Melden Sie sich für unseren täglichen Newsletter an um immer auf dem neusten Stand zu bleiben!

Anmelden Ich bin bereits angemeldet

Sign up for our daily Newsletter and stay up to date with all the latest news!

Abonnieren I am already a subscriber
Fotoreportage Interpera 2025:

Klimawandel und rückläufiger Konsum bereiten Birnensektor Sorge

Von Dienstag, den 24., bis Donnerstag, den 26. Juni, fand in Hasselt die Interpera 2025 statt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Interpera versammelten sich Akteure aus dem gesamten europäischen Birnensektor in Belgien. Die von VBT und ARELFH organisierte Veranstaltung bot nicht nur einen Rückblick auf die Entwicklungen der Vergangenheit, sondern auch wertvolle Einblicke und Orientierungshilfen für die Zukunft.

Klicken Sie hier für die Fotoreportage.

Nach der Eröffnung durch den flämischen Landwirtschaftsminister Jo Brouns, der die drei Kernsäulen des Sektors – Forschung, Förderung und internationale Zusammenarbeit – lobte, blickte ein Podium auf die vergangene Saison zurück. Während Europa normalerweise rund 2 Millionen Tonnen Birnen pro Jahr produziert, wurden in der Saison 2023–2024 nur etwa 1,7 Millionen Tonnen geerntet. In allen Ländern waren Klimawandel, steigende Kosten und rückläufiger Konsum wiederkehrende Themen. Viele Regionen äußerten sich besorgt über sinkende Produktionsmengen, insbesondere in Italien und Spanien. Umgekehrt scheinen die Niederlande und Belgien von diesen Trends zu profitieren und melden einen leichten Produktionsanstieg.

Die Conference-Birne ist nach wie vor die mit Abstand dominierende Sorte in Europa. In den Niederlanden und Belgien macht sie fast die Hälfte der gesamten Birnenproduktion aus, während andere Sorten stabil geblieben oder zurückgegangen sind. In Südeuropa, insbesondere in Spanien und Italien, gibt es mehr Vielfalt und Experimentierfreudigkeit. Neben Conference und Williams suchen die Erzeuger aktiv nach neuen Sorten, um Monokulturen aufzubrechen und sich besser an die sich wandelnden Marktanforderungen anzupassen. Selbst in Belgien wächst die Sorge über eine zu starke Abhängigkeit von einer einzigen Sorte, was das Interesse an Alternativen wie Sweet Sensation und Qtee erhöht.

Die einzelnen Länder im Überblick:

Niederlande und Belgien
In den Niederlanden fiel die Ernte etwa 10 Prozent geringer aus als 2023. Hagel und andere Wetterprobleme führten zu Qualitätsproblemen, was den Saisonstart erschwerte, insbesondere aufgrund der Restbestände aus der vorangegangenen Ernte. Trotzdem erholten sich die Preise im weiteren Verlauf der Saison und entwickelten sich gut, sodass insgesamt eine recht zufriedenstellende Saison zu verzeichnen war. Belgien hatte mit größeren Schwierigkeiten zu kämpfen und konnte nur 60 Prozent der normalen Ernte einfahren.
Die Schalenqualität war zwar schlecht, die Fruchtfleischqualität jedoch gut. Anfangs gab es Bedenken hinsichtlich der Lagerfähigkeit, aber die Birnen haben sich gut gehalten. Der Inlandsverbrauch in Belgien ist stetig zurückgegangen, von 2,2 kg pro Person im Jahr 2020 auf nur noch 1,74 kg im Jahr 2024. Trotz einer starken Exportorientierung forderte Kris Jans die Belgier auf, mehr Nationalstolz zu zeigen und sich für lokal angebaute Birnen zu entscheiden.

Südeuropa: Italien, Spanien und Portugal
Die Produktion in Italien hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren verbessert. Nach einem stetigen Rückgang aufgrund des Klimawandels und struktureller Herausforderungen nähert sich das Land nun wieder dem normalen Niveau, auch wenn es noch nicht seine volle Kapazität erreicht hat. Die Qualität wurde als zufriedenstellend bewertet. Auch die Exportmengen sind gestiegen, und die Erwartungen für die kommenden Jahre sind positiv. In Spanien war die Saison außergewöhnlich schwierig. Frost, Hagel und extreme Hitze vernichteten fast die Hälfte der Conference-Ernte, sodass die Lücke durch Importe geschlossen werden musste. Diese Knappheit führte zu Rekordpreisen von zeitweise 4 EUR pro Kilo, was für viele spanische Verbraucher zu hoch war, sodass der Jahresverbrauch auf nur 3,8 kg pro Person sank.

