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Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeerenanbauer e.V.:

"Die Preise waren nicht auskömmlich, die Importe waren massiv"

"Der Spargelmarkt hat sich in der gesamten Zeit, in der ich in der Branche tätig bin, noch nie so stark gewandelt", so Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeerenanbauer e.V. Auf der expoSE 2022 sprach er mit uns über die letzte Erdbeeren- und Spargelsaison und gab uns einen Ausblick auf das Potenzial und die Herausforderungen für das kommende Jahr.


Simon Schumacher

Investitionszurückhaltung aufgrund von Kaufrückgang
Trotz der durchwachsenen Stimmung hinsichtlich des schwierigen Vermarktungsjahres zeigten sich Schumacher zufolge die Aussteller zufrieden und konnten gute Gespräche führen. "Natürlich muss man im Nachgang der Messe schauen, wie das Geschäft wird und inwieweit es mit dem Vorjahr vergleichbar ist. Gerade die Spargel- und die süddeutschen Beerenbetriebe hatten in diesem Jahr eine schwere Saison. Die diesjährige Kaufzurückhaltung und die Anhebung der Lohnkosten werden sich definitiv auf die Produktionsabläufe der Betriebe auswirken. So könnten durchaus Flächen für den Anbau von Jungpflanzen in der nächsten Saison reduziert werden. Zudem stellen sich Betriebe die Frage, ob bestehende Sortiermaschinen nicht eher noch repariert werden könnten, statt in neue Maschinen zu investieren."

Unsicherheiten nach Kriegsausbruch
Wie es letztendlich um die Situation der Erdbeeren- und Spargelbetriebe bestellt ist, konnte der VSSE über Umfragen beantworten. "Am 24. Februar brach der Krieg in der Ukraine aus, kurz danach begann die Spargelsaison. Die Kriegsängste sowie die damit verbundene Unsicherheit zogen sich durch die gesamte Saison. In der Gesellschaft wurde zu jener Zeit über einen NATO-Bündnisfall, einem potenziellen Atomkrieg, aber auch über Heizstuben für den Winter diskutiert. Niemand wusste, was auf einen zukommt. Gleichzeitig wollten viele Menschen wieder in den Urlaub fahren, worunter wiederum weniger Geld für Spargel und Erdbeeren ausgegeben wurde. Das war im Süden zum Teil besonders bei Erdbeeren mehr zu spüren als im Norden", erinnert sich Schumacher. 

Rücknahme des Angebots führte zu höherer Nachfrage
"Die Preise waren nicht auskömmlich, die Importe waren massiv. Medial wurde dieser Umstand auch stark begleitet. Der Markt reagierte dementsprechend und nahm die Angebotsmengen vom Spargel gleichsam stark zurück, was später zu einer intensiven Nachfrage innerhalb des Marktes führte. Auf einmal war Spargel ganz rar, worauf sich die wenigsten einstellen konnten. Die Preise wurden mit dem Handel mitunter schon vorher verhandelt, weshalb sie nicht mehr angehoben werden konnten", sagt Schumacher.  

Gute Saison für norddeutsche Erdbeerbetriebe
Bei Erdbeeren soll die Situation ähnlich gewesen sein, wobei noch die Hitzephase hinzukam. "Das führte dazu, dass der Norden noch eine gute Saison hatte, weil die Betriebe dort später anfangen und teilweise geringere Produktionskosten haben, da der Anbau großflächig, teilweise auch ohne Damm und Tunnel, stattfindet.. Es gibt einige Betriebe, die im Großen und Ganzen die letzte Saison mit der von 2019 vergleichen können. Für Spargelbetriebe verlief die Saison allerdings merklich schlechter." 

Umsatzeinbußen von 20-30 Prozent
Es stellt sich die Frage, wie Verbraucher nun handeln werden. "Die Preisanpassungen von Gas- und Stromanbietern dürften bei vielen Haushalten eingetroffen sein. Somit können sie auch entsprechend kalkulieren, ob sie im kommenden Jahr für den Urlaub ins Ausland fahren oder eben nicht. Es besteht die Hoffnung, dass sich das verfügbare Einkommen wieder stärker auf den heimischen Markt konzentriert. 

Im Vergleich zu den Pandemiejahren teilten ihm viele Direktvermarkter mit, dass sie Umsatzeinbußen von 20-30 Prozent verzeichneten. "Besonders Bio-Betriebe mit Direktvermarktung waren hiervon betroffen. Alles, was man nicht unbedingt braucht, wurde weniger verkauft. Verbraucher griffen weniger zu regionaler Ware, weil die Discountware sie ebenso ansprach." Ferner schien das Interesse für Produkte wie günstigeres Obst und Gemüse höher gewesen zu sein. Insgesamt sei das Jahr 2022 eines der umsatzschwächsten Jahre für Spargel seit langer Zeit gewesen. 

