"Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel war lange Zeit darum bemüht, Walnüsse in der Schale zum Ende der Weihnachtssaison wieder aus dem Sortiment zu nehmen, da es angeblich keine Nachfrage nach Weihnachten mehr gab. Dies ist seit ein paar Jahren aber vorbei", weiß Joachim Alkewitz, Co-Geschäftsführer von PALM Nuts & More, Nuss und Trockenfrucht GmbH & Co. KG. und Mariani of California (Germany), deutsche Tochter eines der größten US-amerikanischen Walnusserzeuger, der Mariani Nut Company aus Winters, Kalifornien.
Jens Borchert, Joachim Alkewitz und Bernd Hofmeister auf der Fruit Logistica 2023
Ganzjährige Verfügbarkeit und Gesundheitsaspekte
"Mittlerweile ist die Walnuss, auch in der Schale, in Deutschland ein Ganzjahresartikel geworden. Das hätten sich die Produzenten bis vor ein paar Jahren nicht träumen lassen. Die Werbebemühungen der letzten zehn bis fünfzehn Jahre scheinen gefruchtet zu haben. Verbraucher wissen vor allem die Gesundheitsaspekte der Walnuss zu schätzen." Ferner seien auch Trockenfrüchte, wie etwa Datteln und Feigen, die ähnlich wie Walnüsse vor einigen Jahren noch ein reiner Weihnachtsartikel waren, jetzt auch als Ganzjahresartikel zu erwerben.
Walnüsse bezieht PALM Nuts & More/Mariani ausschließlich aus Kalifornien. Doch auch in Ländern wie Frankreich, Portugal sowie in Spanien steigt die Produktion an. "Die in diesen Ländern angebauten Walnüsse weisen gute Qualitäten auf. Insbesondere mit Blick auf Nachhaltigkeitsaspekte und vergleichbare Aspekte werden die europäischen Anbauregionen interessanter für die hiesigen Händler. Ob Lkw-Transporte wirklich umweltschonender sind als Schiffstransporte, ist allerdings fraglich", sagt Alkewitz.
Den Zahlen des California Walnut Boards zufolge wurden 2022 umgerechnet circa 4.200 Tonnen Walnüsse in der Schale nach Deutschland exportiert, womit 25 Prozent weniger als im Vorjahr geliefert wurden. "Die Entwicklung der letzten zehn Jahre zeigt jedoch, dass der Trend durchweg positiv war und die Nachfrage stetig anstieg. Das ist eine Steilkurve, die dem DAX in seinen besten Jahren ähnelt."
Ernte von 760.000 Tonnen Walnüsse
Das Preisniveau der kalifornischen Ware bezeichnete er als attraktiv. "Die Erntemenge ist zwar gut, aber längst nicht so gut wie zum Jahresanfang noch erwartet wurde. Man rechnet in diesem Jahr mit einer Ernte von etwa 760.000 Tonnen, während 2022 um die 750.000 Tonnen geerntet wurden. Von der Qualität her rechnet man in Kalifornien mit einer der besten Ernten seit aller Zeiten. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass die Witterungsverhältnisse im Frühjahr gut waren. Zumal es im Winter ausgiebig geregnet hat, wodurch die Stauseen sehr gut gefüllt waren. Das Thema Wasserknappheit ist damit zumindest für dieses Jahr vom Tisch. Kalifornien ist aber nach wie vor ein sehr trockener Bundesstaat.“ Abgesehen von den Walnüssen hätten auch die Produktionsmengen von Mandeln und Macadamia-Nüssen die Nachfrage leicht überschritten.
Preiskorrektur für Erzeuger
"Die Preise des Walnussanbaus in Kalifornien haben sich mitunter nicht mehr mit den Kosten der Produzenten gedeckt, weshalb ganze Flächen nicht abgeerntet wurden. Es wurden zum Teil ganze Orchards herausgenommen, wobei der Boden planiert wurde, um andere Kulturen anzubauen. Infolgedessen hat in Kalifornien bereits eine Marktkorrektur stattgefunden", erläutert Alkewitz.
Walnusskerne von der Sorte Chandler werden oftmals in 200-g-Tüten vermarktet, aber auch andere Sorten eignen sich gut für dieses Marktsegment. "In der Schale wird überwiegend die Sorte Howard verkauft. Von den über 40 verschiedenen Sorten, die in Kalifornien kultiviert werden, kommen vielleicht sieben bis acht Sorten für den Export infrage."
Die beliebtesten Verkaufseinheiten liegen bei 400 g, 500 g und der 1 kg Beutel. Die Ware wird ausschließlich an den Einzelhandel vermarktet.
Überangebot aus Kalifornien
"Es steht mehr als reichlich Ware zur Verfügung", so Alkewitz. "In den USA gibt es einen Mechanismus, bei dem der Staat bei Bedarf von den Verpackern mehrere Tausend Tonnen der heimischen Ware aufkaufen darf, um damit öffentliche Einrichtungen wie Schulmensen, Pflegeheime, etc. über eigene Programme zu versorgen. Das wurde im Vorjahr im großen Stil praktiziert. Damit soll eine gewisse Marktstabilität durch das Überangebot aus Kalifornien gewährleistet werden." Somit sind die USA der größte Abnehmer ihrer eigenen Walnussproduktion. Zu den größten Abnehmern der In-der-Schale-Walnüsse weltweit zählen unter anderem Deutschland, Italien, Türkei, Spanien, die Niederlande, Belgien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Algerien, Ägypten, Indien, Vietnam und China.
Mit über 2.000 Containern (40ft) pro Jahr ist die Türkei einer der weltweit größten Abnehmer der kalifornischen Ware. "Am 1. November 2023 hat die türkische Regierung einen neuen Zoll auf kalifornische Walnussimporte erhoben. Damit wollen sie versuchen, den Abfluss von Devisen zu beschränken, sowohl für die Ware in der Schale als auch für Walnusskerne."
Konsum und Rückverfolgbarkeit
"Nüsse haben überall Einzug gehalten", konstatiert Alkewitz. "Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für Nüsse können aber noch weiter ausgebaut werden. Nüsse stehen natürlich auch hinsichtlich der pflanzenbasierten und veganen Ernährung im Trend, was wiederum eine weitere Verwendung im Industriesektor gewährleistet. Hierfür ist jedoch eine langfristige Preisstabilität vonnöten."
Als eine anstehende Herausforderung für die Branche identifiziert Alkewitz das Thema Rückverfolgbarkeit im Zuge des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sowie die Dokumentation dessen. "In diesem Bereich ist Kalifornien bestens aufgestellt. Sie sind imstande, sowohl einzelne Partien als auch die gesamte Lieferkette als solches zurückzuverfolgen."
Weitere Informationen:
Joachim Alkewitz
Mariani of California (Germany)
Lindenstrasse 17
D-21244 Buchholz/Nordheide
Tel.: +49 4181 9091 0
E-Mail: [email protected]
Webseite: https://www.palm-nutsandmore.de