In Portugal fiel die Ernte geringer aus, blieb aber stabil. Rocha ist nach wie vor die mit Abstand wichtigste Sorte. Die Qualität war insgesamt gut, und die Inlandsnachfrage blieb stark. Dennoch sind die Erzeuger zunehmend besorgt über steigende Kosten und neu auftretende Krankheiten. Es besteht Interesse an Rocha-Mutanten und nachhaltigeren Anbaumethoden.

Frankreich
Frankreich verzeichnete eine relativ stabile Saison mit einer Gesamtproduktion von 137.000 Tonnen. Die Qualität war zufriedenstellend, allerdings ist der Binnenmarkt nicht autark. Die breite Sortenpalette des Landes wird sowohl als Stärke als auch als Herausforderung angesehen. Einerseits ermöglicht sie durch gestaffelte Ernten eine längere Verfügbarkeit, andererseits erhöht sie den Aufwand für Marketing und Werbung, insbesondere zu Beginn der Saison. Gleichzeitig steht auch der Verbrauch unter Druck.

Engpässe und Trends
In fast allen Ländern wurden ähnliche Probleme gemeldet. Arbeitskräfte sind teurer und schwerer zu finden, die Energiepreise bleiben hoch und die Verpackungskosten sind gestiegen, was teilweise auf Umweltvorschriften wie das Plastikverbot zurückzuführen ist. Der Klimawandel führt zu zunehmend unvorhersehbaren Ernten und erfordert anpassungsfähigere Anbausysteme. In mehreren Regionen wurden Probleme mit der Überalterung der Erzeuger und der Nachfolge festgestellt. Viele Länder streben auch eine größere Sortenvielfalt an.

Der Weg nach vorn
Trotz der Herausforderungen gibt es klare Chancen für die Zukunft. Die Nachfrage nach neuen Birnensorten, die den Vorlieben der Verbraucher besser entsprechen und Convenience, besseren Geschmack, eine angemessene Größe und größere Vielfalt bieten, steigt. Sorten wie Fred, Qtee und Sweet Sensation werden als Alternativen oder Ergänzung zur Conference beworben. Gleichzeitig gewinnt die Automatisierung an Boden, und gestaffelte Ernten könnten dazu beitragen, den Arbeitskräftemangel zu mildern. Die Diskussionsteilnehmer betonten auch die Bedeutung einer besseren Vermarktung und Verbraucherkommunikation.

Ausblick
Nach einem Rückblick auf die vergangene Saison richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Aussichten für die kommende Saison. Eine detailliertere Analyse wird später erwartet, aber erste Anzeichen deuten darauf hin, dass sich insbesondere Spanien und Italien von einem schwierigen Jahr erholen und höhere Ernteprognosen abgeben. Spanien rechnet mit einem beeindruckenden Anstieg von 31 Prozent, während Belgien nach der enttäuschenden Ernte im letzten Jahr einen Anstieg von 25 Prozent erwartet. Auch die Niederlande rechnen mit einer größeren Ernte, konkrete Zahlen liegen jedoch bisher nicht vor. Frankreich hingegen erwartet einen Rückgang, während Portugal ein ähnliches Volumen wie im Vorjahr prognostiziert.

Besuch
Nach der zukunftsorientierten Sitzung stellten Kris Jans, Dany Bylemans und Filip Fontaine ihre jeweiligen Organisationen BelOrta, die Euphrin Workgroup und VLAM vor.
Der Tag endete mit einem technischen Programm, das zwei parallele Sitzungen umfasste: eine zu den Herausforderungen im Anbau und eine zu den Lösungen für die Zeit nach der Ernte. Der Tag klang mit einer wohlverdienten Erfrischung aus. Für die wirklich Begeisterten ging die Interpera am nächsten Tag mit einem Besuch des Sortierzentrums für Hartobst von BelOrta und der Forschungsstation von PCFruit weiter. Es war ein volles und gelungenes Programm, das von vielen Teilnehmern positiv aufgenommen wurde.

Klicken Sie hier für die Fotoreportage.

Weitere Informationen:
Interpera 2025
www.interpera.org