Ab Anfang September werden die rückstandslosen Birnen bei Carrefour in Belgien erhältlich sein. Bis etwa Anfang 2018 sind es die einzigen Birnen die von der Supermarktkette angeboten werden. "Bei dem Anbau dieser Birnen haben wir Respekt vor dem Kunden, dem Produkt und dem Produzenten", sagt der Wortführer von Carrefour Baptiste van Outryve. "Weil sie auf eine andere Art und Weise arbeiten, müssen die Erzeuger anders investieren. Deshalb bezahlen wir den Erzeugern einen fairen Preis."
Wenn man wenig Pflanzenschutzmittel benutzen will, kann man die natürlichen Feinden der Schädlinge einsetzen. Der Ohrwurm frisst die Blattläuse. "Zwischen den Birnenbäumen stehen hohen Pfähle, auf dem wir die Turmfalken halten", erläutert Gaston. "Die Turmfalken fangen die Mäuse.
Die männliche Obstmotte kann man irreführen indem man einen roten Faden mit dem Duft des Weibchens in die Bäume hängt. Auf diese Art und Weise kommen viele männlichen Obstmotten an einem Ort zusammen, aber keine weiblichen Motten, so dass sie sich nicht fortpflanzen können. Die Obstmotten sind nicht schädlich, aber die Larven schon. So kann man rückstandslose Birnen anbauen."
Das Wetter ist nicht vorhersagbar. Baptiste van Outryve fürchtet die Folgen nicht. "Das Wetter kann man nicht beeinflussen. Beschädigtes Obst verarbeiten wir zu Saft. Wenn das Wetter schlecht ist, verkaufen wir mehr Säfte und weniger Birnen. Das ist kein Problem."
Biologisch oder rückstandslos angebaute Birnen. Es hört sich beide nachhaltig an, aber was ist der Unterschied? "Das sind die Einzelheiten in der Gesetzgebung", sagt Miguel Demaeght von BelOrta. Der Birnenerzeuger Jos Derwael bestätigt es. "Für mich ist der Anbau der rückstandslosen Birnen eine Herausforderung und einen Mehrwert, aber es ist ganz anders als der Bio-Anbau", sagt er. "Ich habe über eine Umstellung auf Bio nachgedacht, aber rückstandslos anbauen gefällt mir besser. Im Bio-Anbau darf man Schwermetalle wie Kupfer und Schwefel einsetzen, das darf ich nicht."
"Die Zahl der Mittel ist beschränkt und deshalb ist der Ausfall in der Bio-Branche größer", fährt Jos fort. "Genauso wie in der Bio-Branche benutzen wir Pflanzenschutzmittel, nur weniger. Am Anfang der Saison wenden wir sie an, aber am Ende der Saison sind diese Mittel nicht mehr detektierbar, weil wir eine angemessene Menge benutzen. Da gibt es Grenzen und deshalb bieten wir die Birnen von September bis Anfang 2018 an. Danach entsteht schneller Schimmel. Deshalb werden die rückstandslosen Birnen im Supermarkt irgendwann von den konventionellen Birnen ersetzt."
Das Endergebnis der Bio- und rückstandslosen Birnen ist gleich, aber der Anbauprozess ist anders, erklärt Gaston. Aber weshalb wird diese Anbauweise erst jetzt angewendet? "Man kann auch die Frage stellen: weshalb fahren wir erst jetzt in Elektroautos und nicht schon vor dreißig Jahren?", sagt er. "Das hat mit der Forschung und mit den Entwicklungen zu tun. Das gilt auch für den Anbau. Momentan werden 50 von 350 Hektar Birnen rückstandslos angebaut. Wir fahren heute mit den rückstandslos angebauten Birnen zum ersten Mal elektrisch. Wir wollen bald auch die rückstandslosen Äpfel introduzieren. Wir beschäftigen uns gerade mit diesem Projekt. Der Apfelanbau ist ganz anders als der Anbau der Birne. Das ist so wie Äpfel mit Birnen vergleichen", scherzt Gaston.