Die Kastanienernte in der italienischen Provinz Cuneo begann dieses Jahr auffallend früh und mit fast doppelt so viel Volumen wie im Vorjahr. Das berichtet Luca Castellino, Vertreter der zweiten Generation des Familienunternehmens F.lli Castellino. „In den fast vierzig Jahren unseres Bestehens haben wir noch nie am 1. September Kastanien erhalten. Das hat alle überrascht und dazu geführt, dass der Markt zu früh in Gang gekommen ist, was sinkende Preise und Unruhe unter den Händlern zur Folge hatte."
Das Wetter spielte dabei eine entscheidende Rolle. „Der Herbst begann seltsam", erklärt Castellino. „Die Temperaturen blieben ungewöhnlich hoch, um die 20 Grad. Dadurch wussten die Verbraucher selbst nicht, was sie kaufen sollten: An einem Tag lagen noch Wassermelonen im Einkaufswagen, am nächsten Tag suchte man nach gerösteten Kastanien. Das führte zu einem unberechenbaren Kaufverhalten: zuerst ein Verkaufsboom, dann ein Einbruch."
© F.lli Castellino
Dennoch war die Ernte sowohl in Bezug auf die Qualität als auch auf die Menge besonders gut. Nach einem mageren Jahr waren die Bäume diesmal reichhaltig mit gesunden Kastanien von schöner Größe. Allerdings waren nicht alle Sorten auf dem Markt gleichermaßen erfolgreich. So sieht Castellino beispielsweise ein nachlassendes Interesse an der französischen Sorte Bouche de Bétizac. „Sie lässt sich schlecht schälen, eignet sich eigentlich nur zum Frischverzehr und bietet nur wenige Verwendungsmöglichkeiten. Ich empfehle den Erzeugern, sich für lokale Sorten mit Zukunft zu entscheiden, wie die rote Garrone, die schwarze Garrone oder die Marrone di Chiusa Pesio. Diese sind schmackhaft, robust und für den Handel gut erkennbar."
Da es in Italien noch zu warm für Kastanien war, kam die Nachfrage vor allem aus dem Ausland. „In Nord- und Osteuropa war es bereits kühler und dort stieg die Nachfrage sofort an. Vor allem Länder wie Slowenien, Litauen und Estland fragten von Anfang an nach dem Produkt. Dank ihnen konnten wir die ersten Partien gut verkaufen."
© F.lli Castellino
Auch die Situation in den umliegenden Anbauländern spielte den Italienern in die Hände. „Rumänien hatte Verzögerungen bei der Ernte und Albanien konnte den Markt nicht rechtzeitig beliefern. Dadurch konnten wir ihre Engpässe mit unseren frühen Kastanien ausgleichen. Wir belieferten Supermärkte und Händler und füllten so eine Lücke auf dem Markt."
Obwohl die Saison holprig begann, konnte die reichliche Ernte doch genutzt werden. „Es war seltsam, schon im September zu beginnen, aber glücklicherweise fanden wir Märkte, wo das Wetter und der Zeitpunkt günstig waren. Ohne diese Exportmöglichkeiten wäre es schwierig geworden, das Volumen abzusetzen."
© F.lli Castellino
Jetzt konzentrieren sich die Erzeuger auf den heimischen Markt. „Mit dem Einzug der kälteren Tage hoffen wir, dass auch die Nachfrage in Italien anzieht. Nach einem unruhigen Start freuen wir uns auf einen stabilen weiteren Verlauf der Saison", sagt Castellino abschließend.

Weitere Informationen:
Fratelli Castellino Srl
Loc. Torre Bongiovanni, 1
12089 Villanova Mondovì (CN) - Italien
[email protected]
www.fratellicastellino.it