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Oliver Huesmann von Fruit Consulting ltd.

"Der deutsche Markt könnte Spanien als Obst- und Gemüseproduzenten verlieren"

Oliver Huesmann ist seit gut 30 Jahren in der Obst- und Gemüsebranche tätig und berät hierbei verschiedene Unternehmen weltweit. Anfang Dezember veröffentlichte FreshPlaza bereits eine Pressemitteilung von Eurofreshproduce, in der es hieß, dass der deutsche Markt für spanische Erzeuger zunehmend uninteressanter wird. Huesmann sprach mit uns unter anderem über die genauen Umstände hinter dieser Annahme und weshalb im asiatischen Markt die Zukunft für europäische Produzenten liege. 

Fünf große Player
"Das Angebot und die Nachfrage werden in Deutschland im Grunde genommen von fünf großen Kunden vereinnahmt, die zusammen einen Marktanteil von ca. 70% haben", sagt Huesmann. "Die kleinen Bauern sowie die mittelständischen Betriebe können nicht mehr auf derselben Ebene mit den großen Unternehmen kommunizieren wie früher. Produzenten mit bis zu 100.000 kg Ware sind keine Ansprechpartner mehr für den deutschen LEH, der mitunter 50 LKW-Ladungen pro Woche von einem Produkt verlangt. Die mangelhafte Kommunikation zwischen den Erzeugern und dem deutschen Handel hat zur Folge, dass die Preise vom Einkauf dominiert werden."

Preise statt Zertifikate ausschlaggebend für Erzeuger
"Zertifikate, die nach deutschen Maßstäben entworfen worden sind, suggerieren eine globale Nachhaltigkeit, die es in dieser Form nicht gibt." Huesmann weist darauhin, dass jene Zertifikate zudem mit Kosten verbunden seien, die die Erzeuger aus ärmeren und/oder strukturschwächeren Ländern kaum bezahlen können. Zertifikate unterliegen in Deutschland auch einer strengeren Gerichtsbarkeit als zum Beispiel in Ländern wie Spanien: "Es wäre daher besser, wenn Zertifikate mit einer Überprüfung vor Ort einhergingen, wodurch eine regelmäßige Kontrolle gewährleistet wäre", sagt Huesmann. Ausschlaggebend für spanische Erzeuger sei außerdem nicht die Einhaltung von Zertifikaten, sondern die Warenpreise. "Auch von Preissteigerungen müssten die Erzeuger wenig profitieren. Denn wenn der Handel 30% mehr verdient, sollte auch einige Prozente an die Produzenten weitergeben können, um damit diese auch nachhaltig und fair produzieren können."

Huesmann zufolge stehen spanische Erzeuger angesichts dieser Herausforderungen daher nun vor der Frage, ob ein Verbleib im Agrarsektor, vor allem für den deutschen Markt, überhaupt noch rentabel sei. "Es gibt für die Bauern kaum Möglichkeiten mit dem LEH direkt in Kontakt zu treten. Als Produzent mit gerade einmal 100.000 kg-Ware ist man heute wiederum ein möglicher Partner in einem Nischenmarkt in Asien." 

Standardware im LEH, Premiumware bei weiteren Anbietern
Besondere Premiumware fände man heutzutage nur noch bei Händlern, die keinen großen Ketten angehören. Allerdings sei in diesem Bereich kein großes Wachstum mehr zu erwarten, da es sich primär um einen Verdrängungsmarkt handle. "Der LEH will wiederum Standardware, die auf Masse, Liefersicherheit und stabile Preise setzt. Die meisten anderen Anbieter am Großmarkt sind im Grunde genommen Käufer der nicht verkauften oder überproduzierten Ware. Der Großmarkt funktioniert unter anderem deshalb noch, weil er die Restbestände des LEHs an Gastrobetriebe usw. weiterverkauft." 

Seit Generationen bestehende Familienbetriebe hätten zwar den Sprung zum Verkauf an den LEH geschafft, allerdings glaubten Endverbraucher weiterhin an Zertifikate, die in dieser Form aber meist nicht vorhanden sind, so Huesmann. "Der deutsche Markt befindet sich in einer Situation, in der er Spanien als wichtigsten Obst- und Gemüseproduzent verlieren könnte. Durch Waren aus Mexiko, Peru, Marokko, Ägypten, der Türkei, etc. werden spanische Produkte zunehmend aus dem Markt gedrängt. Spanien hat etwa bereits 30% seines Marktanteils bei den Tomaten verloren", so Huesmann.

Weitere Informationen:
Oliver Huesmann
FRUITCONSULTING ltd.
Apto. Correos 155
ES-29730 Málaga (Rincon d.l.V.)
[email protected]  
https://de.fruitconsulting.eu/startseite 
Tel:  +34 951 105 792