Im Jahr 2007 hat die Bananafood Services GmbH eine neue, unabhängige Reifestation in Deutschland eröffnet. Es liegt genau an der Grenze zu den Niederlanden, gegenüber vom niderländischen Verband in Venlo. Damit war ein neues Business geboren. Einige Stakeholder sind jedoch seit zwei oder drei Generationen im Bananensektor tätig. Das deutsche Unternehmen hat nun seine bestehenden Räumlichkeiten expandiert.
Hans Maagendans
Ein zweites Gebäude wurde gebaut, dass die Reifungs-Kapazität auf etwa 60.000 Kisten Bananen erhöht. Es gibt weitere zwei Kühlkammern, in der 600 Palletten gelagert werden können. Wir haben mit dem Geschäftsführer Hans Maagendans gesprochen und ihn zur Blockchain Technologie befragt. Weitere Themen im Interview waren die Covid-19 Pandemie, Fairtrade und Produktionsstätten Know-How.
Das Unternehmen wächst mit einer guten Geschwindigkeit...
Ja, das kann man sagen. Wir wollen unsere Reifungs-Kapazität noch weiter erhöhen und zwar auf 80.000 Kisten pro Woche.
Hat es bei den Reifungs-Techniken in den vergangenen Jahren Innovationen gegeben?
Wir arbeiten mit der neusten Software. Unser Vorteil ist, dass uns das die Möglichkeit gibt, auch andere Produkte reifen zu können. Dank dieser Software ist die Luftzufuhrgeschwindigkeit und die Luftverteilung perfekt. Alle Reifekammern werden rund um die Uhr computerüberwacht. Wir können die Werte auf unseren iPads verfolgen. Dieses System haben wir in Zusammenarbeit mit unserem Installateur entwickelt. Es basiert auf 30 Jahren Erfahrung. In unserem neuen Maschinenraum sparen wir außerdem viel Energie und viele CO2 Emissionen. Nachhaltigkeit ist ein sehr wichtiger Punkt auf unserer Agenda.
Wie sehr hat der Ausbruch der Covid-19 Pandemie Ihr Unternehmen beeinflusst?
Das hatte einige Folgen für uns. Wir mussten uns dem neuen Alltag anpassen und mit einem kleinen Team arbeiten. Am Anfang hatten wir einige Mitarbeiter, von denen wir jetzt denken, dass sie sich damals infiziert haben. Aber wir hatten da noch keine Möglichkeiten, auf das Virus zu testen. Deswegen mussten wir die Notbremse ziehen. Das war doppelt schlimm, weil die Nachfrage nach Bananen enorm angestiegen war. Die Verbraucher kehren zu einer Basisernährng zurück. Bananen sind im Trend, weil sie viele Nährstoffe enthalten und trotzdem ziemlich günstig sind. Bananen sind schließlich nicht nur Obst, sondern auch ein Grundnahrungsmittel.
Wochenlang hatten wir 25 bis 30 Prozent mehr Bananen hier. Unsere größte Sorge war es allerdings, dass die Bananen es nicht aus ihren Produktionsländern heraus schaffen. Dazu zählen Kolumbien, Ekuador, Panama und Costa Rica. Aber zum Glück ging es mit den Lieferungen weiter. Aber natürlich kann sich das jeden Tag ändern. SOllte sich beispielsweise die Situation in den USA oder in Brasilien noch weiter verschlimmern, kann es gut sein, dass wir Lieferprobleme kriegen. Wir denken vielleicht, dass wir das Schlimmste schon hinter uns haben, aber der Kampf gegen dieses Virus ist noch lange nicht gewonnen.
Sind Bananen Krankheiten ein großes Problem für den Markt?
Krankheiten sind ein allgegenwärtiges Problem für den Sektor. Vor allem Black Sigatoka und Tropical Race 4 (TR4) machen dem Markt zu schaffen. Die Krankheit ist letztes Jahr überraschend in Kolumbien aufgetaucht. Universitäten wie die Universität Wageningen (in den Niederlanden) werden in ihrer Forschung unterstützt. Die bekannten Akteure im Bananensektor investieren jedes Jahr mehrere Millionen, damit die Forscher herausfinden, wie man die Krankheit ausrotten kann. Die bekannteste Sorte ist die Cavendish und sie ist nicht resistent gegen TR4.
Ich bin allerdings sehr beeindruckt, wie Kolumbien mit dem Problem umgeht. Die Regionen, in denen TR4 festgestellt wurde, mussten komplett gerodet werden. Sie sind quasi - wenn wir es in Covid-19 Worten sagen wollen - in den kompletten Lockdown gegangen. Inzwischen wurden Substanzen gefunden, die TR4 in einem frühen Stadium hatten. Dann musste nur ein Teil der betroffenen Region gerodet werden. Natürlich hoffen wir, dass es bald eine Lösung für das Problem geben wird.
