Der Zwiebelsamenveredler De Groot en Slot feierte am Freitag sein 70-jähriges Bestehen mit einem Symposium für Geschäftspartner aus der Zwiebelbranche. In der Zentrale in Broek op Langedijk blickten die Geschäftsführer Bas van den Hemel und Martin Slot auf sieben Jahrzehnte Innovation zurück, doch der Fokus lag auf der Zukunft. Dazu luden sie unter anderem die Klimaexpertin Helga van Leur und die KI-Experten Sonny de Leeuw und Wouter de Vries ein.
© Jannes Goedbloed | FreshPlaza.de
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Das Jubiläum markiert einen besonderen Meilenstein für das nordholländische Familienunternehmen, das sich seit 1955 auf die Züchtung, Produktion und den Verkauf von Zwiebelsaatgut spezialisiert hat. „Wir sind stolz auf unsere Geschichte, aber mindestens genauso begeistert von dem, was noch vor uns liegt", sagte Bas bei der Eröffnung. „In 70 Jahren wollen wir immer noch führend im Bereich Allium sein – zusammen mit unseren Partnern. Es gibt noch so viel Schönes zu entwickeln."
Laut Bas werden in den kommenden Jahrzehnten vor allem künstliche Intelligenz, Datenanalyse und Automatisierung eine immer größere Rolle spielen. „Dank Daten werden Erzeuger genau wissen, wann Wasser oder biologische Spritzmittel benötigt werden. Roboter werden Unkraut jäten und ernten, und die Ketten werden kürzer und effizienter. Was aber bleibt, ist die Zusammenarbeit. Das ist unsere Stärke."
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Martin wies darauf hin, dass die Innovationskraft des Sektors oft unterschätzt wird. „In Den Haag wird viel über Stickstoff und Entlastungen gesprochen, aber wenig über Erneuerung. Dabei ist Innovation gerade der Schlüssel zur Nachhaltigkeit. Das ist eine Frage der Ausdauer, und die haben wir als Sektor."
Die ehemalige Wettermoderatorin Helga van Leur betonte in ihrem Vortrag die Notwendigkeit der Klimaanpassung. „Die Temperatur steigt weltweit um drei Grad, was direkte Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat", sagte sie. „Wir haben häufiger mit Schäden durch extreme Regenfälle und lang anhaltende Dürre zu kämpfen. Das erfordert hitzebeständige Sorten, intelligente Bewässerung und eine neue Denkweise."
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„Wir müssen uns anpassen. Nicht nur technologisch, sondern auch gesellschaftlich. Der Boden ist komplex, genau wie das Klima. Wie bei einer Zwiebel müssen wir die Schichten abziehen, um zu verstehen, wo wir eingreifen können." Ihrer Meinung nach ist die Investition in die Anpassung an den Klimawandel keine Option, sondern eine Notwendigkeit. „Die Kosten des Nichtstuns sind 2050 fünfmal höher. Das ist eine notwendige Investition, nicht nur in unseren Sektor, sondern in unsere Zukunft."
KI als nächste Revolution
Sonny de Leeuw und Wouter de Vries entführten das Publikum in die Welt der künstlichen Intelligenz. Auf humorvolle Weise beschrieben sie, wie jede technologische Welle etwas Altes ersetzt – von der Schreibmaschine bis zur CD – und wie KI zur nächsten Revolution wird. „Die weltweit größten Unternehmen verdienen ihr Geld mittlerweile nicht mehr mit Öl, sondern mit Daten", so Wouter. „Und das bietet auch für die Landwirtschaft enorme Chancen."
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Auch sie bedienten sich dankbar der Metapher der geschichteten Zwiebel. „Genau wie eine Zwiebel hat KI mehrere Schichten", sagte De Leeuw. „Im Kern befindet sich die konventionelle KI – denken Sie an Systeme, die Fragen beantworten oder Muster erkennen. Die zweite Schicht ist die argumentierende KI, die Zusammenhänge herstellt und Daten analysiert. Danach folgt autonome und innovative KI, die selbstständig Entscheidungen trifft und sogar neue Lösungen entwickelt. Und in dieser Schicht erwarte ich in nächster Zeit viele Neuerungen, auch für die Landwirtschaft."
