Für die Bananenbranche wird das Jahr 2025 als herausfordernd in Erinnerung bleiben. "Während die Verfügbarkeiten und Preise im Ursprungsland Kolumbien noch recht stabil waren, so war die Situation in Ecuador hingegen wesentlich komplizierter. Der Durchschnittspreis lag derweil zwischen 2-3 USD über dem gesetzlichen Minimumpreis, trotz relativ konstanter Produktion. Dies ist meines Erachtens vor allem der schwierigen Situation in Panama geschuldet. Obwohl es gerade in solchen hochpreisigen Zeiten mitunter schwierig ist, die Produzenten davon zu überzeugen, die Volumen zu den ganzjährigen Kondition zu liefern, zahlen sich hier unsere langjährigen, nachhaltigen Partnerschaften abermals aus. So waren wir stets in der Lage die Anforderungen entsprechend zu bewältigen", resümiert Felix Stamer, Produktmanager Bananen bei der Direct Fresh Sourcing GmbH mit Sitz in Hamburg.
Die hohen Preise im Ursprung haben sich auch auf der Vermarktungsebene widergespiegelt, führt Stamer weiter aus. "Dermaßen hohe Preise für grüne Bananen wie in diesem Jahr habe ich meines Wissens in meiner Karriere noch nicht gesehen. Dies wirkte sich länderübergreifend auf das Verbraucherverhalten aus. Insbesondere die Nachfrage nach Bio-Bananen war in diesem Jahr signifikant höher als im Vergleich zu den Vorjahren. Es stellt sich heraus, dass die Menschen sich weiterhin bewusst und gesund ernähren wollen, während die Geldbeutel nicht unbedingt größer geworden sind. Die klassischen Bio-Bananen sind dabei für viele Verbraucher eine kostengünstigere und gute Alternative zu Bio-Fairtrade oder Demeter-Bananen."
Beginn der zweiten Jahreshälfte
Zu Beginn des Herbstes lässt die Bananenbranche das zurückliegende Jahr Revue passieren, während das neue Jahr bereits geplant wird. "Da hilft es natürlich, wenn man Akteure entlang der gesamten Bananen-Lieferkette an einem Ort trifft." Selbst blickt der Bananenspezialist der neuen Saison zuversichtlich entgegen. "Noch befinden wir uns in einem jahreszeittypischen Nachfragetief, obwohl ich nicht von einem richtigen Sommerloch wie in den vergangenen Jahren sprechen würde. Ich bin aber der Überzeugung, dass die Nachfrage in absehbarer Zeit wieder steigen wird. Ein derartig hohes Niveau wie in weiten Teilen der ersten Jahreshälfte erwarte ich nicht, dennoch rechnen wir vorerst mit einer guten Nachfrage. Bananen sind und bleiben schließlich ein Dauerbrenner."
© Direct Fresh Sourcing GmbH
Einblicke in die Bananenfarm La Cantarina in Ecuador. Rechts: Bananen der Eigenmarke Bellarillo für den europäischen Markt.
Bananensektor konsolidiert sich in schwierigem Marktumfeld
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen scheint sich der deutsche und europäische Bananenkonsum zu konsolidieren, so Stamer. "Wie bereits erwähnt finden konventionelle sowie klassische Bio-Bananen wieder etwas mehr Beachtung, was vor allem auf die Inflation und wirtschaftliche Voraussetzungen zurückzuführen ist. Gleichzeitig bleibt auch der Absatz kostenintensiverer Früchte, darunter Bio-Fairtrade, nahezu stabil, obwohl die Zahlen nicht mehr dermaßen nach oben tendieren wie noch vor einigen Jahren. Dies deutet meines Erachtens daraufhin, dass in Deutschland und dem europäischen Ausland schlicht mehr Bananen konsumiert werden." Auf lange Sicht sieht das Management der Direct Fresh Sourcing GmbH speziell bei fair produzierten Früchten weiteres Wachstumspotenzial in ganz Europa. Um dieses Potenzial weiter ausschöpfen zu können, müssen Stamer zufolge aber auch die äußeren Umstände sowie der Gesamtkontext passen. "Abseits der Bananen ist der Handel mit Lebensmitteln immer auch ein Spiegelbild der momentan herrschenden gesellschaftspolitischen Stimmung, die ich weiterhin als preisorientiert bezeichnen würde. Wir denken und hoffen aber, dass sich der Wind irgendwann wieder drehen wird."
