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Falk Schlusnus übernahm Geschäftsführung der TFC Holland zu Beginn des Jahres

"Höhere Kosten sind in der Wertschöpfungskette nur schwer weiterzugeben"

Zu Beginn dieses Jahres hat Falk Schlusnus die Geschäftsführung von TFC Holland übernommen. Der 39-jährige Deutsche sammelte Erfahrungen bei Lidl und ist seit zweieinhalb Jahren bei dem Exoten-Spezialisten aus Maasdijk tätig, der zur BayWa Global Produce GmbH gehört, welche das Frischgeschäft der BayWa-Gruppe bündelt. Ein Interview über neue Exoten, die Folgen des Klimawandels und das Engagement für eine Vertikalisierungsstrategie.

Wie haben Sie die Arbeit bei TFC in den Niederlanden in den letzten zweieinhalb Jahren erlebt?
Sehr gut! Ich freue mich, ein so attraktives Unternehmen als CEO zu führen und weiterzuentwickeln. Seit mehr als 30 Jahren ist TFC mit einem vielfältigen Sortiment von über 200 Obst- und Gemüsesorten aus mehr als 50 Ländern ein starker Akteur im Exotensegment. Unsere wichtigsten Produkte sind Avocados, Mangos, Süßkartoffeln und Ingwer, aber die Kunden können auch Randprodukte wie z. B. Zitronengras bei uns bekommen. Bei TFC fokussieren wir uns auf langfristige Beziehungen, sowohl auf der Verkaufs- als auch auf der Beschaffungsseite mit den Lieferanten in den Herkunftsländern. Das Unternehmen konnte in seiner jahrzehntelangen Firmengeschichte viel Erfahrung und Know-how sammeln. Deshalb ist es für TFC auch wertvoll, Peter Kooi, der das Unternehmen 30 Jahre lang als CEO und Mitbegründer geführt hat, weiterhin für den strategischen Einkauf mit an Bord zu haben.


Falk Schlusnus

Was wird sich unter Ihrer Führung ändern? Welche Handschrift möchten Sie dem Kurs von TFC geben?
Mein Ziel ist in erster Linie, die hervorragende Arbeit der letzten 30 Jahre erfolgreich weiterzuführen und den Kundenstamm zu erweitern. Dies nicht nur innerhalb Europas, sondern auch darüber hinaus. Seit der Übernahme der Mehrheitsanteile an TFC Holland durch die BayWa im Jahr 2016 ist TFC Teil der BayWa-Gruppe, die ihr Frischegeschäft kürzlich in der 100%igen Tochtergesellschaft BayWa Global Produce GmbH gebündelt hat. Hierzu gehören sowohl das neuseeländische Unternehmen T&G Global als auch BayWa Obst in Deutschland und Al Dahra BayWa in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In den kommenden Jahren werden wir die Synergieeffekte unseres Netzwerks in der Beschaffung und Vermarktung ausbauen und deutlich stärker nutzen. Gemeinsam können wir unseren Kunden weltweit eine noch breitere Produktpalette anbieten. In einem Kontinent wie Asien sehen wir dabei große Chancen. Wir verfügen mit unserem Partner TFC Middle East in Dubai bereits seit vielen Jahren über Erfahrungen bei der Vermarktung von Avocados und anderen Produkten in Vorderasien. Diese Aktivitäten werden wir weiter ausbauen.

Können Sie uns ein Beispiel geben, wie sich diese Synergie innerhalb von BayWa Global Produce bereits manifestiert?
Dabei fällt mir sofort die Softripe-Technologie ein, die wir dieses Jahr bei uns am Standort Maasdijk eingeführt haben. Unser Schwesterunternehmen Worldwide Fruit im Vereinigten Königreich hat diese Technologie nach einer umfangreichen Testreihe mit positiven Ergebnissen für verschiedene Obstsorten bereits sehr erfolgreich eingesetzt. So konnten wir Erfahrungswerte teilen und hierauf aufbauen. Softripe-Technologie basiert auf künstlicher Intelligenz (AI), die zu besserer Qualität, längerer Haltbarkeit und weniger Produktverlusten führt. Sie ermöglicht es uns, perfekt gereifte Mangos und Avocados mit einer deutlich längeren Haltbarkeit in die Regale unserer Kunden zu bringen. Das ist nur ein Beispiel, aber das Netzwerk von BayWa Global Produce bietet viele weitere Vorteile, etwa bei Investitionen oder beim Austausch von Know-how aus vielen Jahren Erfahrung in Anbau, Beschaffung und Vermarktung - bei TFC sind es 30 Jahre Branchenwissen.


