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Albert Fuhs von der Landgard Bio GmbH:

"Unzufriedenheit mit dem Erzeugerpreis ist kein auf Deutschland beschränktes Problem"

Aufgrund von steigenden Energie-, Lohn-, Fracht- und Verpackungskosten wird 2023 als ein sehr herausforderndes und anspruchsvolles Bio-Absatzjahr in Erinnerung bleiben. "Nicht nur die Erzeugung hat sich enorm verteuert, sondern alle Produktionsbereiche hatten zusätzlich mit extremen Witterungsbedingungen zu kämpfen. Parallel dazu steigen auch die Anforderungen unserer Kundschaft weiter. Vor dem Hintergrund der nachweislich gestiegenen Produktionskosten für unsere Mitgliedsbetriebe thematisieren wir als Erzeugergenossenschaft den Wunsch der Betriebe nach höheren Erzeugerpreisen in unseren Gesprächen mit dem Handel immer wieder", sagt Albert Fuhs, Geschäftsführer der Landgard Bio GmbH.

Vermarktungstechnisch habe die Unsicherheit der Konsumenten im Hinblick auf ihre eigene Kaufkraft den Umsatz im Bio-Fachhandel zum Stagnieren gebracht. Dafür habe sich die Nachfrage in Richtung Preiseinstieg verlagert, weshalb die Vollsortimenter und der Discount wiederum entsprechende Zuwächse bei Bio verzeichne. Fuhs: "Wir stellen fest, dass die Menschen auch in der aktuellen Situation weiterhin biologisch erzeugte Nahrungsmittel konsumieren möchten. Aus Gründen der Preissensibilität und einer allgemeinen Verunsicherung entscheiden sich die Verbraucher*innen dafür zurzeit sehr häufig für den günstigsten Anbieter." Den Umständen entsprechend werden innovative Vermarktungskonzepte zurzeit nur wenig abgerufen, da sich die Kundschaft stark auf ihre Eigenmarken konzentriere.


Albert Fuhs steht als Geschäftsführer bereits seit 2017 am Ruder der Landgard Bio GmbH.

Witterungsbedingt sei die globale Beschaffungssituation zuletzt sehr anspruchsvoll gewesen. Starkregen habe beispielsweise die Ernte von Wurzelgemüse erschwert, was die Verfügbarkeit stark eingeschränkt habe. "Die Unzufriedenheit der Erzeuger*innen mit den Preisen, die sie erzielen, ist jedoch kein auf Deutschland beschränktes lokales Problem. Das zeigen die Demonstrationen in anderen Ländern deutlich."

Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland steige inzwischen langsamer, was Fuhs zufolge dem Wettbewerb mit oftmals deutlich günstigeren Importangeboten geschuldet sei. "Hier gehen Wunsch und Wirklichkeit im Kaufverhalten weit auseinander. Bio und Regional gleichzeitig ist leider nicht zu jedem Preis nachhaltig realisierbar. Auch die Flächennutzung verändert sich und es werden weniger handarbeitsintensive Erzeugnisse angebaut, da es einfach nicht mehr möglich ist sie wirtschaftlich rentabel zu erzeugen. Als logische Konsequenz bauen die klein strukturierten Betriebe die Direktvermarktung überall dort, wo es der Standort zulässt, weiter aus. Die größeren Betriebe hingegen erhöhen den Mechanisierungsgrad und wachsen in der Fläche."

Landgard Bio agiert nicht nur als eigenständige Bio-Handelssparte des Landgard-Konzerns, sondern bietet auch Informationen und Unterstützung an, wenn ein Betrieb Interesse an der Umstellung auf biologische Produktion zeigt. "Wir versuchen weiterhin durch gezielte Information und Beratung, die Erzeuger*innen zur Umstellung auf Bio zu bewegen. Die Herausforderung sehe ich darin, maßvoll umzustellen, um ein Überangebot, das dann nur über den Preis zu vermarkten ist, zu verhindern. Die Umstellung wird immer nur dann nachhaltig gelingen, wenn auf der anderen Seite auch genug Abnehmer für die Erzeugnisse vorhanden sind. Hier gilt es also, Angebot und Nachfrage sinnvoll zu verbinden und weiterzuentwickeln. Wichtig bei der Umstellung sind immer auch die politischen und fördertechnischen Rahmenbedingungen – denn die Investitionsbereitschaft der Betriebe ist aktuell eher verhalten, wobei auch die konventionelle Landwirtschaft vor ähnlichen Problemen steht."

Das in Eigenregie konzipierte Vermarktungskonzept IssBio habe sich bei den Bio-Kräutern bereits gut etabliert.

Speziell bei den jüngeren Landwirten sieht Fuhs dennoch ein gestiegenes Interesse am Bio-Anbau. "Die Umstellung wird inzwischen seitens des Handels gefördert und die Ware aus der Phase der Umstellung kann vermarktet werden. Die Erfahrung zeigt, dass die Vermarktung von Umstellungsware bei Dauerkulturen für die Erzeuger*innen interessant sein kann. Im Gemüsebau rate ich aber dazu, die Umstellungszeit zu nutzen, um die Böden mit Kleegras und einer Getreide-Fruchtfolge zu belegen, da sich der Anbau von Umstellungs-Gemüse bei der aktuellen Marktsituation nicht wirklich rentabel gestalten lässt."

Wachstumspotenzial bei Bio in der Gemeinschaftsverpflegung
Der heimische Bio-Markt wächst nach Angaben von Landgard Bio aktuell insgesamt nur eingeschränkt und damit analog zur gesamtwirtschaftlichen Situation. Dafür wächst der Bio-Markt im Discount und im Supermarkt. "Ein zweistelliges Wachstum erwarte ich aber auch hier erst mit Ende der Rezession. Alternative Vermarktungskonzepte wie Abo-Dienste und Direktvermarktung werden sich um die Gunst der Konsument*innen bemühen und wachsen. Die Umstellung der öffentlichen Haushalte und Kantinen kann ein weiterer sinnvoller Baustein zur Steigerung des Bio-Umsatzes sein", schlussfolgert Fuhs.


Warenausstellung der Landgard Bio GmbH auf der diesjährigen BioFach in Nürnberg

Bilder: Landgard Bio GmbH

Weitere Informationen:
Albert Fuhs
Landgard Bio GmbH
Raiffeisenstr. 10
53332 Bornheim-Roisdorf
Deutschland
Tel +49 2222 71-360
Fax +49 2222 71-369
[email protected]
www.issbio.com