Die 2020 gegründete Direct Fresh Sourcing GmbH widmet sich primär der Beschaffung sowie dem Vertrieb ausgewählter Überseeprodukte. Die Bananen werden hauptsächlich aus Ecuador sowie Kolumbien bezogen und das Beschaffungsnetzwerk wird stetig ausgebaut. Seit einigen Jahren macht TR4, eine extrem aggressive Variante der Pilzerkrankung 'Panama Disease', den lateinamerikanischen Produzenten und damit auch dem globalen Sektor besonders zu schaffen. "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich da kein Ort der Erde vor verstecken kann, auch wenn TR4 bislang in unserem Hauptbeschaffungsland Ecuador bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Ausschlaggebend ist vor allem, dass man in entsprechende Präventionsmaßnahmen investiert." Ein weiterer Faktor sei die Entwicklung neuer, resistenter Sorten als Alternative zur weltweit dominierenden, jedoch krankheitsanfälligen Cavendish-Banane. "Auch wenn wir hier bereits erstaunliche Forschritte beobachten, bin ich der Überzeugung, dass die international kommerzielle Verbreitung noch eine Zeit auf sich warten lassen wird. Allein die regulatorischen Hürden, speziell im Hinblick auf den EU-Markt, würden bereits ihre Zeit in Anspruch nehmen."
Beteiligung im Anbau und Eigenmarkenkonzept
Teil der strategischen Ausrichtung des Hamburger Unternehmens war neben der Beteiligung an einer Bananenfarm in Ecuador ebenfalls die Schaffung eines Eigenmarkenkonzeptes. „In vielerlei Hinsicht haben sich die beiden strategischen Entscheidungen gelohnt", sagt Stamer rückblickend. "Die eigene Bananenfarm hilft uns natürlich zweifellos dabei, die nicht immer problemlose, aber beständige Versorgung eines signifikanten Teils unseres Bananenimports abzusichern. Zudem hilft sie uns, die Schwierigkeiten, denen der Produzent im Ursprung tagtäglich ausgesetzt ist, viel besser nachvollziehen zu können. Diese Erkenntnisse helfen uns wiederum bei der Lieferantenakquise und generell in der Alltagspraxis. Mit unseren beiden Eigenmarken Bellarillo und Emmis haben wir zudem eine Identifikation geschaffen, die wir in der Form vorher nicht hatten. Dieses Konzept übt allerdings auch einen permanenten Druck auf uns selbst aus: Denn Bananen, die als Bellarillo oder Emmis gepackt werden, müssen hohen qualitativen Ansprüchen, nicht zuletzt unseren eigenen, gerecht werden. Wir haben außerdem auch eine nicht zu unterschätzende persönliche Bindung zu den beiden Eigenmarken – das lässt vieles leichter von der Hand gehen."
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Bananen der Eigenmarke Emmis (l). In letzter Zeit hat Direct Fresh Sourcing u.a. in eine Küche und Umkleideräume für das Personal im Ursprung investiert.
Bananen als 'krisenfestes' Marktsegment
Trotz der allgegenwärtigen Herausforderungen und Krisen sei es dem Bananensektor stets gelungen, sich den sich ändernden Rahmenbedingungen agil anzupassen. "Die größten Risiken bilden die bereits erwähnten äußeren Einflüsse, darunter der Klimawandel und die TR4-Problematik. Nichtsdestotrotz hat sich der Bananensektor spätestens seit COVID als eine durchaus krisenfeste Institution etabliert. Bananen sind nach wie vor die weltweit beliebteste Frucht und ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändern wird. Für uns als mittelständisches Familienunternehmen war es noch nie einfach, sich in diesem Umfeld zu behaupten. Mit den Multinationals können und wollen wir uns nicht vergleichen, gleichzeitig drängen aber immer mehr neue Wettbewerber in den Markt. Umso wichtiger wird es für uns sein, dass wir uns auf die Eckpfeiler konzentrieren, die uns bisher immer ausgezeichnet haben. Zu diesen Grundwerten zählen unter anderem der persönliche Kontakt und kurze Wege, ob zum Kunden oder Produzenten im Ursprung, eine gute, schnelle Logistik, und nicht zuletzt gleichbleibende gute Qualitäten. „Wir sind zwar mit der Entwicklung unseres Unternehmens in den zurückliegenden Jahren zufrieden, aber schon Freddy Quinn wusste: ‚Nichts ist so alt wie der Erfolg von gestern'. Daran messen wir uns gern", heißt es abschließend.
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Felix Stamer
Direct Fresh GmbH
Kiebitzhof 9
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