Flächenreduktion von 10-15 Prozent
"Eine Flächenreduktion wird eintreten", ist sich Schumacher sicher. "Die Produktion wird auf ein vermarktbares Maß zurückgedreht. Vermutlich wird es zu einer Flächenreduktion von 10-15 Prozent im Jahr 2023 kommen, was bei den Erdbeeren schneller eintreten dürfte als beim Spargel. Optimalerweise wird das wieder zu einer Verbesserung der Preise führen. Der Lebensmitteleinzelhandel muss sich hierzu auch etwas einfallen lassen. Wir hoffen, dass er unseren Betrieben weiterhin loyal bleibt und die Produkte nicht 1-zu-1 durch Ware aus Spanien, Griechenland oder sogar Peru, Mexiko und Marokko ersetzen wird", so Schumacher.

2023 ähnlich wie 2022
Im Vergleich zu 2020 sei die Nachfrage im Außer-Haus-Verzehr um 100 Prozent gestiegen. Jedoch boten die Gastronomen auch kleinere Spargel-Teller an. "Erdbeeren für Desserts und dergleichen kamen mitunter dann doch eher mal aus Spanien oder anderen Ländern. In weniger einkommensstarken Regionen werden Restaurantbesuche zudem eher reduziert. Wir gehen davon aus, dass wir 2023 mit einer ähnlichen Situation rechnen müssen, wenn auch nicht mit derselben Brisanz. Gleichzeitig hoffen wir, dass sich die Lage zugunsten des Spargels entwickeln wird“, so Schumacher.

Aufgrund der Trockenheit in diesem Jahr mussten die Erzeuger ihre Aggregate für Wasserpumpen länger in Betrieb halten, was sich angesichts der Teuerungsrate des Diesels wiederum stark auf die Produktionskosten auswirkte. "Verbandsmitglieder teilten mir mit, dass sich ihre Stromkosten von 50.000 Euro auf 200.000 Euro pro Jahr erhöht haben. Die Inflationsrate in der Landwirtschaft ist wahrscheinlich bei 20-30 Prozent anzusiedeln. Das ist mit dem Einsatz von Pflanzenschutz und Dünger sowie Verpackungsmaterial zu begründen. Die Steigerungsrate der Lohnkosten um 22 Prozent wird sich auch massiv auswirken.“

Personal dringend gesucht
Zusätzlich dazu werden Fachkräfte, am dringendsten aber Vorarbeiter gesucht. "Verkaufspersonal und Saisonarbeitskräfte schwinden auch stetig. Die Saisonkräfte aus Rumänien sind zwar zahlenmäßig vorhanden, wie leistungskräftig und verlässlich sie sind, ist wiederum eine andere Frage", berichtet Schumacher. Aus der Republik Moldau sowie aus Georgien kämen auch Kräfte, die jedoch von den Arbeitsagenturen vor Ort ausgesucht werden. "Außerdem gibt es für Arbeitskräfte aus der Region ein Kontingent von 5.000 Personen. Allein für Spargel und Erdbeeren bräuchten wir zwischen 100.000 bis 140.000 Saisonarbeitskräfte von den 270.000 Menschen, die überhaupt in Deutschland beschäftigt werden und aus dem Ausland anreisen, um in der Landwirtschaft zu arbeiten.“ Zur Diskussion stünden hierbei auch die Verlängerung der Westbalkanregelung. Eine Forderung ist außerdem Personen aus Asien z.B. Vietnam für die Saisonarbeit beschäftigen zu dürfen.

"Entroyalisierung" des Spargels        
Um den Spargel einem größeren Konsumentenstamm schmackhaft zu machen, müsse auch an der Kommunikation zu den Kunden gefeilt werden. "Statt davon zu sprechen, dass die Preise aufgrund der Erhöhung des Mindestlohns steigen müssten, werden wir uns darum bemühen, den besten Spargel für jede Preisklasse anbieten zu können. Immerhin stehen uns auch verschiedene Sortierungen zur Verfügung, womit wir auch die Vorzüge der heimischen Produktion darstellen können. Begriffe wie Luxus- und "Königsgemüse" werden wir eher unterlassen und stattdessen vom ersten heimischen Gemüse sprechen. Das Gemüse ist ein "must have“ und kein Luxus" Der Spargel wird nach außen hin sozusagen "entroyalisiert".

Weitere Informationen:
Simon Schumacher
Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V.
Werner-von-Siemens-Straße 2-6
76646 Bruchsal
Tel.: +49 7251 30320-80
E-Mail: info@vsse.de 
Webseite: https://www.vsse.de