In Kenia sind nach schweren Regenfällen und Überschwemmungen 228 Menschen gestorben. Über 220.000 Menschen sind betroffen, während der Zyklon "Hidaya" näher rückt. Die Naturgewalt in großen Teilen der Ostafrikanischen Republik führen bereits zu schweren Schäden im Agrarsektor und wirken sich entsprechend auf die Exporte, etwa nach Europa, aus. FreshPlaza.de sprach mit einigen deutschen Importeuren, die sich dem Import und Vertrieb kenianischer Erzeugnisse widmen, über die aktuelle Lage.
Die Flut hat insbesondere den kenianischen Hülsenfruchtanbau schwer beeinträchtigt
Limitierte Mengenverfügbarkeit bei Hülsenfrüchten
Die schwer getroffene Region rundum Mount Kenya im Herzen Kenias gilt als Hauptanbaugebiet für Zuckerschoten und Knackerbsen, die insbesondere um die Jahreszeit, sprich April und Mai nach Europa exportiert werden. "Dementsprechend hat uns die Überschwemmung voll erwischt", berichtet Bertrand Sabadie von der Elbefruit GmbH mit Sitz in Hamburg. "Aufgrund von schwachen Qualitäten und der Rückstandsproblematik steht uns momentan sehr wenig exportfähige Ware zur Verfügung. Insgesamt gibt es Mengeneinbußen um bis zu 70 Prozent in unserem Vertragsanbau."
Die Lage wirke sich entsprechend auf das Preisniveau bei beiden Produkten aus, fährt Sabadie fort. "In den vergangenen drei Wochen sind die Preise extrem angestiegen und sie tendieren immer noch weiter nach oben. Wir erwarten erst ab Ende der KW 21 eine leichte Erholung des Marktes, sobald erste Flugware aus Peru auf den Markt trifft, dicht gefolgt von Ware aus Simbabwe. Insgesamt wird die Angebotslage also sicherlich bis Monatsende äußerst kritisch bleiben."
Bei den per Flugzeug eingeflogenen Schnittkräutern sei die Angebotslage bisher in Ordnung gewesen. Noch seien Qualität und Verfügbarkeit bei den Kräutern gut, bilanziert Philippe Kahn, Importeur und Geschäftsführer des Münchner Unternehmens Herbafrucht GmbH. "Bei den Zuckerschoten und Keniabohnen tendiert die Verfügbarkeit hingegen gegen Null. Seit die Saison in Ägypten vor ein paar Monaten beendet wurde, gibt es einfach keine Ware."
Flutkatastrophe in Kenia
Niedriger Output
Aufgrund der anhaltenden katastrophalen Regenfällen seit April kam es insbesondere in den Hochlandgebieten zur Bodenerosion und kompletten Ernteausfällen. In den Tieflandgebieten haben die Regenfälle währenddessen zu Überschwemmungen geführt. "Knackerbsen und Zuckerschoten, die vor allem in den Hochlandgebieten kultiviert werden, wurden durch grüne sowie schwarze Flecken und andere Pilzkrankheiten qualitativ stark beeinträchtigt. Dies hat wiederum zu großen Verlusten für die lokalen Landwirte geführt, da man aufgrund der übermäßigen Regenfälle vielerorts nicht in der Lage war, die Kulturen entsprechend zu schützen. Speziell bei den grünen Bohnen gab es Schimmel und Pilzbefall und entsprechende Qualitätsprobleme", so Stella Rasmussen, gebürtige Kenianerin und Geschäftsführerin der gleichnamigen Firma mit Sitz in Meerbusch.
Erschwerend hinzu kommen die hohen Kosten in puncto Pflanzschutz und Saatgut, fährt Frau Rasmussen fort. "Dies wird leider dazu führen, dass vor allem Kleinbauern zunehmend aus der Wertschöpfungskette ausgeschlossen werden. Der Output, sprich das Verhältnis zwischen dem Rohertrag und der pack- und exportfähigen Ware, tendiert stark nach unten.
Normalerweise liegt der Output für grüne Bohnen bei 70-80 Prozent und für Zuckerschoten und Knackerbsen bei ca. 65-70 Prozent. Aufgrund der schwächeren Qualität, die zurzeit mehrheitlich auf den Markt stößt, ist dieser Wert auf circa 50 Prozent für grüne Bohnen und 30-40 Prozent für Zuckerschoten und Knackerbsen gesunken. Das heißt, dass ein Exporteur, der zum Beispiel 1.000 kg Rohware erhält, unter dem Strich nur noch 500 kg grüne Bohnen und 300-400 kg Knackerbsen und Zuckerschoten verpacken und vermarkten kann. Dies spiegelt sich ebenfalls in den Preisen wider: Denn insgesamt sind die Preise in der gesamten Kategorie Hülsenfrüchte innerhalb kürzester Zeit mitunter verfünffacht."
Weitere Informationen:
www.elbefruit.eu
www.herbafrucht.de
www.stellarasmussen.com