Fairtrade bleibt ein wichtiges Thema für den Bananensektor. Wie Fair sind Ihre Bananen?
2010 waren etwa fünf Prozent unserer Bananen Fairtrade. Dieser Anteil ist inzwischen auf 75 Prozent gestiegen. Die übrigen 25 Prozent haben allerdings alle das Rainforest Allicane (RFA) Zertifikat. Das ist natürlich auch sehr gut so, wenn einem Nachhaltigkeit wichtig ist. Zu 100 Prozent Fairtrade Bananen anzubieten ist eine Herausforderung. Es wird immer reguläre, konventionelle Bananen auf dem Markt geben. Vor allem wenn wir auf die osteuropäischen Märkte schauen. Dort ist Fairtrade kein großes Thema. An erster Stelle steht dort das Global GAP Zertifikat und dann kommt das Rainforest Alliance Zertifikat.
Fairtrade wird mehr und mehr zum Standard. Ich muss allerdings hinzufügen, dass Fairtrade ursprünglich kein Bananen Label ist, obwohl es immer so scheint und auch so verkauft wird. Ich habe Discounter gesehen, die Fairtrade Bananen für 89 Cent das Kilo verkauft haben. Ich verstehe natürlich, dass sie die Fairtrade Bananen promoten wollen, aber über solche Preise kann ich mich nur wundern. Mit gutem Marketing kann man genau so viele Fairtrade Bananen verkaufen und zwar zu höheren Preisen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich sehr beeindruckt bin, was auf den Plantagen erreicht worden ist. Und das verdanken wir den Fair Trade Installationen.
Im letzten Jahr bin ich mit der Ankaufsorganisation Superunie - unserem Kunden - und Leuten von Max Havelaar nach Ekuador geflogen. Wir haben gesehen, was sie sich aufgebaut haben. Das Training, die Lebensbedingungen, Versicherung und der Lohn der ARbeiter - all das hat sich so sehr verändert. Allerdings sage ich immer, dass da noch mehr gehen würde, das aber von den Supmermärkten abhängt. Wenn sie faire Preise setzen, dann verbessert sich die Situation in Lateinamerika automatisch.
Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen dabei?
Ich denke, dass jeder eine Rolle dabei spielt, den Fairtrade Anteil zu erhöhen. Aber wir können den Kilopreis, den einige Supermärkte setzen, einfach nicht halten. Es ist also klar. Fairtrade funktioniert bei einer aggressiven Preispolitik einfach nicht. Es ist doch komisch, dass man manchmal für ein Kilo Bananen aus den Tropen mehr zahlst als für ein Kilo Bananen aus den Niederlanden. Am Ende muss jeder sein Geld verdienen und dieser Prozess beginnt nun mal am Anfang der Kette, bei der Bananenproduktion und den Erntehelfern und Bauern vor Ort.
Haben Sie positive Beispiele?
Ich denke, ich habe da eins: ein Importeur, Fyffes, ein SIM und Mobilfunkanbieter, hat mit Plus zusammengearbeitet, einem niederländischen Supermarkt. Sie waren die Ersten, die die Blockchain Technologie verwendet haben, um so einen Einblick in die Lieferkette der Bananenproduktion zu geben. Es war wirklich eine Mammutaufgabe, die Technologie zu stellen, aber es war erfolgreich. Ich denke, dass in Zukunft immer mehr Supermärkte davon Gebrauch machen werden. Bei der sogenannten Blockchain Technologie werden alle Schritte der Lieferkette genaustens aufgezeichnet, miteinander verknüpft und transparent gemacht.
Man kann den QR Code jeder Banane scannen und dann die dazugehörige Fairtrade FLO ID eingeben. Die Verbraucher können so die gesamte Reise, die die Banane hinter sich hat, von der Plantage bis in den Einkaufswagen, zurückverfolegen. Transparenz bei der Lieferkette ist sehr wichtig. Dafür müssen aber alle zusammenarebiten. Es muss solide geplant werden innerhalb der Kette. Die Supermärkte bemerken die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten. Die Leute interessieren sich dafür, wo ihr Essen herkommt und die Banane ist eines der am meisten gekauften Produkte im Supermarkt.
