"Zum ersten Mal in 50 Jahren hoher Mangel an Äpfeln"

Der Schaden, der in Polen durch den Frost entstanden ist, kann noch größer werden, als bisher gedacht. Bart Lieseborghs vom belgischen Lieverfruit ist Anbauberater in Polen. Er teilt mit, dass die Schätzung von 40 Prozent eine Einschätzung für die gesamte Ernte, inklusiv alter Sorten und der Industrie, ist. "Ich denke, dass, wenn man ausschließlich die neuen kommerziellen Sorten in Betracht zieht, der Schaden viel größer ist. Wir können dann über einen Ausfall von 60 Prozent sprechen. Der Qualitätsschaden des Obstes, das noch überbleibt, ist noch schwieriger einzuschätzen. Der Schaden könnte sich bis auf 75 Prozent belaufen. Es würde dann noch ungefähr ein Viertel überbleiben, dass unbeschädigt ist. Die Obstbauern, die noch Äpfel haben, können dann wohl einen sehr guten Preis bekommen."

Jeder ist betroffen
Im Rest der Apfelproduzierenden Länder hatte der Frost bereits eher zugeschlagen. "Polen war das einzige Land, dass noch überblieb. Das ist nun auch nicht mehr so. Diese Saison bekommen wir zum allerersten Mal einen sehr großen Mangel an Äpfeln. Meistens gibt es noch irgendwo eine Region oder ein Gebiet, das nicht betroffen ist, aber nun ist jeder betroffen. Sogar Polen kann es nicht mehr wettmachen. Es ist dieses Jahr eine Katastrophe. Europa ist weggefegt. Es ist das erste Mal in 50 Jahren, dass der Schaden so allgemein ist. Beim Steinobst ist es noch schlimmer als beim Hartobst."

Das Wetter nach dem Frost
Er betont, dass in Polen wenig überbleibt. Die größte Obstanbauregion in Polen, die ungefähr 50 Prozent der Produktion des Landes übernimmt, ist schwer getoffen. Grójec liegt südlich von Warschau und ist das Zentrum des Obstanbaus. "Eigentlich ist alles weg, außer die älteren Sorten, wie die Idared. Diese sind frostbeständiger. Die kommerziellen Sorten, wie die Golden und Jonagold sind sehr schwer beschädigt. Vor dem Frost ist auch sehr viel Regen gefallen, wodurch die Bäume bereits im Stress verkehrten." Nun muss man abwarten, wie das Wetter wird. "Belgien hatte nach der Frostperiode schlechtes Wetter. Das hat der Blüte auch nicht gut getan. Alles was bestäubt hätte werden müssen, hat es nicht überlebt. Polen hat nach dem Frost nun wohl besseres Wetter. Die restlichen Blüten könnten noch etwas werden."

Äpfel lagern
Verschiedene Erzeuger haben beschlossen, um ihr Obst noch bis zur nächsten Saison festzuhalten. "Wenn die Früchte noch stark sind, rate ich meinen Kunden, um weiterhin zu lagern, unter der Voraussetzung, dass sie wöchentlich eine Haltbarkeitskontrolle durchführen. Wenn sie von guter Qualität sind, kann man Äpfel bis Weihnachten bewahren. Es handelt sich dann um Spitzenprodukt der ersten Ernte. Um Äpfel eineinhalb Jahre zu lagern, sollte mit den Lagermöglichkeiten von heutzutage, kein Problem darstellen. Auf diese Weise können wir noch einige Monate überbrücken. Dies gilt nur für bestimmte Sorten wie Golden und Jonagold. Bei dem Elstar ist dies nicht möglich."

Für weitere Informationen:
Bart Liesenborghs
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