebot aus Ägypten und Israel blieb überschaubar. Das auch weil Russland, aufgrund des Embargos auf europäische Agrarprodukte, fleißig in diesen Regionen einkaufte.

In Spanien war bereits früh klar, dass aufgrund der erneut verringerten Anbaufläche und der unglaublichen Niederschläge von 200 l/qm innerhalb weniger Tage, in der Hauptanbauregion Andalusien kein Angebotsdruck aufkommen würde. Entsprechend optimistisch blickten die spanischen Bauern auf die startende Saison und konnten die Preise auch durchweg auf einem guten Level halten. Doch die Auswirkungen der starken Regenfälle in Verbindung mit der nachfolgenden Hitze, setzten den Beständen in der Rodephase stark zu und die Ausfälle durch Qualitätsmängel machten den vermeintlich guten Preis für die spanischen Anbauer schnell wieder zunichte. Starkregen, Hitze und Trockenheit gab es aber auch in unseren klassischen deutschen Frühkartoffelgebieten. Der Vermarktungsbeginn in der Pfalz und im Raum Burgdorf begann ebenfalls mit auskömmlichen Preisen bei gerade mal durchschnittlichen Erträgen. Schnell wurde sichtbar, dass bei den extremen Witterungsbedingungen keine Rekordernte bei der Frühware heranwachsen würde. So konnten sich die Preise auf einem guten Niveau behaupten. Der Starkregen in Verbindung mit der extremen Hitze und Trockenheit setzte den Kartoffeln in allen Regionen stark zu. Trotz Beregnung und dem mancherorts gerade noch rechtzeitig einsetzenden Regen konnten die Bestände nicht überall vom Wetterumschwung der letzten Tage profitieren. In der Summe ist es zu trocken.

Bezüglich Ertrag und Qualität besteht nicht nur in Deutschland ein erhebliches Nord-Süd-Gefälle sondern in ganz Europa zeichnet sich ein vergleichbares Bild ab. Aus fast allen Regionen wird berichtet, dass der Anteil an grünen Knollen, solchen mit Wachstumsrissen und Rodebeschädigungen wesentlich höher ist als in normalen Jahren. Dadurch könnten ca. 10 % der Speisekartoffelernte im Futter landen und nicht in der Tüte.
Diese witterungsbedingten Ernteverluste in Verbindung mit den schwierigen Rodebedingungen auf unberegneten schwerbödigen Flächen sind gerade in den mittleren und südlichen Anbaugebieten deutlich zu spüren, während in Niedersachen und dem nördlichen Europa auch dank der Beregnung auf den leichteren Böden wohl eine gute Ernte eingefahren werden wird.
Welche Nettomenge nach Abzug aller Sortiermängel letztendlich in Deutschland noch übrig bleibt, wird sich noch zeigen.

In Belgien haben die Bestände ebenfalls extrem unter der Witterung gelitten. Da hier nur wenige Flächen beregnet werden können, erwarten die Erzeugergemeinschaften in Belgien lediglich einen unterdurchschnittlichen Ertrag von gerade mal 43 t/ha. Trotz der starken Flächenausdehnung in diesem Jahr um mehr als 12% auf fast 90.000 ha wird von einer Gesamternte von lediglich 3,8 Mio. Tonnen ausgegangen. Dies würde den wachsenden Bedarf an Rohstoff in Belgien bei Weitem nicht decken.

In den Niederlanden ist die Situation ebenfalls kompliziert. Obwohl die Anbaufläche auf fast 73.000 ha ausgedehnt wurde, haben die starken Regenfälle zu Beginn der Saison zu vielen Totalausfällen geführt und überall Spuren in den Beständen hinterlassen. Im Nordwesten Hollands ist in kürzester Zeit so viel Regen gefallen, dass vom Verlust von ca. 1.000 Ha Kartoffeln ausgegangen werden muss. Auch hier hat dann die spätere Hitze und Trockenheit zu weiteren Ertrags- und Qualitätsminderungen geführt. Generell wird von leicht unterdurchschnittlichen Erträgen und mittelfallender Ware berichtet. Da noch viele Flächen gerodet werden müssen und die amtlichen Daten bisher nicht vollständig vorliegen, liegt es noch im Bereich der Spekulation, ob die Vorjahresmenge überhaupt erreicht werden kann. Eine Rekordernte wird es jedenfalls auch hier nicht geben.

In Frankreich herrscht eine vergleichbare Situation wie in Deutschland. Im Norden werden gute, aber kleinfallende Erträge erwartet und im Süden bleiben die gerodeten Mengen weit hinter den Erwartungen der Landwirte zurück. Diese unterdurchschnittlichen Erträge und die bereits stete Nachfrage aus Spanien und Italien haben die Preise auf einem guten Niveau relativ stabil gehalten. Gerade festkochende Sorten sind nicht in ausreichender Qualität vorhanden und die Sorge ist groß, ob bei der anhaltenden Trockenheit die Läger überhaupt voll werden.