Die Lieferkette komplett transparent zu machen ist ein Weg, um die Nachhaltigkeit zu verbessern. Blockchain enthält noch viele weitere Informationen. Es geht dabei nicht nur um Lebensmittelsicherkeit, Zertifikate und Plantagen, sondern auch um soziale Projekte und die CO2 Emmissionen. In Zukunft können die Verbraucher vielleicht sogar die Bauern vor Ort direkt unterstützen. Die neue Technologie bietet neue Chancen für weitere Entwicklungen in der Lieferkette.
Wie hoch ist ihr Bio-Bananen Anteil?
Der Markt für Bio-Bananen und Fairtrade Bananen wächst sehr schnell. Im Vergleich zum letzten Jahr haben wir 40 Prozent mehr verkauft. Unser Bio-Bananen Anteil liegt zurzeit bei 10 Prozent. Ich denke aber, dass er in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Vor allem in den Niederlanden, wo der Bio-Bananen Anteil sehr schnell größer wird. In Deutschland ist der Anteil noch größer
Was denken Sie über die Position von Bananen im Supermarkt?
Sie werden oft gut platziert. Obwohl sich einige Sorgen machen, dass das sogenannte Produktionsstätten Know-How verschwindet. Die Auslagen sehen oft bis 10:00 Uhr morgens gut aus, aber danach eben nicht mehr. Ich denke da spielen mehrere Faktoren mit rein. Einer davon könnte sein, dass die Auslagen einfach aus zu harten Materialien gefertigt sind. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Bananen in EPS Fässern verkauft werden. Oft werden drei bis vier davon gestapelt. Dadurch wird die Schale der Bananen beschädigt. Dann gibt es noch Discounter, bei denen die Bananen einfach direkt aus der Kiste heraus verkauft werden. Das ist nicht gerade hübsch.
Deswegen designen wir Bananen Auslagen, um die Einzelhändler zu inspirieren. Für uns endet die Arbeit eben nicht bei der Reifung der Bananen und die richtige Farbe zu erreichen. Die Obst- und Gemüseabteilungen sind im Schnitt fünf Grad wärmer als früher. Das liegt daran, dass die Kühltheken in der benachbarten Abteilung inzwishen geschlossen sind. Dadurch reifen die Bananen schneller und werden schneller braun.
Eine gute Präsentation steht und fällt mit der Präsentation vor Ort und den zuständigen Mitarbeitern. Es gab früher noch viele Abteilungsleiter, aber leider ist heute nicht mehr viel Zeit dafür. Das Coronavirus hat da auch nicht gerade geholfen. Wenn man die Bananen gut reift und sie dann mit einem Farbspektrum von 3,5 bis 4 an die Supermärkte liefert, dann halten sie mindestens viert Tage. Aber diese letzten zehn Meter sind in der Lieferkette essentiell.
Ist Ihr Unternehmen nur ein Dienstleister oder haben Sie eine weitere Handelsfunktion?
Unser Kerngeschäft ist die Reifung von bananen, das heißt, ja, wir sind ein Dienstleister. Aber natürlich haben wir auch noch andere Aufgaben.
Leider werden einige Bananenkisten für den Transport anderer, teurer Waren missbraucht. Was sagen Sie dazu?
Dazu kann ich nicht wirklich etwas sagen. Wir wollen mit diesen Geschäften nichts zu tun haben. Leider ist es für Kriminelle viel einfacher geworden, ihre Drogen zu schmuggeln, weil alles in Containern transportiert wird. Vorher lief viel über Korruption. Für uns bei Bananfood ist es deshalb wichtig, alle Container extern zu haneln. So kann man größere Probleme vermeiden. Und glücklicherweise kostet das nicht mehr.
Wie sehen Sie die Zukunft von Bananafood?
Wir blicken sehr positiv in die Zukunft, weil wir in neues Equipment und neue Leute investiert haben. Ich bin seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und denke, dass es viel zu viel Spaß macht, um aufzuhören. Wenn ich gesund bleibe, dann will ich noch viele weitere Jahre in diesem Business arbeiten. Mal sehen was die Zukunft bringt.
Unsere zwei Söhne arbeiten inzwischen beide auch im Obst- und Gemüsesektor. Mein Älterer, Sander, arbeitet bereits seit 13 Jahren bei uns. Er ist für die Reifung und die Planung der Arbeitsschritte verantwortlich. Martijn, unser Jüngster, arbeitet bei Triple F Fruit. Das Unternehmen importiert und verkauft Früchte aus Übersee. Aber wie gesagt: mal sehen, was die Zukunft noch so bringt.
Hans Maagendans
Banafood Services GmbH
Carl-Kühne Straße 7
47638 Straelen
[email protected]
www.banafood.eu