Deutschland steigert seine Produktion, Europa sucht neue Märkte
Sehen wir uns die Daten der größten Produktionsländer im Detail an. Die Ernteschätzungen 2016 für Polen zeigen eine steigende Tendenz von +4 % mit einem Anstieg von 3.979.000 auf 4.150.000 Tonnen, während Italien mit etwa 2.282.000 Tonnen das Ergebnis von 2015 wiederholt. Ein deutlich negativer Trend wird dagegen für Frankreich vorhergesagt mit einem Rückgang von 7 % gegenüber dem Vorjahr und einem nur leicht verbesserten Ergebnis im Vergleich zu vor zwei Jahren. Die WAPA-Daten zeigen für Frankreich 1.564.000 Tonnen gegenüber den 1.674.000 Tonnen von 2015 auf. In starkem Aufwind befindet sich dagegen Spanien mit einem Zuwachs von +6 % gegenüber dem Vorjahr. Dies bedeutet, dass die 482 Tonnen 2015 auf 509 Tonnen ansteigen müssten. Eine allgemein sehr kritische Situation liegt in mehreren Gebieten Mitteleuropas aufgrund der besagten Fröste des vergangenen Winters vor. Negative Zahlen im zweistelligen Bereich werden in mehreren Ländern gemeldet wie Österreich (- 88 %), Slowenien (- 83 %), Kroatien (- 65 %), Slowakei (- 58 %) und der Tschechischen Republik (- 28 %). Auch Portugal verzeichnet - 20 %, während sich Großbritannien leicht über dem Vorjahresniveau platziert (+3 %).
Bild: Interpoma
Auf der Interpoma 2016 werden die teilnehmenden Unternehmer darüber diskutieren, wie man in normalen Produktionsjahren (2015 und 2016 weisen sehr ähnliche Zahlen auf) und nicht übermäßigen Apfelvorräten problematischen Situationen wie der Verlängerung des russischen Embargos, das die Handelsbrücken mit Westeuropa fast vollständig unterbrochen hat, und den in mehreren traditionellen Märkten zu beobachtenden Dynamiken, wo die neuen Generationen ihren Apfelkonsum stark eingeschränkt haben, begegnet.
„Heute haben sich nicht so sehr die Ansprüche des Verbrauchers geändert, sondern sein Alter“, erklärt Obstbauexperte Kurth Werth und Organisator des Kongresses „Der Apfel in der Welt“, der auf der Interpoma 2016 abgehalten wird. „In Deutschland zum Beispiel - erklärt Werth - das ein traditioneller Absatzmarkt für viele Apfelproduzenten ist, wird die ältere Generation nicht vollständig durch die jüngere ersetzt, im Sinne, dass die jungen Leute weniger Äpfel konsumieren. Wir mussten daher nach neuen Märkten Ausschau halten, wie Nordafrika und anderen Gebieten“.
Zudem nehmen die Konkurrenzprobleme zwischen Osten und Westen zu. Werth fährt fort: „Wenngleich der Apfelexport nach Russland für Westeuropa nur von relativer Bedeutung war, drängt Polen aufgrund der Fortführung des Embargos immer weiter nach Westen. Bei einer kürzlich von mir unternommenen dreiwöchigen Reise nach Russland besuchte ich mehrere Städte des Landes und fand in den Supermärkten ausschließlich Äpfel aus Neuseeland”.
Ein weiteres wichtiges Thema sieht Werth in der Notwendigkeit einer hohen Effizienz der Verarbeitungsverfahren, um die heutigen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern. „Da die diesjährigen Prognosen denen des Jahrs 2015 sehr ähneln, müssen wir auf die Qualität und Effizienz der Unternehmen setzen”.
Eine wichtige Überlegung verdient auch die Sortenvielfalt. Die Prognosfruit Daten registrieren in der EU einen Rückgang der Sorte Golden Delicious (die aber die meist angebaute bleibt) von – 7 % (d. h. 2.364.000 Tonnen), gefolgt von Gala (1.329.000 Tonnen, – 4 % Rückgang). Den dritten Platz nimmt die Apfelsorte Idared ein (1.064.000 Tonnen sind für 2016 vorgesehen), entsprechend einem Rückgang von – 6 %. Weitere Kulturvarietäten mit beachtlichen Ertragsmengen sind die Shampion (+1 % entsprechend 520.000 Tonnen), Jonagored (+3 % entsprechend 535.000 Tonnen) sowie Braeburn (+3 % entsprechend 322.000 Tonnen).
Werth kommentiert dies wie folgt: „Wenn sich die Prognosen bestätigen, haben wir es dieses Jahr mit einer normalen Produktion zu tun. Aber Vorsicht: Wenn wir nur über Quantität sprechen anstatt auch über Qualität, befinden wir uns auf dem Holzweg. Die Preise der in kontrollierten Mengen produzierten Clubsorten wie Pink Lady, Kanzi und Jazz liegen bereits dreimal so hoch wie die der alten Sorten wie Golden und andere. Die in Polen produzierte Hauptapfelsorte Idared hat nur ein Fünftel des Wertes der oben genannten Clubsorten. Es liegt somit auf der Hand, dass eine reine Diskussion über die Ertragsmengen sehr relativ ist und irreführend sein kann, wenn andere wichtige Faktoren außer acht gelassen werden”.
Interpoma 2016 bietet somit den Unternehmen des Apfelsektors eine einmalige Gelegenheit, um über die Erschließung neuer Märkte, technische Innovationen, effiziente Logistik und neue Sorten zu diskutieren, in einem Sektor, in dem die Konkurrenz unter den Produktionsländern von Jahr zu Jahr härter wird.
Für weitere Informationen: www.interpoma.it