Digitale Technologien setzen sich in der deutschen Landwirtschaft zunehmend durch. Automatische Lenksysteme, Drohnen, Robotik und vernetzte Maschinensteuerungen gehören auf vielen Betrieben inzwischen zum Alltag. Aktuelle Zahlen zeigen, dass über 60% der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland bereits Precision-Farming-Technologien nutzen oder deren Einsatz in naher Zukunft planen.
Entscheidend ist jetzt nicht mehr, möglichst viele Daten zu erzeugen, sondern diese in nutzbares Wissen zu verwandeln, erläutert Maximilian Treiber (unten im Bild), PTx DFS Portfolio Manager bei AGCO Corporation. "Betriebe erfassen zwar ihre Daten, aber nur ein Teil davon beeinflusst tatsächlich die täglichen Abläufe. Die Branche steht daher vor der Herausforderung, den Schwerpunkt von der bloßen Datenerfassung hin zur gezielten Anwendung zu verschieben. Gefragt sind Werkzeuge, die betriebliche Entscheidungsprozesse durch den gezielten Einsatz vorhandener Daten wirksam unterstützen."
© privat/M. Treiber
Ein zentrales Element sei Treiber zufolge ein integriertes Datenökosystem, das Informationen aus allen Betriebsbereichen bündelt. "Dadurch entsteht ein umfassender Überblick über Maschinenzustand, Arbeitsaufträge und Produktionsprozesse in Echtzeit. Daten werden automatisch erfasst, miteinander verknüpft und können direkt weitergegeben werden. Diese durchgehende Vernetzung eröffnet neue Möglichkeiten, Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern, ohne den Arbeitsaufwand zu erhöhen."
Integrierte Datenökosysteme als Grundlage für fundierte Entscheidungen
Während sich die öffentliche Diskussion in der Landwirtschaft häufig auf vollautonome Maschinen konzentriert, sei für viele Betriebe ein schrittweiser Automatisierungsansatz oft sinnvoller. Besonders in einem Umfeld, in dem Kostenkontrolle, Ressourceneffizienz und reibungslose Abläufe an Bedeutung gewinnen, müssen Investitionen einen klar messbaren Nutzen bringen. Dieser zeigt sich zum Beispiel in geringerem Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, besserer Arbeitseffizienz oder höherer Gesamtproduktivität.
"Aus wirtschaftlicher Sicht bietet die Nachrüstung bestehender Maschinen mit moderner Technologie eine besonders attraktive Option. So lassen sich fortschrittliche Assistenz- und Lenksysteme nutzen, ohne den hohen finanziellen Aufwand für neue Maschinen tragen zu müssen. Mit Blick auf zunehmende Klimarisiken gewinnen außerdem moderne Wasserlösungen an Bedeutung. Sie ermöglichen einen präziseren Umgang mit verfügbaren Wasserressourcen, etwa bei Bodenarbeiten oder bei komplexeren Maßnahmen wie Planierungen und Terrassierungen. Dadurch steigen sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Ertragssicherheit", so Treiber.
Mobile Echtzeit-Einblicke erhöhen die Flexibilität
Ein vernetztes Datenökosystem wie FarmENGAGE ermögliche es, Betriebsabläufe jederzeit zu überblicken, egal ob in der Fahrerkabine oder über ein mobiles Endgerät. Treiber: "Diese permanente Transparenz unterstützt fundierte Entscheidungen unabhängig vom Standort und ermöglicht schnelle Reaktionen auf veränderte Bedingungen. Wenn Informationen auf allen Geräten einheitlich dargestellt werden, vereinfacht das die Dokumentation, die Analyse und die Zusammenarbeit mit Beratern im PTx-Trimble-Händlernetzwerk."
