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Dr. Andreas Mager, Naturhof Wolfsberg baut auf 30 Hektar Bio-Kernobst an:

"Der Bio-Betrieb der Zukunft wird ein Gleichgewicht zwischen Biodiversität, Ökologie und Professionalität finden müssen"

Zum Start der neuen Apfelernte in der Nordrheinischen Region sprachen wir mit Dr. Andreas Mager, Geschäftsführer des Naturhofs Wolfsberg sowie Vorstandsmitglied der Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e.V. (FÖKO). "In der Direktvermarktung konnten wir in diesem Jahr mit der alterntigen Ware etwa das Niveau von 2021, also dem zweiten Coronajahr, erreichen. Der Krieg in der Ukraine führte 2022 wiederum zu einem totalen Einbruch der Nachfrage. Preissensibilität ist zwar vielerorts zu vernehmen, wobei es hierbei auch regionale Unterschiede gibt. Gerade unsere Kundschaft aus der Bonner Region ist nicht gerade von Armut gezeichnet."

Erntestart der Herbstsorten
Vor Kurzem begann man beim Naturhof Wolfsberg mit der Ernte der ersten Herbstsorten, angefangen mit Santana, gefolgt von Elstar und Freya. Daraufhin kommen die Sorten Gala, Topaz, Boskoop und Berlepsch sowie Pinova, Natyra und Braeburn zur Ernte. "Natyra firmiert im konventionellen Bereich als Magic Star, die wiederum als Clubsorte vermarktet wird. Natyra selbst ist eine freie Sorte, deren Name aber nur im biologischen Anbau verwendet werden darf. Auf unseren 30 Hektar werden vorrangig die Sorten Elstar, Gala, Topaz, Pinova sowie Natyra angebaut. Parallel dazu pflücken wir auch die ersten Birnen der Sorte Conference, gefolgt von Alexander Lucas sowie die neue rote Sorte Fred und Talgar Beauty."

Die Produkte des Betriebs werden sowohl über einen eigenen Hofladen als auch über die Rheinbiofrucht GmbH an den LEH verkauft. "Mit 30 Hektar war man in früheren Zeiten noch ein großer Betrieb. Heutzutage zählt man mit einer solchen Fläche eher zu den mittelgroßen Betrieben. Wir versuchen, uns fortwährend zu verbessern, jedoch sind wir nicht an einer Vergrößerung der Flächen interessiert. Allgemein ist aber zu bemerken, dass der Trend hin zu größeren Betrieben tendiert, während kleinere Betriebe wegfallen. Die dadurch fehlenden Mengen werden durch die Großbetriebe wiederum kompensiert."

Polen agiert "preisaggressiver"
Auf einer Exkursion mit der FÖKO in Polen konnte Mager beobachten, wie sich der Bio-Bereich im Nachbarland zunehmend professionalisiert. "In Polen selbst wird kaum Bio-Ware konsumiert, weshalb es in ihrem eigenen Land also praktisch keinen Markt für die Ware gibt und sie ihre Bio-Äpfel entsprechend exportieren müssen. Zu den Hauptexportländern für die polnische Ware zählen vor allem Skandinavien und Teile Großbritanniens. Für klassische Exportländer wie Südtirol, Frankreich und Österreich stellt das ein echtes Problem dar", meint Mager. "Polen wird preisaggressiver - auch in Deutschland. Der Druck, der von Polen preislich erzeugt wird, spiegelt sich auch in unserem LEH wider. Südtirol bietet seine Ware ebenfalls günstiger bei uns an, um mit Polen konkurrieren zu können. Der deutsche Handel bleibt der deutschen, regionalen Ware allerdings sehr treu."

Höhere Kosten aufgrund von Wetter, Löhnen, Pflanzenschutz
Die Wetterumschwünge, vor allem die Trockenheit, seien durchaus herausfordernd. "Mit den höheren Temperaturen steigt auch das Potenzial für invasive Arten, wie etwa die marmorierte oder aber die rotbeinige Baumwanze, die wir zum Teil nicht bekämpfen können. Im Frühjahr plagt uns wiederum der Bodenfrost. Betriebe, die es sich finanziell leisten können, investieren daher massiv in Beregnungsanlagen, Hagelnetze, Sonnenschutz etc. Dadurch wird die Ware auch entsprechend teurer."

Davon abgesehen sei in Deutschland ein großer Strukturwandel zu sehen. "Kleinere Betriebe geben das Geschäft auf, weil sie keine Nachfolger finden. Gleichzeitig schreitet aber die Professionalisierung im Bio-Bereich stetig voran. Früher hat man noch benachbarte Betriebe übernommen, was künftig aber nicht mehr möglich sein wird, da die Kosten unermesslich hoch sind. Der Bio-Betrieb der Zukunft wird dementsprechend ein Gleichgewicht zwischen Biodiversität, Ökologie und Professionalität finden müssen", so Mager. "Familienbetriebe findet man immer weniger, da der Arbeitsaufwand kaum noch zu stemmen ist, was sowohl auf konventionelle als auch auf Bio-Betriebe zutrifft. Stattdessen sind es die ohnehin schon großen Betriebe und Ketten, die erfolgreich bleiben."

Als Ausbildungsbetrieb bildet Magers Betrieb im Schnitt einen bis zwei Lehrlinge pro Jahr aus, die zwei bis drei Jahre auf dem Naturhof sind. "Die meisten bleiben der Branche aber nicht erhalten und nehmen die Ausbildung als Sprungbrett für ein Bachelorstudium. Daher nehmen wir auch nur noch Lehrlinge an, die entweder äußerst praktisch begabt sind oder eine Perspektive in unserem Berufsstand haben", sagt Mager. Ferner koste eine Investition in Lehrlinge deutlich mehr als etwa die Bezahlung von Saisonkräften.

"Wäre der Krieg nicht gewesen, stünde die Bio-Branche deutlich besser da. Unsere Produktionskosten sind aufgrund des gestiegenen Mindestlohns als auch weiterer Kosten innerhalb von einem Jahr um rund 15 Prozent gestiegen. Im Handel sind die Preise zwar um drei Prozent gestiegen, jedoch sind sie bei uns um 20 Prozent gesunken." Trotz all dieser Herausforderungen blickt Mager der Zukunft optimistisch entgegen. "Wir haben bereits viele Weichen für die Zukunft gestellt und sind uns bewusst, wozu wir imstande sind."

Weitere Informationen:
Dr. Andrea Mager
Naturhof Wolfsberg
Ökologischer Obstanbau
Mager GbR
In der Asbach 44
53347 Alfter
Tel.: 0228-643947
E-Mail: [email protected]
Webseite: https://www.naturhof-wolfsberg.de