Ertragserwartung bei Frühkartoffeln für diese Saison deutlich niedriger
Herr Dickopp, drückt die alte Ernte mit ihren großen Mengen noch immer auf den Markt?
F.-J. Dickopp: Erfreulicherweise ist die alterntige Ware sowohl im Speise- als auch im Industriebereich, bis auf Restmengen, vermarktet. Damit hat sich der alte Spruch bewahrheitet: Große Ernten gehen auf einmal schnell zu Ende.
Im letzten Jahr haben die Importe lange Zeit den Speisefrühkartoffelmarkt dominiert. Wie sieht es in diesem Jahr aus?
F.-J. Dickopp: Im letzten Jahr wurden große Mengen an Importware aus den nordafrikanischen Ländern und dem Mittelmeerraum Richtung Deutschland geschickt. Dies hat dazu geführt, dass das Preisniveau bei den Importen stark rückläufig und der Markteinstieg für deutsche Frühware hinsichtlich Absatzmengen und Preise schwierig war. In diesem Jahr sehen die Vorzeichen deutlich besser aus. Die Importware wird zügig und zu stabilen Preisen aufgenommen, so dass der Markt bis zur neuen deutschen Ernte ziemlich geräumt ist.
Wann geht in Deutschland die Speisefrühkartoffelernte los und welche Preisideen gibt es?
F.-J. Dickopp: In den letzten Wochen wurde in den Frühgebieten Sackware für die Direktvermarktung und den Großmarkt gerodet. Die Preise richteten sich nach den Notierungen für Kartoffeln aus Zypern. In KW 26 werden festschalige Kartoffeln aus der Pfalz dem Markt zur Verfügung stehen. Dann folgen Niedersachsen und das Rheinland. In diesem Jahr wird der Markt sehr aufnahmefähig sein. Das wird sich auch in den Preisen widerspiegeln. Die hohen Preisvorgaben aus dem Mittelmeerraum und das höchstens bedarfsdeckende Angebot sollten die Preise recht lange auf einem guten stabilen Niveau halten.
Wie werden die Speisekartoffeln in Deutschland vermarktet?
F.-J. Dickopp: Die Direktvermarktung spielt in einigen Anbaugebieten z. B. Rheinland noch eine relativ große Rolle. Der größte Teil der Speisekartoffeln wird über die Discounter und den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) vermarktet. Schälbetriebe ziehen - je nach Region – bedeutende Mengen. Die Exportmengen Richtung Benelux variieren von Jahr zu Jahr, je nachdem wann die Ernte dort startet.
Halten die Überhänge bei Industriekartoffeln die Preise in Schach?
F.-J. Dickopp: Die trockene Witterung in großen Teilen der westeuropäischen Anbaugebiete macht den Markt für alterntige Ware in den letzten Wochen noch einmal spannend. Die Notierung wurde von Woche zu Woche deutlich angehoben. Damit sind die Chancen für den Vermarktungseinstieg bei früher Industrieware in diesem Jahr gut.
Erwarten Sie zu dieser Ernte auch für die Industriekartoffeln ein stabileres Preisniveau?
F.-J. Dickopp: Den Industriekartoffelmarkt muss man, im Gegensatz zum Speisemarkt, global betrachten. Aufgrund der schwierigen Vermarktungssituation 2014/15 sind die Flächen in allen wichtigen Anbauländern leicht zurückgenommen worden. Da jedoch die ha-Erträge viel entscheidender für die Gesamternte sind, kann man heute noch keine Aussage über das zu erwartende Ernteergebnis machen. Die derzeitigen Rahmenbedingungen sollten uns jedoch optimistisch stimmen.
Wie schätzen Sie das Preispotential zur kommenden Saison für frühe Industriekartoffeln ein?
F.-J. Dickopp: Diese Frage kann man schon deutlich konkreter beantworten. In den beiden wichtigsten Anbaugebieten für frühe Industrieware Belgien und NRW wurden die Anbauflächen mit 10 – 15 Prozent deutlich reduziert. Die teilweise verspäteten Auspflanzungen, die kühle Witterung und der fehlende Niederschlag führen zu unterschiedlichen Ertragserwartungen. In NRW kann der überwiegende Teil der Fläche beregnet werden, in Belgien ist Beregnung kaum ein Thema. Daher werden wir in diesem Jahr insgesamt eine eher knapp durchschnittliche Ernte haben und was für den Markt und für die Preisfindung sehr wichtig ist, die Frühkartoffeln kommen witterungsgebedingt gestaffelt an den Markt. Dies alles lässt auf gute Notierungen hoffen.
Wie hoch ist der Anteil der Vertragsware bei der Industriekartoffel?
F.-J. Dickopp: Ich schätze den Anteil der Ware, die über Verträge vor der Ernte gebunden ist – je nach Sorte und Vermarktungszeitraum - mittlerweile auf 60 bis 70 Prozent, Tendenz steigend. In Holland und Belgien werden Verträge überwiegend direkt mit den Fabriken geschlossen. In Deutschland laufen Kontrakte und Vermarktung in der Regel über den Handel.
Quelle: www3.syngenta.com