Frische Exoten im Wareneingang

Erwarten Sie ein weiteres Wachstum des Avocado-Marktes oder hat er bereits seinen Sättigungspunkt erreicht?
Diese Frage wird oft gestellt, aber ich sehe noch viele Wachstumschancen. Die Avocado hat in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung in den Regalen durchgemacht. Vor zehn Jahren stand sie noch in einer Ecke des Obstregals, heute gibt es mehrere Avocado-Sorten sowohl lose als auch verpackt in der Hauptauslage. Zwischenzeitlich bietet jeder Lebensmitteleinzelhändler mindestens zwei oder drei Sorten an. Und obwohl sich die Nachfrage rasch entwickelt hat, ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Europa immer noch deutlich niedriger als beispielsweise in den Vereinigten Staaten. In Osteuropa steckt der Markt für Ready-to-Eat-Produkte noch in den Kinderschuhen. Aber auch in Westeuropa befindet sich diese Kategorie noch im Aufbau. So haben wir bei TFC in den letzten Jahren stark in eine größere Vielfalt an tropischen Avocados investiert. Damit sind wir nun einer der bedeutendsten Akteure auf dem Markt. Und wir sind natürlich auf der Suche nach dem nächsten Exoten-Artikel, um ihn so erfolgreich zu machen, wie die Avocado.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf TFC?
Wie für alle anderen auch, waren die Auswirkungen von Corona auch bei uns deutlich zu spüren. Wir als TFC konnten als Unternehmen der Ernährungsindustrie unter umfangreichen Hygienemaßnahmen weiterarbeiten, aber für unsere Lieferanten war es teilweise eine große Herausforderung, alles in den Produktions- und Packstationen sowie der Logistik zu organisieren. Auch bei den Absatzmengen gab es erhebliche Verschiebungen. Die Verkäufe an das Hotel- und Gaststättengewerbe fielen weitgehend weg und der Einzelhandel übernahm diesen Anteil vollständig. Jetzt, da die Lockdowns in fast ganz Europa aufgehoben wurden, kann man allerdings feststellen, dass dieses Verhältnis weitestgehend wieder der Situation vor Corona entspricht. Die Folgen für die Logistik, sowohl für die See- als auch für die Luftfracht, waren sehr herausfordernd und dauern nun am längsten an. Die Containerpreise z.B. beim Handel mit China haben sich verzehnfacht. Für dieses Kalenderjahr wird kaum eine Verbesserung erwartet und niemand weiß, wie die Situation im nächsten Jahr aussehen wird. Das macht den Import von Produkten wie Pomelos und Ingwer derzeit besonders schwierig und die höheren Kosten sind in der Wertschöpfungskette nur schwer weiterzugeben.

Viele Importeure bieten auch ein paar Exoten an. Bleibt da noch Platz für die echten Exoten-Spezialisten?
Zum Glück ja, denn seit Jahren verfolgen wir eine Vertikalisierungsstrategie. Das bedeutet, dass wir uns bei der Beschaffung auf unsere eigene Produktion oder auf Partnerschaften konzentrieren, bei denen Erzeuger im Rahmen langfristiger Vereinbarungen für uns anbauen. Das ist auch der Wunsch unserer Einzelhandelskunden: Sie möchten Lieferketten, die so kurz wie möglich sind und damit nahe an der Produktion. Das bestätigt uns in dem strategischen Ansatz der Rückwärtsintegration, um unseren Kunden Früchte aus erster Hand anbieten zu können. So sind wir beispielsweise seit vielen Jahren in der Produktion von Mangos, Avocados, Süßkartoffeln und Trauben tätig und investieren in eigene Produktionsanlagen sowie in verschiedene Joint-Venture-Partnerschaften z.B. in Süd- und Mittelamerika. Wir bieten auch alle damit zusammenhängenden Dienstleistungen wie Reifung und Verpackung an. Wir glauben, dass das der Schlüssel zum Erfolg ist. Generell kann man sagen, dass für Unternehmen, die keinen Mehrwert in der Kette schaffen, wenig oder gar kein Platz ist. Konkurrenz gibt es immer - das ist gesund und belebt das Geschäft.

