Melden Sie sich für unseren täglichen Newsletter an um immer auf dem neusten Stand zu bleiben!

Anmelden Ich bin bereits angemeldet

Sign up for our daily Newsletter and stay up to date with all the latest news!

Abonnieren I am already a subscriber
Bio-Fachforum: Rückblick auf Bio-Kartoffeln, Bio-Zwiebeln und weitere Gemüsesorten

"Auswirkungen globaler Konflikte auf den deutschen Bio-Markt"

Zum Themenblock "Markt und Handel" stellten Expertinnen und Experten zu einzelnen Produkten ihre jeweiligen Ergebnisse vor. Die Diskussion begann mit einem Impulsvortrag von Christina Rampold zum Thema "Auswirkungen globaler Konflikte auf dem deutschen Bio-Markt". Rampold zufolge sei das Öko-Flächenwachstum in Deutschland 2021 um Wachstum 6% im Vergleich zum Jahr 2020 gestiegen. Um den Zielen der EU sowie der aktuellen Bundesregierung gerecht zu werden, müsste jährlich allerdings ein Wachstum von 11% erreicht werden.  


(v.l.n.r., hinter Reihe): Rainer Carstens (Westhof Bio), Kevin Colmsee (Ökokontor Uelzen) und Martin Jakobfeuerborn (Lehmann Natur) sowie (v.l.n.r., vordere Reihe) Mariah Muhs (EDEKA Handelsgesellschaft Nord mbH), Christine Rampold (Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH) und Henning Niemann (KÖN)

Discounter profitieren am meisten von Bio-Lebensmitteln
"Discounter profitieren gerade mit Bio-Lebensmitteln von über 30%, Mengen sind aber nur um 4% gestiegen. Vollsortimenter hatten wiederum ein leichtes Minus, während der Naturkosthandel die meisten Einbußen zu verzeichnen hatte, allerdings ist er sehr preisstabil." Gleichzeitig seien die Preise bei konventionellen Lebensmitteln im Vergleich zu Bio-Lebensmitteln stärker gestiegen. "Bio muss nicht unbedingt teurer sein", so Rampold. 

70% der Bioabsätze über den konventionellen LEH vermarktet
Mit einer Gesamtfläche von 12.000 Hektar, gewannen Bio-Kartoffeln innerhalb eines Jahres zwischen 6-8% Fläche hinzu. Der größte Anteil liege bei den Speisewaren. Aktuell sei eine schwächere Nachfrage nach Bio-Kartoffeln zu sehen, jedoch höher als noch 2021. 70% der Bioabsätze werden über den konventionellen LEH vermarktet. Bei Bio-Kartoffeln gab es im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 13% bei Discountern. Der Absatz wird dann forciert, wenn Angebotsaktionen liefen. Die Preise für Bio-Kartoffeln blieben derweil weiterhin unverändert. Von der konventionellen Ware sei dieses Jahr etwa 9% weniger geerntet worden. Große Exporte habe es nach Osteuropa gegeben. Die Erzeugerpreise stiegen an.

Von der Importware zeichne sich eine Verlagerung weg von Ägypten und Israel hin zur spanischen Ware ab. Die meisten in Deutschland konsumierten Bio-Speisekartoffeln sind auch hiesigen Ursprungs. Importanteile sind in diesem Bereich deutlich niedriger als bei anderen Produkten. Es konnte ein besser Ertrag erzielt werden als erwartet. 

Schwächelnder Absatz
Der Absatz schwächelte von Januar bis September 2022, von der Menge her im Minus mit -6%, weil Verbraucher wohl mehr nach Bedarf kaufen und auch womöglich weniger wegwerfen und stattdessen bewusster und nach Bedarf eingekauft wird. Allerdings liege der Markt in den letzten drei Monaten wieder im Plus, was auch den erheblichen Preissteigerungen zu schulden ist."

Verlängerung der Vermarktung von der deutschen Kartoffel
Um dem Umsatzrückgang entgegenzuwirken, plädiert Kevin Colmsee vom Ökokontor aus Uelzen dafür den Zeitraum der Vermarktung von der deutschen Ware zu verlängern. "Mit der physiologischen Alterung der Kartoffeln, die nicht beregnet werden konnten, muss eine verfrühte Vermarktung einhergehen, sonst sind sie die für den Speisebereich nicht mehr vermarktbar."

750-Gramm-Verpackungen bei Bio-Zwiebeln beliebt
Colmsee sagt zudem, dass die letzten zwei Coronajahre als Ausnahmejahre zu sehen und insofern aus der Bilanz gestrichen werden, "da man mit diesen Zahlen nicht arbeiten kann, denn sie verbreiten nur Angst". Immerhin sei in diesem Jahr bei den Zwiebeln ein Absatzrückgang von 20% im Vergleich zu den Coronajahren zu verzeichnen. "Die Bio-Zwiebel hat durch 750g-Verpackungen Vorteile erzielen können. Diese behaupten sich sehr gut bei den Verbrauchern, die eher zum Biozwiebelbeutel greifen, trotz des höheren Preises", so Colmsee. Um die deutsche Ware längerfristig anbieten zu können, fehle allerdings eine entsprechende Infrastruktur.