In der Schweizer Kartoffelbranche rechnet man in diesem Jahr allgemein mit einer unterdurch-schnittlichen Ernte. Grund dafür sind auch hier die extremen Wetterverhältnisse. Im Frühling war es zu nass, sodass einige Kartoffelbestände erstickten. Im Sommer wiederum setzte die Hitze und die lang anhaltende Trockenheit den Kartoffeln schwer zu. Es wird daher mit vielen kleinen Knollen gerechnet. Im Mittel wird mit 265 dt/ha Speiseanteil über alle Sorten gerechnet. Verglichen mit den letzten 5 Jahren, die zwei Kleinsternten enthalten, liegen die diesjährigen Erträge 23% unter dem Durchschnitt.

In Österreich hingegen ernten die Bauern bisher durchschnittliche bis gute Erträge. Hier gab es zum richtigen Zeitpunkt die notwendigen Niederschläge oder es konnte beregnet werden, sodass die Rodungen im vollen Gange sind. Das Angebot übertrifft dadurch momentan die Nachfrage und die ersten Exportanfragen werden bereitwillig bedient. Unterm Strich erwartet man in Österreich eine gute, durchschnittliche Ernte bei bisher zufriedenstellenden Qualitäten.

Auch in Großbritannien wird keine Rekordernte erwartet. Die Anbaufläche wurde hier gegenüber dem Vorjahr nur unwesentlich eingeschränkt und in Verbindung mit den kleineren Erträgen wird eine zwischen 7 und 10% kleinere Gesamternte erwartet. Es gibt aber noch keine verlässlichen Angaben, da die Rodetätigkeiten auch hier durch die Trockenheit stark behindert werden.

In Osteuropa und hier besonders in Polen, ist eine gute Ernte herangewachsen. Im Südosten hat die Hitze- und Trockenperiode jedoch auch Schäden in den Kartoffelbeständen hinterlassen. In Tschechien spricht man von wesentlich kleineren Erträgen, kleinfallender Ware und auch hier gibt es Probleme mit der Optik. Gute Waschqualitäten werden also im Verlaufe der Saison ihren Weg in diese Regionen finden können.

Der Sachverständigenausschuss von Bund und Ländern zur „Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung“ hat auf Basis der vorliegenden Rodungsergebnisse festgestellt, dass in Deutschland 2016 wiederholt nur eine mäßige Ernte bei Kartoffeln eingefahren werden kann.
Gegenüber dem Vorjahr erwartet man einen Rückgang der Gesamtmenge von fast 2 %, was eine voraussichtliche Erntemenge von rund 10,2 Mio. Tonnen bedeutet. Der mehrjährige Durchschnitt würde damit um 5% unterschritten. Da die Haupternte noch im vollen Gange ist, kann das endgültige Ergebnis von der Vorschätzung abweichen. Die Anbaufläche hat nach der aktuell vorliegenden Bodennutzungshaupterhebung mit rund 235.500 ha einen neuen Tiefstand erreicht. Gegenüber dem Vorjahr wurde der Anbau um 0,5 % eingeschränkt.
 
Niedersachsen ist mit deutlich mehr als 100.000 ha weiterhin die größte deutsche Anbauregion, gefolgt von Bayern mit ca. 40.000 ha und NRW mit etwas mehr 26.000 ha. Außer in Nieder-sachen ging der Kartoffelanbau in allen Bundesländern leicht zurück oder blieb ungefähr auf Vorjahresniveau. Der Anteil an Kartoffelflächen an der gesamten Ackerfläche in Deutschland stieg auch in diesem Jahr nicht über 2%! Die Hektarerträge fallen regional sehr unterschiedlich aus. Im Bundesdurchschnitt wurde ein Mittel von 43,2 t/ha errechnet. Das sind 1,4% weniger als im Vorjahr und 0,8 % weniger als im langjährigen Mittel. Dabei hat Niedersachsen mit 47,2 t (Vorjahr 48,1) die höchsten Erträge und Bayern hat sich mit 45,5 t/ha von dem katastrophalen Ergebnis aus 2015 mit lediglich 35,4 t/ha erholt. Die Rodebedingungen sind in vielen Regionen immer noch zu trocken und die Probleme werden täglich größer. Ob und wie alle Kartoffeln ihren Weg ins Lager finden werden, wird sich in den nächsten Wochen noch zeigen müssen. Es besteht jedoch die reale Möglichkeit, dass sich die Menge von 10,2 Mio. Tonnen noch verringern könnte. Auf jeden Fall steht weniger Ware zur Verfügung als letztes Jahr und die Nettomenge wird erst recht kleiner sein.

Der deutsche Kartoffelhandel wird mit dieser Situation verantwortungsvoll umgehen, um dem Verbraucher auch weiterhin ein hochwertiges Produkt zu fairen Preisen anbieten zu können.

Für weitere Informationen:
Deutscher Kartoffelhandelsverband e.V.
Schumannstr. 5
10117 Berlin
Tel: 030 66406851/52
Fax: 030 66406853
Erscheinungsdatum: