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Teil 2: Erste Ergebnisse der Agri-PV-Anlage

"Einjährige Aussagen im Obstbau darf man nie auf die goldene Waagschale legen"

Im Rahmen des Farminars "Möglichkeiten von Agri-PV zum Schutz vor Extremwetterereignissen im Obstbau" der Landwirtschaftskammer Österreich berichtete Gottfried Dampfhofer, Produzentenbetreuer und Obstexperte der Firma Frutura, über die ersten Ergebnisse der Versuchsanstalt für Obst- und Weinbau der RWA Pöchlarn, die während der Jahre 2022–2024 gesammelt werden konnten. "Direkt nach der Pflanzung war die Wachstumsleistung unter der PV sehr, sehr gut. Die Bäume haben gut angetrieben und eine enorme Wachstumsleistung gezeigt. Im Jahr 2023 hat sich das allerdings wieder etwas relativiert. Wir haben momentan den Status, dass das Wachstum recht gut vergleichbar ist zwischen den Systemen."

"Bezüglich Krankheiten können wir zum aktuellen Zeitpunkt sagen, dass wir keine auffälligen Unterschiede gefunden haben. Das kann sich aber über die Standzeit der Anlage natürlich erst herausstellen. Wir müssen immer bedenken, dass die Bäume noch jung sind. Wir haben hier noch etwas Zeit, um wirklich belastbare Aussagen zu bekommen."

Bisher gab es außerdem keine Hagelschäden, so Dampfhofer. "Wir wissen aber von Kollegen, dass, wenn starke Hagelschläge auftreten, hier überlegt werden muss, in Zukunft mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen wie auch Hagelnetz in Kombination mit der PV-Anlage zu arbeiten." Das hänge stark vom Standort und der Hagelwahrscheinlichkeit ab. "Die zweite Sache, die wir im letzten Jahr ganz intensiv beobachtet haben, war Frost. Wir haben unter den PV-Paneelen eine Temperatursteigerung von ca. 0,5 Grad festgestellt und ganz deutliche Unterschiede zwischen der Referenzfläche erkennen können."

Screenshot der während des Farminars geteilten Präsentation zu dem Extremwetterereignis

Bei Gala sei es besonders deutlich gewesen: Unter PV konnte, hochgerechnet auf einen Hektar, ein Ertrag von ca. 40.000 Kilogramm trotz Frost geerntet werden. Bei der Referenzfläche war es nur ein Drittel. Und auch in Bezug auf die Qualität waren Unterschiede zu erkennen: Die PV-Fläche zeigte eine Sortierung von 97 Prozent Klasse 1, während es in der Referenzfläche nur 42 Prozent waren. "Diese Effekte kumuliert bedeuten schon einen gravierenden Unterschied in der kaufmännischen Auswirkung dieser einen Ernte für den Obstbauern."

Aber: "Einjährige Aussagen im Obstbau darf man nie so ganz auf die goldene Waagschale legen. Wirklich gute, belastbare Aussagen erwarten wir uns bis inklusive der Produktionssaison 2026, also für 2027", betonte Dampfhofer. "Dann werden wir mehr Ergebnisse und Aussagen bereit haben und auch hier qualifiziert antworten können, wie es mit der Einschätzbarkeit und der Umsetzung dieses Systems aussieht."

Michael Obriejetan von der BOKU berichtete u. a. über unterschiedliche Saatgutmischungen, die demnächst unter den Modulen getestet werden.

Naturverträgliche Ausgestaltung und ökologische Aspekte
Die Universität für Bodenkultur Wien war schon in der Planungsphase involviert und testet praxisnah die Möglichkeiten und Grenzen einer ökologischen oder naturverträglichen Ausgestaltung von Agri-PV-Anlagen. Ein Hauptaugenmerk ist dabei das Trilemma der Landnutzung: Klimaschutz vs. Ernährungssicherheit vs. Biodiversität. "Für eine solche Anlage gibt es sehr viele unterschiedliche technische Möglichkeiten und sehr viele Nutzungsaspekte, die sehr variabel sein können", sagte Michael Obriejetan. "Das hat natürlich alles Auswirkungen auf die Flora und Fauna und wird dann schnell komplex in der Praxis."

Vor allem in Bezug auf Klimaextreme habe sich gezeigt, dass z. B. Temperaturextreme in beide Richtungen abgemildert werden können. Außerdem seien Biodiversitätsflächen auch Lebensraum und Nahrungsquelle für Bestäuber. "Gerade im Obstanbau ist man sehr darauf angewiesen, um wirklich auch die Qualität der Kulturen hochzuhalten", so Obriejetan. Gleichzeitig sei die Akzeptanz in der Bevölkerung durch Nachhaltigkeits- und Diversitätsmaßnahmen ein ergänzender Faktor.

V.l.n.r.: Michael Obriejetan (BOKU), Gottfried Dampfhofer (Frutura) und Klemens Neubauer (RWA)

"Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass wir gerade eine Anlage über Heidelbeeren bauen. Wir sind schon sehr gespannt auf die Erfahrungen, die wir hier sammeln können", sagte Neubauer abschließend.

Hier gelangen Sie zum ersten Teil über das Farminar.

Weitere Informationen:
Klemens Neubauer
RWA Solar Solutions
Wienerstraße 72
3380 Pöchlarn AT
Tel: +43 2262/75 55 0 0
Mail: [email protected]
Web: https://rwa-solarsolutions.at/

Gottfried Dampfhofer
Frutura
Fruturastraße 1
8224 Hartl AT
Tel: +43 3334 41800
Mail: [email protected]
Web: https://frutura.com/

Michael Obriejetan
BOKU University
Peter-Jordan-Straße 82/III
1190 Wien AT
Tel: +43 1 47654 87422
Mail: [email protected]
Web: https://boku.ac.at/

Martin Wette
Landwirtschaftskammer Österreich
Schauflergasse 6
1015 Wien AT
Tel: +43 (1) 53 441 - 0
Mail: [email protected]
Web: https://www.lko.at/