Flächen für Bio-Gemüse gestiegen
Bei allen Bio-Gemüsearten seien die Flächen um 13% gestiegen. An der gesamten Gemüsefläche betrage der Bio-Anteil 11%. Die größten Gemüsebauflächen Deutschland seien aber nicht unbedingt diejenigen mit den größten Bioflächen. "Die Bio-Nachfrage zieht wieder leicht an. Mit dem Übergang auf Lagergemüsearten ist der Absatz aktuell in Ordnung", so Rampold. Bei Bio-Möhren gab es eine Flächenausdehnung, dafür aber ein kleines Ernteaufkommen aufgrund der Witterung, währen die Preise für Bio-Möhren vergleichsweise stabil blieben. Zudem seien 2021 hohe Absatzmengen für deutsche Ware zu sehen, während der Absatz für Waren aus dem Ausland wie etwa den Niederlanden eher enttäuschend ausfielen.

Absatzeinbrüche im Naturkostfachhandel
Martin Jacobfeuerborn, Einkaufsleiter bei Lehmann Natur, stellte Zahlen und Fakten des Unternehmens in diesem Bereich vor. So sei der Hauptabsatz der im konventionellen LEH und bei den Discountern zu verzeichnen. Naturkosthandel eher geringerer Anteil. "Da sehen wir schon deutliche Änderungen vor allem im Fachmarkt mit Absatzeinbrüchen. Die Discountschiene ist recht stabil geblieben und zufriedenstellend, trotz einzelner Nachlässe im April/Mai." Seit Oktober zieht die Nachfrage wieder an, gerade im Bereich Lagergemüse, gerade im Wurzelbereich sowie Kürbissen, etc." Hauptdreher der deutschen Ware seien vor allem Zucchini, Kürbis sowie Pastinaken und Möhren. "Wir versuchen Pastinaken ganzjährig und Kürbisse so gut wie ganzjährig im Angebot. Zucchini importieren wir ab Oktober zu 80-90% aus Spanien und anteilig auch aus Italien", so Jacobfeuerborn.

"Die Kosten für Personal, Verpackungen, etc. verteuern sich. Erzeugerkosten und Transporte erhöhen sich dadurch auch, die man auch nicht unbedingt immer abbilden kann". Erzeuger aus den Niederlanden seien in diesem Jahr auch mit hohen Kosten aus dem Vorjahr konfrontiert gewesen und entsprechend angepasst. "Aus der Krise sind durchaus auch Vorteile für die heimische Ware zu sehen. Die Frage ist nur, wie nachhaltig dieser Trend tatsächlich ist und wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt", so Jacobfeuerborn. 

Nachfrage nach Tiefkühlwäre gestiegen
Rampold zufolge sei die Nachfrage nach Tiefkühlware angestiegen. Jedoch sei der Bio-Anteil im TK-Bereich gerade mal bei 6% und 3Gemüse- und Pilzkonserven bei 3%. Bio spiele in der Außerhaus-Verpflegung noch eine relativ kleine Bedeutung. 

Rainer Carstens (Westhof Bio), Preisträger des diesjährigen CERES-Award, stellte seinen Betrieb bereits 1989 auf biologischen Anbau um und produziere seitdem auch TK-Ware. Zu den Hauptkulturen des Unternehmens zähle "alles, was in Norddeutschland wächst". Gemeint seinen Kulturen wie Erbsen, Möhren, Rote Beete, Pastinaken, Zucchini, etc. und stellte seine Fakten im Tiefkühlbereich vor. 

Kaufverhalten in der Krise
Fast 60% haben im Januar schon gesagt, dass sie Produkte im Angebot kauften und eher günstige Handelsmarken statt Markenprodukte zu kaufen. Bestimmte Produkte wurden auch eher im Discounter gekauft. Nach dem Krieg in der Ukraine habe sich dieses Einkaufsverhalten intensiviert: Verschiebung von Biofachmärkten zu klassischem LEH, klare Präferenz für Discounter. In nächsten Monaten nicht mit Erholung von Konsumklima zu rechnen (von GfK erhoben. In den nächsten Monaten ist nicht mit einer großen Erholung auf Konsumklima zu rechnen. Lebensmittelteuerung zieht an. Mit  Preisanstieg von über 22% bei allen Lebensmitteln zu rechnen, nicht nur im Bio-Bereich. 

Maria Muhs ist zuständig für die Nachhaltigkeitsziele bei EDEKA Nord. Das erklärte Ziel des Unternehmens sei es bis  10% Bio-Anteil bis 2030 für das gesamte Sortiment, wobei es im Frischebereich bereits einen Bio-Anteil von etwa 20% gäbe. Aktuell Demeteransatzanteil steigern; regionale Ware stärker promoten; Frischeanteil aktuell schon bei 20­% Bio. Herausforderung, dass bei Edeka nicht nur Verbands- und Standardware angeboten, weil ansonsten eine Abwanderung zur Konkurrenz kommen könnte. Spätestens mit den Bio-Zertifizierungen seien entsprechenden Schulungen auch verpflichtend. 

Sämtliche Vorträge finden Sie hier