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Georg Boekels, Präsident des Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer e.V. zu den aktuellen Bauernprotesten:

"Die Politik muss sich darum kümmern, dass die Landwirtschaftsbetriebe in den Regionen nicht aussterben"

Seit Montag finden bundesweit Proteste von Bauern statt, die gegen die ihrer Ansicht nach zunehmend erschwerenden, politischen Rahmenbedingungen sowie die unnachgiebige Preispolitik seitens des Handels wenden. Georg Boekels, Präsident des Provinzialverbands Rheinischer Obst- und Gemüseerzeuger e.V., nahm ebenfalls an den Protesten teil. "Kaum konnten wir im November den europäischen 'Green Deal' verhindern, kamen durch die Hintertür die letzten Beschlüsse, die das Fass zum Überlaufen brachten."


Georg Boekels (3. von links) überreicht die Resolution der Bauern an die Politik. In drei Parteizentralen in Düsseldorf wurden Resolutionen abgegeben, woraufhin die Landwirte von den Parteien zum Gespräch eingeladen wurden. Foto: Pia Theuerkauf

Mit 2.000 Fahrzeugen auf der Straße
Bis auf kleine Ausnahmen - an der einen Stelle wurde Mist ausgekippt, einzelne Bauern sind mit den Traktoren auf die Autobahn gefahren, zudem war ein Verletzter zu beklagen - seien die Proteste "sehr gut, sehr friedlich, human und rücksichtsvoll" abgelaufen. Dennoch: "Wer sich auf die Straße begibt, läuft Gefahr umzukommen", sagt der Landwirt. Er ist selbst am Mittwoch mit seinem Schlepper zehn Stunden durch Köln gefahren und legte dabei 77 km zurück. "Wir sind zehn Stunden lang auf der Straße gewesen und haben die Menschen in ihrem Tagesablauf gestört und aufgehalten."

Nach der letzten Diskussion um Lohnerhöhungen kündigte der Lebensmitteleinzelhandel bereits ein Dreivierteljahr im Voraus an, dass die Erzeuger weniger für ihre Ware erhalten werden, so Boekels. "Angesichts der hohen Mautgebühren und weiteren Kosten, haben sich auch Transportunternehmen den Protesten angeschlossen. Natürlich hat auch der LEH hat mit gestiegenen Kosten zu kämpfen. Von daher besteht durchaus die Befürchtung, dass sie erneut die Preise auf Kosten der Erzeuger drücken werden."

Katastrophensupport durch Landwirte
Boekels ist zudem der Ansicht, dass Landwirte insbesondere in Krisenzeiten vonnöten seien. "Als es im Sauerland einen Waldbrand gab, sind die Landwirte mit ihren Güllefässer und Traktoren gekommen, um das Wasser in den Wald zu bringen, weil die Feuerwehr das mit ihren Kapazitäten nicht stemmen konnte. Gerade in baumreichen Gebieten gibt es vermehrt Viehhaltung. Dazu benötigt man die Güllefässer, um die Exkremente der Tiere auf dem Acker zu verteilen. Wenn irgendwo eine Katastrophe herrscht, sind es die Landwirte, die der Bevölkerung möglichst schnell helfen können. Das fällt natürlich weg, falls wir unsere Fahrzeuge nicht mehr verwenden dürfen", so Boekels.


Protest vor der SPD-Parteizentrale in Düsseldorf. Foto: Pia Theuerkauf

Gutes Jahr 2023 für Erdbeeren und weitere Produkte
Die Mehrheit der Erdbeererzeuger des Provinzialverbands habe im Großen und Ganzen zufriedenstellende Preise erhalten. "Der deutlich lohnintensivere Freilandanbau ist weiterhin rückläufig. Er hat keine Chance, auf dem Preisniveau überleben zu können. Immerhin ist eine höhere Ernteleistung vonnöten, denn der Lohnpreis ist bei den Sonderkulturen deutlich höher als bei anderen Produkten."

2023 lag bei Kernobst eine durchschnittliche Erntemenge gegenüber 2022 vor. "2022 hatten wir die größte Ernte seit Langem, die aber relativ schnell ausverkauft war, als wir in die neue Saison starteten. Die Sonderangebote, die stets das Preisniveau beeinträchtigen, sind 2023 auch geringer geworden. Dadurch ist es für die Betriebe auch erträglicher gewesen. Jedoch werden Äpfel seit Langem weit unterhalb des Produktionsniveaus verkauft. Auch wenn es einigen Betrieben gut geht, ist die Stimmung insgesamt angespannt."

Die große Handelsmacht, die der LEH darstelle, führe mitunter zu unfairen Handlungspraktiken gegenüber den Landwirten. "Dass wir in bestimmten Zeiten auf Importware zurückgreifen müssen, ist vollkommen unbestritten. Wenn man sich aber darauf geeinigt hat, dass zu bestimmten Zeiten nur heimische Ware auf dem Markt kommen sollte und der Handel trotzdem versucht, die Preise mit anderen, billigeren Produkten, zu drücken, ist das nicht gut. Das sind unfaire Maßnahmen, den sie den Erzeugern aufdrücken. Es ist ja auch klar, dass die Big Four in einem Wettbewerb zueinander stehen. Aber wenn sich die Situation nicht regeln lässt, muss nun einmal der Gesetzgeber einschreiten", sagt Boekels.

"Eissalat war im Frühjahr bereits erntereif und zu guten Mengen für den Handel abgesprochen und terminiert. Dann hieß es seitens des Handels, dass man sich noch eine Woche länger an der spanischen Ware bedienen würde. Das heißt, dass die zu der Zeit teuerste Kultur zum Jahresbeginn auch direkt wieder eingestampft werden konnte. Wir müssen einen fairen Umgang miteinander anmahnen", appelliert Boekels. "Es kann nicht sein, dass wir zu den teuersten Standards Ware produzieren müssen und der Handel sich dann auf die Fahne schreibt, regionale Ware anbieten zu wollen, wenn er dann doch eher auf Importware zugreift."

Ein weiteres Problem sei nach wie vor der fehlende Nachwuchs auf den Betrieben. "In den zehn bis 15 Jahre schwankte die Anzahl der Auszubildenden nur geringfügig. Seit dem letzten Jahr ist diese Anzahl aber drastisch gesunken, um circa. 60 bis 70 Prozent. Bei Betrieben, die zuweilen in den letzten Jahren unwirtschaftlich gearbeitet haben. Das bedeutet für mich, dass es einige Betriebsleiter gibt, die ihren Kindern abraten, den Betrieb fortzuführen. Es liegt aber nun in der Verantwortung der Politik, dass die Landwirtschaftsbetriebe in den Regionen nicht aussterben und eine Verhältnismäßigkeit bestehen bleibt. Das ist mein Ziel und auch etwas, woran die Politik arbeiten muss." Am Montag, 15.01. treffen sich die Bauern in Berlin.

Weitere Informationen:
Georg Boekels
Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer e.V.
Rochusstraße 18
53123 Bonn
Fon 0228 - 52 006 700
E-Mail: [email protected]
Internet: http://provinzialverband.de