Im kenianischen Burani hat im Frühjahr 2019 eine neue Zeitrechnung begonnen. An einem Kiosk gibt es seitdem kostengünstig sauberes Wasser zu kaufen. In drei großen Becken zappeln Bunt- und Nilbarsche. Und in hohen Behältern bauen Bewohner in platzsparender vertikaler Landwirtschaft Kohl, Tomaten oder Erdbeeren an.
Zu verdanken haben das die rund 6000 Menschen aus Burani und den umliegenden Dörfern – 300 Kilometer westlich der Hafenstadt Mombasa gelegen – nicht etwa der Spende einer Hilfsorganisation oder einem internationalen Entwicklungsprogramm, sondern den Jungunternehmern Ali Al-Hakim und Hamed Beheshti aus Berlin. Ihr Business: Wasserentsalzungsanlagen. Das ist an sich noch keine geniale Geschäftsidee. Denn kompakte High-End-Geräte zur Wasseraufbereitung gibt es schon genug auf dem Markt. Modelle wie sie sich auf Segelyachten finden. „Aber wir wollten etwas konstruieren, das auch in afrikanischen Dörfern ohne Stromanschluss nachhaltig funktioniert – und dort auch finanzierbar ist“, erzählt Al-Hakim.
Preiswerte Anlagen aus Berlin für Kenia
Unkomplizierte, preiswerte Anlagen sollten es also sein. Und die werden jetzt in einer Industriehalle in Berlin-Marienfelde gebaut. Aus einfachsten Materialien: Schläuche statt Edelstahlrohre, mechanisch statt elektrisch steuerbare Ventile, robuste Pumpen und ein solider solargetriebener Motor. „Nichts wird geschweißt, sagt der gebürtige Iraker, der an der TU Berlin Maschinenbau studiert hat. „Im Grunde genügen Schraubenschlüssel, um die Anlage aufzubauen.“
Die Technik wird in eine Art Baustellencontainer gepackt – und fertig ist ein Wasserkiosk, wie es jetzt in Burani steht. Dort spuckt die Anlage täglich bis zu 25 000 Liter aufbereitetes Wasser aus – in Trinkqualität, entsalzt und von Viren und Bakterien gereinigt. Al-Hakim und sein Partner Hamed Beheshti, promoviert im Fach Erneuerbare Energie, nutzen dafür die Umkehrosmose: Brackiges Wasser wird mit hohem Druck durch Sand- und Carbonfilter gepresst und anschließend mittels UV-Strahlung entkeimt.
Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht - auch in Kenia
Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht – dennoch müssen laut UN weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen mit Dreckbrühe auskommen, sind täglich Stunden unterwegs, um sich an einem Brunnen einen Kanister zu füllen – oder zahlen viel Geld für Trinkwasser, mit dem Konzerne große Geschäfte machen. Auch am Wasserkiosk in Burani gibt es das nicht kostenlos. Aus Prinzip, wie Al-Hakim erläutert. Aber 20 Liter kosteten eben umgerechnet nur zehn Cent – und damit ein Zehntel des sonst üblichen Preises. Auch damit lässt sich eine rund 80 000 Euro teure Anlage, wie sie in Burani läuft, refinanzieren. Nach sieben Jahren, so der Plan, soll die in das Eigentum der Dorfgemeinschaft übergehen. Al-Hakim und sein Kompagnon sind guter Hoffnung, dass die Kioske dann nicht als Entwicklungs-Ruinen enden.
Denn der Betrieb der Anlagen, der Verkauf des Wassers wird vom ersten Tag an von je zwei lokalen Kräften gemanagt, darunter in der Regel eine Frau, die Boreal Light ausbildet. „Da genügt eine Woche“, sagt Al-Hakim, „dann haben die Operator die Anlage im Griff und können die meisten Reparaturen selbst vornehmen.“ Mit Hilfe eines Modems und SIM-Karten werden die technische Abläufe von Berlin aus überwacht. Für Fehleranlayse und Fernwartung haben Al -Hakim und Behesti einen eigenen Standard entwickelt, der nun als DIN-Norm anerkannt ist.
Quelle: Frankfurter Rundschau