"Seit rund 30 Jahren arbeiten wir mit der Kooperative S'Atra Sardigna (ital.: das andere Sardinien) zusammen. Wir sind nicht mehr bloß Einkäufer, sondern nun auch mit einem eigenen Gewächshaus daran beteiligt. Seit einigen Jahren gibt es feste Absprachen hinsichtlich des Anbaus mit den Erzeugerinnen und Erzeugern vor Ort, wobei anderem Tomaten, Sellerie, Artischocken und Zucchini kultiviert werden. In Absprache mit Demeter, Bingenheimer Saatgut und anderen Verbänden das Projekt durch den Anbau von samenfesten Sorten unterstützen, zumindest dort, wo es auch Sinn ergibt", sagt Lance Sidio von Naturkost Elkershausen aus Göttingen. Ferner sprach er über den aktuellen Verkauf von Bio-Wirsing und das Geschäftsjahr 2023.
Lagerware und Ware aus Portugal qualitativ gleichwertig
Zurzeit handelt das Bio-Unternehmen noch mit regionaler Lagerware, obwohl bereits Ware aus Portugal angeboten wird. "Dabei handelt es sich um eine neue Ernte, wobei das Preisniveau in etwa mit dem Preis der Lagerware vergleichbar ist. Zurzeit fallen die Umblätter zunehmend weg, wodurch die Lagerware auch heller wird. Die Erzeuger achten sehr darauf, dass die Ware ansprechend aussieht, das heißt, dass der Strunk nachgeschnitten und möglicherweise noch einzelne Stellen am Umblatt angepasst werden. Der Geschmack und die Qualität sind allerdings nach wie vor sehr gut. Uns wird zwar bereits Ware aus Spanien und Frankreich angeboten, jedoch möchten wir möglichst lange und möglichst viel regionale Ware anbieten. Den hiesigen Bauern steht zudem noch genügend Ware zur Verfügung", so Sidio.
Wirsing wird primär als kalibrierte Ware mit acht bis neun Köpfen pro 8-kg-Kisten verkauft. "Die Nachfrage für Wirsing ist sehr gut. Umso kälter es ist, desto mehr Kohl und mehr Zitrusfrüchte werden verkauft. Das Preisniveau ist um 15 bis 20 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Immerhin verlangt auch unser Haupttransporteur mittlerweile etwa 15 Prozent mehr für die Transportkosten, was den erhöhten Mautgebühren, CO₂-Kosten, den gestiegenen Lohn- sowie den Energiekosten geschuldet ist."
Gute Qualitäten
In der letzten Freilandsaison hatten die Wirsingerzeuger auch mit dem richtigen Erntezeitpunkt zu hadern, was vor allem der Nässe geschuldet sei. "Hitze mag Kohlgemüse aber auch nicht, eher nasskaltes Wetter. Ab 30 Grad bekommt Kohlgemüse so seine Probleme. Dieses Problem bestand 2023 aber nicht. Die Wirsingköpfe sind größer geworden, wodurch auch gute Mengen verfügbar waren. Das bedeutet auch, dass sich die Ware gut herunterschälen lässt, sodass man noch gute Lagerware zur Verfügung hat. Je mehr Umblätter entfernt werden, desto heller erscheint auch das Kohlgemüse."
Auch mit Produkten wie Rosenkohl, vor allem aber mit Porree hatten die Erzeuger aufgrund der Nässe ihre Schwierigkeiten. "Aktuell ist die Ware wiederum von Frost betroffen. Sollte das Wetter nächste Woche wieder auf 8 Grad klettern, kann es dazu kommen, dass oben eine angetaute Schicht zu sehen ist, während die Ware unten noch angefroren ist. Das macht unseren Erzeugern gerade sehr viel Arbeit."
Kooperation mit Biobreizh
Die Folgen des großen Orkans, der von England kam und über Frankreich hinwegfegte, war auch besonders stark in der Bretagne zu spüren. "Die Bio-Genossenschaft Biobreizh arbeitet mit hohen Standards und verlangt von sich selbst weitaus höhere Ansprüche als sie von der EG-Ökoverordnung verlangt werden. Von ihr beziehen wir unteren anderem Blumenkohl, bei dem die Ernte magerer ausfiel als sonst. Die Preise sind auch dementsprechend hoch."
Geschäftsjahr 2023: Mehr Preis statt Qualität
Das Geschäftsjahr 2023 empfand er als herausfordernd. "Das Interesse an Bio-Produkten hat keinesfalls nachgelassen, jedoch fragen viele Kunden mittlerweile mehr nach dem Preis als nach der Qualität. Man muss dabei allerdings betonen, dass man ohne eine angemessene Qualität auch kaum etwas verkaufen kann."
Sidio zufolge liege der größte Vorteil von Bio-Unternehmen, wie Naturkost Elkershausen, ohnehin in der Regionalität sowie im direkten Kontakt zu den Bauern: "Als Bio-Großhändler arbeiten wir stets eng mit den Landwirten zusammen und schaffen es unseren Kunden direkt und transparent zu vermitteln, woher die Ware stammt. Das ist bei internationalen Lieferungen zwar schwieriger, jedoch stehen wir auch in diesem Bereich in direktem Kontakt zu den Erzeugern. Das ist etwas, was wir leben und zeigen müssen, was uns auch eine lange Zukunft gewährleistet."
Bis zu 200 Obst- und Gemüsesorten finden sich im Sortiment des Bio-Händlers. "Jedes Produkt findet seinen Absatz. Andererseits merkt man, dass wenn Ware knapp wird, wie es etwa bei Mangos aktuell der Fall ist, die Produkte auch zuweilen als konventionelle Ware verkauft werden. Für gewöhnlich sollten bereits die Mangosorten Kent und Eduard für den konventionellen Sektor kommen, wobei zurzeit nichts zu finden ist." Zu den Kassenschlagern im letzten Jahr zählten Bananen sowie Schulobst. "Es freut uns sehr, dass Kinder zunehmend mit Bio-Produkten ernährt werden, worin natürlich auch unsere Stärke. Doch insbesondere die deutsche Frischware ist es, die sich sehr gut absetzen lässt, vor allem Kräuter, Möhren und Salate und vieles mehr."
Enkeltaugliche Landwirtschaft
Zu den gegenwärtigen Bauernprotesten vernehme er von den Bio-Erzeugern, die mit Naturkost Elkershausen kooperieren, dass ihnen vor allem eine "enkeltaugliche" Landwirtschaft wichtig sei. "Damit ist eine Landwirtschaft gemeint, von denen sowohl die Kinder als auch die Kindeskinder von profitieren können. Dazu gehören nicht nur die Frage nach Subventionen, sondern auch die Folgen des Klimawandels mit einzukalkulieren. Die plumpe Forderung nach einer neuen Regierung empfanden sie als eher unpassend."
Bilder: Naturkost Elkershausen
Weitere Informationen:
Lance Sidio
Naturkost Elkershausen GmbH
Levinstraße 9
37079 Göttingen
Telefon: +49 551 5066 10
Telefax: +49 551 5066 155
E-Mail: info@naturkost-elkershausen.de
Webseite: https://www.naturkost-elkershausen.de