Infolgedessen war Polen im Jahr 2015 für fast ein Drittel aller Äpfel aus der EU verantwortlich, was dem Land eine Führungsposition brachte. In diesem Jahr kann dieser Anteil nochmals zunehmen, weil die Apfelernte eine Rekordhöhe erreichen wird. Das Statistische Hauptbüro (GUS) glaubt, dass sich die Ernte auf 3,5 Millionen Tonnen, etwa 10 Prozent mehr als im vorherigen Jahr und fast um 70 Prozent mehr als in 2005 belaufen wird.
Die Ernte dieses Jahres wird nicht genug für Polen sein, um in der Weltrangordnung zu steigen; jedoch, wie durch Mariusz Dziwulski erklärt, wird der Abstand zum zweiten Platz in der Rangordnung (die Vereinigten Staaten) jedes Jahr kleiner (der erste Platz in der Produktion von Äpfeln weltweit ist für China).
Die Vereinigung von Obstbauern hat zugegeben, dass die große Menge an Äpfeln in diesem Jahr wahrscheinlich für große Schwierigkeiten sorgen wird.
"Wären wir nicht seit August 2014 durch das russische Embargo betroffen könnten jährlich unsere 1 Mio Tonnen an Äpfeln verladen, hätten wir keine Probleme mit dem Absatz", gibt Miroslaw Maliszewski, Präsident der Vereinigung der polnischen Obstbauern zu. "Inzwischen haben wir versucht, auf alternative Märkte zuzugreifen, aber diese reichen nicht aus, den Verlust Russlands wettzumachen", trug er bei.
Im Jahr 2013 wurden Äpfel an 55 Länder - gemäß Eurostat - exportiert, während im Jahr 2015 diese Anzahl bereits bei 81 lag. Immer mehr polnische Äpfel gehen auf neue Märkte, einschließlich Vietnam, Ägypten und Algerien.
"Der Export von polnischen Äpfeln ist in 2015 jedoch um 27,8 Prozent im Vergleich zu 2013 gesunken", versichert Jakub Olipra, Wirtschaftswissenschaftler bei der Kredit Agricole Bank Polen.
Er hat hinzugefügt, dass sich polnische Apfelexporteure bemühen, das russische Embargo hauptsächlich durch Exporte nach Weißrussland zu überbrücken, von wo aus sie dann nach Russland weitergeliefert werden. In der Periode zwischen 2013 und 2015, ist der Export von polnischen Äpfeln nach Weißrussland um 77,1 Prozent gestiegen, und Weißrussland wurde somit der größte Importeur von polnischen Äpfeln.
"Der Exportanstieg von Äpfeln nach Weißrussland ist jedoch nur weniger als 20 Prozent von dem, was im Jahr 2013 nach Russland exportiert wurde", erklärt Olipra.
Bald sollten die ersten Sendungen von polnischen Äpfeln nach China gehen, aber Miroslaw Maliszewski gibt zu, dass es nicht leicht sein wird, diesen Markt zu gewinnen. Nicht nur weil China die meisten Äpfel weltweit produziert, sondern auch wegen hoher Transportkosten und komplizierter Prozeduren.
"Im Zusammenhang mit der Möglichkeit, um den chinesischen Markt zu betreten,
Grzegorz Rykaczewski, ein Analytiker des Agro-Nahrungsmittelsektors in der Bank Zachodni WBK, bemerkte, dass neue Märkte nicht gut geeignet sind für die polnischen Idared Sorten. Diese wurden zwar von Russen eifrig gefordert, aber in anderen Ländern genießen die Äpfel nicht solch eine Beliebtheit.
"Das Umschalten auf andere Sorten braucht einerseits Zeit, und bringt darüberhinaus hohe Kosten mit sich mit, die aufgrund der niedrigen Preise schwierig zu kompensieren sind für die Erzeuger",bemerkt der Experte von BZ WBK.
Außerdem, so Grzegorz Rykaczewski, hat das Angebot von Äpfeln in Polen im Vergleich zum letzten Jahr zugenommen. Gemäß Schätzungen durch die Weltapfel- und Birnenvereinigung (WAPA) Anfang Juli gab es noch 59.000 Tonnen Lageräpfel von der 2015 Ernte. Äpfel von der 2015-Ernte im Lager. Das ist 97 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Hauptsorte im Lager ist Idared.
Unter diesen Umständen werden die Apfelpreise möglicherweise noch mehr sinken. "In den kommenden Monaten können diese um bis zu 50 Prozent im Vergleich zu 2015 fallen", schätzt Jakub Olipra. "Im Juli war der durchschnittliche Preis etwa um 40 Prozent niedriger als letztes Jahr", informiert er.