Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu und somit werden bereits erste vorsichtige Jahresbilanzen gezogen. "Vermarktungstechnisch war 2025 nicht überragend, würde ich sagen. Verglichen mit dem Vorjahr hat es wesentlich mehr Aufs und Abs gegeben, was sich wiederum negativ auf die Planungssicherheit niederschlug", so Jörg Sailer, Inhaber und Geschäftsführer der beiden am Großmarkt München beheimateten Unternehmen Fruchthandel Burkert sowie ALPHA Fruit GmbH.
Aufgrund einer Warenverknappung habe der Großmarkt in den ersten zwei Monaten des Jahres mehr Beachtung gefunden. Unter anderem aufgrund des späten Osterfestes seien der März und April hingegen wesentlich schwächer gewesen. Während der Sommerferien habe man wieder voll zu tun gehabt. "Generell stellen wir fest, dass die Umsätze in der Gastronomie, aber auch im Fachhandel schwächeln. Es gibt viele Lokale, die zu Weihnachten nicht ausgebucht sind, und sogar welche, die an den Feiertagen komplett schließen, was bis vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Gastrobetriebe und auch Fachhändler die vorher schon regelmäßig im Zahlungsverzug waren, geben nun tendenziell den Betrieb auf", skizziert er.
Erfolgreiche Zwiebelkampagne
Sailer steht bereits seit vielen Jahren am Ruder des Fruchthandels Burkert, eines etablierten Unternehmens mit Schwerpunkt Großhandel und Dienstleistungen. Seit Ende 2022 betreibt Sailer einen zweiten Großmarktbetrieb namens ALPHA Fruit GmbH mit klassischem Standgeschäft. Kernkompetenz des jungen Unternehmens ist die Beschaffung und Vermarktung österreichischer Metzgerzwiebeln. "Spanische Zwiebeln waren dieses Jahr besonders knapp, während unsere Erzeugerpartner in Österreich überwiegend gute Erträge verzeichneten. Der Warenfluss war also seit dem Ernteauftakt kontinuierlich gegeben, auch wenn es Startprobleme gab, da die Felder mitunter zu nass waren."
© Alpha Fruit GmbHMit österreichischen Metzgerzwiebeln hat die ALPHA Fruit GmbH ein beständiges Marktsegment gefunden, bestätigt Sailer (im Bild).
Zwischen dem Saisonende und dem Start der neuen Ernte ab Mitte Juli hat es ein zweimonatiges Loch gegeben. Sailer: "Diese Lücke konnten wir mit niederländischen Zwiebeln schließen, die aber verglichen mit den österreichischen Erzeugnissen etwas kleiner sind. Aus den Niederlanden beziehen wir hauptsächlich Ware der Kalibrierung 75-105, während aus Österreich primär Metzgerzwiebeln der Sortierung 80+ bezogen werden." Die Preise österreichischer Chargen seien bereits seit knapp zwei Monaten recht stabil und im mittleren Segment angesiedelt. Auch in Richtung Weihnachten erwartet Sailer keine nennenswerten Preisanhebungen.
Signifikante Preissteigerungen bei Fruchtgemüse
Anders sei die Preisentwicklung hingegen im Bereich des Fruchtgemüses, fährt der engagierte Fruchthändler fort. "Die Preise sind mitunter explodiert: Auberginen werden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwa doppelt so teuer gehandelt, die Gurkenpreise haben sich fast verdreifacht. Auch Eissalat, Paprika und Zucchini werden derzeit recht hochpreisig gehandelt. Einzige Ausnahme sind die Tomaten, bei denen sowohl türkische und spanische Importware als auch Erzeugnisse aus belichtetem Anbau in Belgien und den Niederlanden offeriert werden."
Zukunft des Münchner Großmarktes
Unterdessen prägt die Unsicherheit rund um den Fortbestand des örtlichen Großmarktes die Gespräche vor Ort, bestätigt Sailer, der ebenfalls im Gremium des bayerischen Fruchtverbandes, Sprachrohr der regionalen Fruchthändler, tätig ist. Nach dem Rückzug der Büschl-Gruppe steht die Zukunft des Frischezentrums auf der Kippe und damit zahlreiche Existenzen. "Mit Blick auf die Infrastruktur vor Ort, aber auch auf den Zustand der Hallen selbst ist der jetzige Großmarkt gar nicht mehr zeitgemäß. Wir brauchen also dringend ein funktionierendes Konstrukt, sei es am bisherigen Standort oder woanders. Eine Millionenstadt wie München benötigt eben einen Großmarkt, der sich um die Daseinsvorsorge und Versorgungssicherheit kümmert und gleichzeitig ein hohes Maß an Vielfalt und Qualität an den Tag legt."
Nach Angaben des Fruchthändlers habe sich die Stadt München immer noch nicht einstimmig zum Großmarkt bekannt. "Dementsprechend fehlt uns das politische Verständnis für unsere Lage sowie für die Funktion eines solchen Frischezentrums. Ohne den Großmarkt besteht die Gefahr, dass es beispielsweise auch den Viktualienmarkt in seiner jetzigen Form irgendwann nicht mehr geben könnte. In der Hinsicht steht nicht nur der Fortbestand des Großmarktes, sondern eine komplette Wertschöpfungskette auf dem Spiel. Ausserdem stehe der Großmarkt für gelebte Integration und sei auch eine wesentliche Stütze für die Münchner Tafel. Wir können also nur hoffen, dass es zeitnah eine Perspektive geben wird", heißt es abschließend.
Weitere Informationen:
Jörg Sailer
Fruchthandel Burkert
Großmarkt München
Telefon: +49 (0)89-66562298
E-Mail: [email protected]
www.fruchthandel-burkert.de
ALPHA Fruit GmbH
Großmarkt München
M: +49 - 170 388 99 31
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