In der Praxis bedeutet dies, dass künstliche Intelligenz die Präzisionslandwirtschaft drastisch verbessern kann: Sensoren, die den Wasserhaushalt regulieren, Algorithmen, die Krankheiten in Pflanzen erkennen, oder Erntemaschinen, die selbstständig fahren. „In zehn Jahren wird wahrscheinlich niemand mehr auf einem Traktor sitzen", prognostizierte Sonny. „Aber jemand wird hinter einem Dashboard voller Daten sitzen."
KI ist bislang nicht fehlerfrei
Gleichzeitig wurde während ihrer Präsentation deutlich, dass KI noch lange nicht fehlerfrei ist. So lieferte eine Frage zu Pflanzenschutzmitteln für Zwiebeln eine Antwort zu einem Mittel, das ausschließlich im Kartoffelanbau verwendet wird. „Man muss immer kritisch bleiben. KI ist intelligent, aber nicht fehlerfrei", betonte Sonny.
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Auf diesem zukunftsorientierten Symposium wurde auch ein Preis für innovative Projekte verliehen. Fünfzehn Beiträge bewarben sich um den Innovationspreis 2025, der für Ideen vergeben wird, die Kreativität, Nachhaltigkeit und praktische Anwendbarkeit vereinen. Die Jury – bestehend aus Vertretern von De Groot en Slot, Bejo und dem Bildungswesen – wählte drei Finalisten aus: Odd.Bot mit einem autonomen Unkrautbekämpfungsroboter, ein Projekt zum Mischanbau und das Ap-Lift-System, ein Multicrop-Erntesystem, das auch unter nassen Bedingungen eingesetzt werden kann.
Intelligentes Erntesystem gewinnt Innovationspreis
Der mit 10.000 EUR dotierte Preis ging schließlich an das Ap-Lift-System, das vom Familienunternehmen Agri Poppe entwickelt wurde, das aus der Praxis heraus ein intelligentes Erntesystem entwickelt hat, mit dem sowohl Kartoffeln als auch Zwiebeln geerntet werden können. „Das spart Platz in der Scheune", so die Jury. „Eine wunderbar praktische Idee mit großem Wert für die Zukunft."
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Aber das war nicht der einzige Preis, der verliehen wurde. Denn es gab auch Platz für die Wahl der „Größten Zwiebel". Zum ersten Mal durften auch professionelle Erzeuger an dem Wettbewerb teilnehmen, der mittlerweile zum sechsten Mal stattfand. Gewinner wurde Twan Mollen aus dem belgischen Dessel, der nach eigenen Angaben dank des Segens seines Nachbarn für die Zwiebel den Sieg davontragen konnte. Kees Werkman aus Rasquert und Dick van Kranenburg aus Rutten folgten dicht dahinter.
Kooperationsvereinbarung mit NAJK
Anschließend unterzeichneten Bas van den Hemel und Jeroen Kuin im Namen von De Groot en Slot eine Kooperationsvereinbarung mit dem Nederlands Agrarisch Jongeren Kontakt (NAJK), der die Interessen junger Landwirte vertritt. „Die Zukunft des Zwiebelanbaus liegt in der Innovation, vor allem aber auch in der jüngeren Generation und im Wissensaustausch", so Bas. „Wenn wir weiterhin zusammenarbeiten, können wir noch mindestens 70 Jahre vorwärtsgehen."
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Der Tag endete mit der Allium Experience Tour, einem Blick hinter die Kulissen des Züchtungsprozesses von De Groot en Slot – vom Samen bis zu neuen Sorten. Die Besucher hatten die Möglichkeit, mit Mitarbeitenden zu sprechen und die reiche Geschichte des Familienunternehmens kennenzulernen. Aber wenn es nach dem Unternehmen selbst geht, sind diese ersten 70 Jahre nur der Anfang.
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Weitere Informationen:
De Groot & Slot
Westelijke Randweg 1
1721 CH Broek op Langedijk
Tel: +31(0)226 331 200
[email protected]
www.degrootenslot.nl