Die mögliche Einführung einer 10-prozentigen amerikanischen Importsteuer auf Produkte aus Ländern mit einem Freihandelsabkommen sorgt für erhebliche Unruhe im peruanischen Obst- und Gemüse-Sektor. Laut Gabriel Amaro, Vorsitzender des Dachverbandes AGAP, würde diese Maßnahme einen Markt betreffen, der etwa 35 Prozent der peruanischen Agrarexporte ausmacht.
"Wir sind besorgt, dass ein Handelsabkommen, das seit vielen Jahren für beide Seiten gut funktioniert, manipuliert wird", sagt Amaro. Das Freihandelsabkommen zwischen Peru und den USA ist seit mehr als zehn Jahren in Kraft und hat seiner Meinung nach zu einem reibungslosen und wettbewerbsfähigen Handel geführt. Die Bedenken nehmen jetzt zu, da es den Anschein hat, dass Mexiko – ebenfalls Vertragspartei eines Freihandelsabkommens – von der neuen Importsteuer für bestimmte Produkte ausgenommen bleiben würde. Das würde Peru benachteiligen.
Exportkulturen wie Trauben, Heidelbeeren und Spargel wären am stärksten betroffen. "Wenn diese Abgabe von 10 Prozent wirklich kommt, wird das das Marktgleichgewicht beeinflussen. Wir müssen dann möglicherweise zu niedrigeren Preisen liefern, und das wird die Margen und die Zukunft der gesamten Kette beeinträchtigen", warnt er.
Die peruanische Regierung führt derzeit Gespräche mit Amerika, um die Situation zu klären. Agap blickt bereits in die Zukunft und arbeitet an Strategien, um den Schaden abzufedern. Eine stärkere Diversifizierung der Absatzmärkte ist eine der Optionen, obwohl Amaro einräumt, dass die Erschließung neuer Märkte – insbesondere in Asien – technisch kompliziert ist und von strengen Hygieneprotokollen abhängt.
Dennoch ist 2025 nicht alles düster und trostlos. Die Branche hofft auf eine Erholung nach zwei schwierigen Saisons. Diese Erwartung basiert zum Teil auf Regierungsinitiativen wie einem neuen Agrargesetz, das Investitionen fördern und die Bewässerungsinfrastruktur verbessern soll.
Gleichzeitig kämpfen die Exporte mit logistischen Engpässen wie überfüllten Häfen und steigenden Seefrachtkosten. Aber es gibt auch Lichtblicke, wie die Fertigstellung des neuen Hafens in Chancay. Dieses Megaprojekt, das Peru direkt mit Asien verbinden soll, befindet sich bereits in der Testphase. Langfristig könnte es einen wichtigen Wettbewerbsvorteil bieten. Auch an der Verbesserung der Bahnverbindungen und neuen Autobahnen wird gearbeitet, um die inländische Logistik zu verbessern.
Bei der Expansion in die südamerikanische Region sieht Amaro vor allem in Brasilien Chancen. Produkte wie Trauben, Avocados, Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer hätten dort viel Potenzial, so seine Einschätzung. Zunächst müssten jedoch logistische und phytosanitäre Hindernisse beseitigt werden, um einen reibungsloseren Handel zu ermöglichen.
Solange keine Klarheit über die amerikanische Importabgabe besteht, bleibt der peruanische Obst- und Gemüse-Sektor wachsam. Flexibilität und Widerstandsfähigkeit sind in diesen unsicheren Zeiten entscheidend, um sich über Wasser zu halten.
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Gabriel Amaro
AGAP
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