"Die gesamte, europäische Kartoffel-Lieferkette muss in diesem Jahr den 'Reset'- Knopf drücken, um auch in Zukunft wieder wettbewerbsfähig agieren zu können", sagte Ferdi Buffen alias "der Kartoffelpapst" zu Beginn des 35. Weuthen Kartoffeltags am 28. August im niederrheinischen Schwalmtal. Auch in diesem Jahr eröffnete der Weuthen-Chef und Hauptveranstalter die anerkannte Fachveranstaltung mit einem Blick auf die zurückliegende sowie bevorstehende Kartoffelernte. Für zahlreiche deutsche sowie niederländische Branchenvertreter, darunter Erzeuger, Vertreter des Handels sowie Zulieferer, ist die Eröffnungsrede mittlerweile ein wichtiger Referenzpunkt zu Beginn der neuen Haupternte.
© Hugo Huijbers | FreshPlaza.de
Aussteller beim diesjährigen Weuthen Kartoffeltag. Im Uhrzeigersinn: das internationale Team von Restrain mit Vertretern aus Polen, Großbritannien sowie Deutschland; Team-Solana mit Geschäftsführer Jan Soltau (r), die Vertretung der Fa. Böhmer aus Mönchengladbach; und Weuthen-Chef Ferdi Buffen während seiner Eröffnungsrede.
"Pandemie, Überflutungsschäden, extreme Dürre, Beregnungsverbot: Ich dachte, ich hätte in all den Jahren schon alles mitgemacht. Aber die heutige Situation ist sowohl für mich als auch für uns alle eine neue Erfahrung und stellt eine neue, besondere Herausforderung dar", führte Buffen weiter aus und verwies dabei auf die aktuelle Überproduktion, die primär den Flächenausweitungen, den hohen Hektarerträgen sowie dem Absatzrückgang im Speise- und Industriesegment geschuldet sei. "Das ist ein Giftcocktail, für den es heute noch kein Gegenmittel gibt. Die Probleme sind jedoch zum Teil hausgemacht und die Warnsignale aus dem Frühjahr wollte letztendlich niemand hören", zeigte sich Buffen selbstkritisch.
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Schwieriger Übergang der Frühkartoffelsaison zur Haupternte
Der Großteil der Frühkartoffeln kam dieses Jahr drei Wochen zu früh und in großen Mengen auf den Markt, was wiederum zu einer erheblichen Überlastung der Märkte beitrug. Auf der Grundlage der Proberodungen könne festgestellt werden, dass gute, schalenfeste Speisekartoffeln in allen Anbaugebieten reichlich und in guter Qualität verfügbar seien. Der Marktzugang für die Hauptsorten wird jedoch in einigen Regionen noch durch gelagerte Frühkartoffeln erschwert. Ein Teil dieser überschüssigen Kartoffeln wird als Viehfutter oder Biogas Verwendung finden. Buffen: "Wir müssen uns auf eine Rekordernte in Europa vorbereiten, bei der nur Top-Qualitäten ihren Absatz finden werden." In Deutschland wird in diesem Jahr ein Gesamtvolumen um 13 bis 13,5 Millionen Tonnen erwartet, während im EU-4-Raum voraussichtlich um 28 bis 29 Millionen Tonnen geerntet werden können.
Im Bereich der Speisekartoffeln erwartet Weuthen in den kommenden Wochen Preisanpassungen nach unten. "Diese werden bei geplanten Mengen vermutlich moderat ausfallen. Für Drillinge gibt es derweil gute Absatzmöglichkeiten im Speise- und Verarbeitungsbereich. Für Speisekartoffeln aus dem Lager erwarten wir Preise zwischen 18,00 und 22,00 EUR/100 kg für die abgesprochenen Mengen und Sorten. Spekulativer Anbau wird auch in diesem Segment kaum Käufer finden", so Buffen.
Trotz der momentanen Absatzdelle wird der Bedarf an Rohstoff langfristig weiter wachsen. Es habe aber keinen Zweck, heute die Bedarfsfläche von 2030 anzubauen, betonte Buffen. "In dieser Hinsicht wird der Anbau in weniger vorzüglichen Regionen und auf frachtfernen Standorten zurückgehen. Wir erwarten z. B. 2026 keinen Pommes Frites-Anbau in Bordeaux."
Steigender Wettbewerb auf globalem Kartoffelmarkt
Abschließend betonte Buffen, dass die europäischen Verarbeiter in einem globalen Wettbewerb stehen. "Nicht nur Nordamerika konkurriert um den Weltmarkt. Auch in China, Indien und Südamerika wurden Fabriken gebaut, die in die Wachstumsmärkte exportieren wollen. Daher müssen wir wieder wettbewerbsfähiger werden. Das gilt für jeden in der Wertschöpfungskette. Alles muss auf den Prüfstand. Das geht nur miteinander und nicht gegeneinander. Nur wenn es unseren Kunden gut geht, geht es am Ende uns und unseren Landwirten gut. Was oben nicht in die Kette hereingespült wird, können wir nicht ausgeben."
Weitere Informationen:
https://www.weuthen-gmbh.de/