Die Kartoffelhändler in Nord-Deutschland blicken mit gemischten Gefühlen auf 2017 zurück. Die Erträge reichten zwar deutlich aus, um die Nachfrage zu decken, die Qualität der eingelagerten Partien ist aber teilweise mangelhaft. Auch bei der Lünekartoffel-Vertrieb GmbH & Co. KG, mitten in der bedeutenden Anbauregion Lüneburger Heide gelegen, hat das nasse Herbstwetter noch immer seine Resonanz. ''Mein Gefühl sagt mir, dass wir da noch viel Ärger haben werden'', so Geschäftsführer Michael Kleinlein.
Nasse Felder, verspätete Ernten und verschimmelte Knollen. Das Kartoffeljahr 2017 war alles andere als optimal, vor allem für die Landwirte im Norden Deutschlands. ''Wir hatten mit doppelten Jahresniederschlägen zu rechnen. Ab September war es hier fast nicht mehr trocken und dadurch sind die Kartoffeln nicht unter optimalen Bedingungen in die Läger gekommen. Das spüren wir schon und das werden wir auch später noch bemerken.''
Ein Landwirt in der Region Lüneburger Heide auf seinem Kartoffelfeld (10.10.2017)
Qualität honorieren
Obwohl etliche Partien fast ganz verworfen wurden, sind die Erträge allerdings überdurchschnittlich und sogar besser als im Vorjahr. Dementsprechend ist das derzeitige Angebot etwas größer im Vergleich zur Nachfrage, infolgedessen ist der aktuelle Erzeugerpreis recht niedrig und liegt bei etwa 11 Euro pro 100 Kg. Auch das Weihnachtsgeschäft hat kaum zu Absatzerhöhungen geführt, so Kleinlein. ''In Kw 50. und 51. haben wir zwischen 50 und 60 Prozent mehr verkauft, aber ab dem ersten Januar ist das Geschäft wieder sehr ruhig. Dadurch sind die tatsächlichen Monatsmengen nahezu gleich.''
Um die Knappheit an qualitativ guten Knollen einigermaßen zu kompensieren, werden momentan Partien vermarktet, die in anderen Jahren nicht auf den Markt gebracht wären. Im Vergleich zu Frankreich macht der deutsche Kartoffelhandel überhaupt kaum Unterschied aufgrund der Optik, wie Kleinlein betont. ''Die Franzosen differenzieren viel mehr: die hübschen Knollen werden rausgesucht und die schlechteren werden günstiger vermarktet. Bei uns passiert das auch, aber nicht so ausgeprägt wie in Frankreich, wo Premium-Ware für viel Geld verkauft wird. Hier werden gute Produkte kaum honoriert.''
Rohwaren-Versorgung
Lünekartoffel-Vertrieb GmbH & Co. KG ist eine der bedeutendsten Vermarktungsgesellschaften im Bereich Abpackkartoffeln und existiert seit 1989. Zu den üblichen Speisekartoffeln im Standartangebot gehören u.a. die Sorten Gala, Princess und Lily. Die Firma zählt etwa 60 Mitarbeiter und beschäftigt sich grundsätzlich mit der Rohwaren-Zulieferung der Böhmer-Gruppe an den jeweiligen Standorten. Von den zwei Standorten in Südergellersen und Wegeleben-Adersleben werden auch teilweise Transporten in Ost-Europäischen Länder wie Polen und Tschechien organisiert. Die Firma bezieht ihre Ware in erster Linie aus umliegenden Anbaugebieten in der Region Lüneburger Heide und aus der Magdeburger Börde.