Wie entwickelt sich Ihr Bio-Angebot?
Der Bio-Umsatz ist wichtig für uns und zeigt einen deutlichen Aufwärtstrend. Letztes Jahr haben wir mehr Bioprodukte im Einzelhandel verkauft, aber das galt eigentlich für die meisten Produktkategorien im Lebensmitteleinzelhandel. Die Nachfrage unserer Kunden nach Bio-Exoten ist hier richtungsweisend, und wenn diese steigt, werden wir sie liefern. Wir sehen, dass die wachsende Marktnachfrage nicht nur auf das Kriterium „bio“ beschränkt ist. So haben zum Beispiel die sozialen Bedingungen stark an Bedeutung gewonnen. Nicht weniger als 50% der deutschen Verbraucher geben an, dass sie Produkte kaufen möchten, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden.

Wie wichtig ist für Sie Nachhaltigkeit im weitesten Sinne des Wortes? Und sind die Anforderungen in diesem Bereich gut zu realisieren?
Als Global Player nehmen wir unsere Verantwortung für Mensch und Umwelt durch ethisch und sozial faire Produktionsbedingungen in den Herkunftsländern ernst. Unserem Anspruch an eine verantwortungsvolle Lieferkette werden wir auch mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Nachhaltigkeitsstrategie gerecht. Der respektvolle und sorgfältige Umgang mit Mensch, Produkt und Planet ist für uns eine wichtige Investition in die Zukunft und Basis für den langfristigen Geschäftserfolg. Bereits seit 2019 arbeiten alle Standorte der BayWa Global Produce in der EU klimaneutral. Damit leisten wir an unserem Standort in Maasdijk einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Übrigens beziehen seit 2020 alle BayWa-Standorte weltweit Grün-Strom.

Apropos Klima: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Produktion? Können Sie bereits aus der näheren Umgebung beziehen?
Der Klimawandel hat große Auswirkungen auf alle Menschen auf der Welt. Auch in Europa ergeben sich daraus Chancen, zum Beispiel für Apfelsorten, die im nördlichen Teil Europas früher nicht angebaut werden konnten, aber auch für den Weinbau, der an neuen Standorten möglich wird. Es gibt viele Versuche mit dem Anbau von so genannten Exoten in Europa. Beispielsweise beziehen wir kleinere Mengen Avocados und Mangos aus Spanien. Wir beobachten diese Entwicklungen genau, aber so einfach ist es noch nicht, eine Vielfalt an Exoten in Europa zu produzieren. Beim Anbau von tropischen Früchten geht es nicht nur um Wärme, sondern auch Wind und Wasser haben einen großen Einfluss. Der Klimawandel äußert sich zunehmend in Wetterextremen und fordert von der gesamten Branche Lösungen, um sich hier anzupassen.

Macht sich die steigende Nachfrage nach lokal angebauten Lebensmitteln beim Verkauf exotischer Produkte bemerkbar?
Dafür gibt es kaum Anzeichen; der europäische Markt für exotisches Obst und Gemüse wächst stark. Die Verbraucher wissen, dass unsere Produkte von weit herkommen und akzeptieren das.

Interviews mit TFC waren in den letzten Jahren eine Seltenheit. Werden Sie in den kommenden Jahren verstärkt an die Öffentlichkeit gehen?
Jetzt, da wir Teil von BayWa Global Produce sind, ist es in der Tat mehr Teil unserer Strategie geworden, die Stakeholder darüber zu informieren, was wir tun, warum wir es tun und auf welche Weise. Das machen wir unter anderem in den sozialen Medien, aber Sie werden noch mehr von uns hören!

Weitere Informationen:
TFC Holland BV
Transportweg 49
2676 LM Maasdijk
Tel +31 (0) 174 525700
Fax +31 (0) 174 511399
info@tfc-holland.nl 
www.tfc-holland.nl