Außerdem lassen sich Arbeitsaufträge in Echtzeit aktualisieren, Maschinenstatus aus der Ferne prüfen und Anwendungsdaten automatisch zwischen Geräten und Cloud synchronisieren. So reduziert sich der Aufwand für manuelle Datenübertragungen und die Fehleranfälligkeit sinkt. Ein direkter Austausch von Informationen aus dem Feld oder der Kabine verbessert die Koordination und beschleunigt tägliche Abläufe.
Wenn Informationen zu Wetterentwicklungen, Bodenverhältnissen oder dem Stand der Ernte in Echtzeit verfügbar sind, lassen sich Pläne schneller anpassen und Betriebsmittel gezielter einsetzen. "Das steigert die Planungssicherheit, verbessert die Reaktionsfähigkeit und senkt gleichzeitig Zeitaufwand und Kosten, weil Entscheidungen auf vollständigen und aktuellen Datensätzen basieren."
Digitale Potenziale im Obst- und Gemüsebau
Auch im Obst- und Gemüseanbau bieten digitale Datenumgebungen wertvolle Unterstützung, insbesondere bei der Dokumentation von Feldarbeiten und dem Einsatz von Betriebsmitteln. "Über die FarmENGAGE-API lassen sich Informationen zu Dünge- und Pflanzenschutzmitteln abrufen. Der Wasserverbrauch wird zwar nicht direkt erfasst, lässt sich jedoch mithilfe externer Modelle auf Basis vorhandener Arbeitsdaten abschätzen. Falls zusätzliche Funktionen nötig sind, können Integratoren die offene API einbinden und dabei eigene Implementierungskosten berücksichtigen", schildert Treiber
Für Betriebe, die Präzisionslandwirtschaft mit Technologien wie PTx-Trimble-Nachrüstlösungen, Displays oder vernetzten Maschinen betreiben, lassen sich Feldgrenzen, Fahrspuren, Hindernisse und Arbeitsaufzeichnungen zentral in einem System verwalten. Dadurch entsteht eine technische Basis, um Automatisierung schrittweise einzuführen. AGCO-Maschinen lassen sich kabellos integrieren, und der mobile Zugriff auf Betriebsdaten erleichtert die Nachverfolgung laufender Aufgaben und des Materialeinsatzes.
"Zwar liegt der aktuelle Fokus des Systems auf dem Acker- und Reihenkulturanbau, doch die zugrunde liegenden Prinzipien eignen sich ebenso für Sonderkulturen. Eine konsequente Dokumentation, zentrale Datenhaltung und der direkte Zugriff auf Felddaten ermöglichen auch dort eine präzisere Steuerung betrieblicher Abläufe."
Von der Datenerfassung zur strategischen Nutzung
Die Digitalisierung in der Landwirtschaft geht längst über die Einführung neuer Werkzeuge hinaus. Sie entwickelt sich zunehmend zu einem zentralen Bestandteil der Betriebsstrategie. "Wenn Daten nicht nur erfasst, sondern systematisch ausgewertet und in Entscheidungen überführt werden, lassen sich Ressourcen gezielter einsetzen, Abläufe effizienter gestalten und die langfristige Wirtschaftlichkeit verbessern. Vernetzte Systeme schaffen Transparenz, senken den Verwaltungsaufwand und erhöhen die Flexibilität in verschiedenen Produktionssystemen, einschließlich des Sonderkulturanbaus."
Für viele Betriebe liegt das größte Potenzial darin, bestehende Maschinen aufzuwerten, Automatisierung schrittweise auszubauen und Innovationen so zu nutzen, dass sie sowohl wirtschaftlichen als auch ökologischen Nutzen bringen. "Die Zukunft der Landwirtschaft wird weniger durch die Größe der Technik bestimmt, sondern vor allem durch die Qualität der Entscheidungen. Diese Entscheidungen hängen immer stärker davon ab, wie gut Daten vernetzt und ausgewertet werden", heißt es abschließend.
Weitere Informationen:
Maximilian Treiber
https://ptxtrimble.com/de/products/software/trimble-agriculture-software