Vom grundlegenden Strukturwandel am Münchner Großmarkt über Verpackungs- und Produkttrends bei Obst und Gemüse bis hin zu den aktuellen Verhandlungen zum Neubau am Großmarktgelände - in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat Inhaber Jörg Sailer der Service-Agentur Klaus Burkert einiges hautnah miterlebt. Anlässlich des 20-jährigen Betriebsjubiläums blickt er im Interview zurück und voraus.
2003 wurde die Firma Klaus Burkert gegründet: Jörg Sailer, der bereits seit 2005 beim Unternehmen tätig war, leitet seit nunmehr fünf Jahren die Geschicke des Betriebs. "In den Anfangsjahren agierten wir als reine Einkaufsagentur, indem wir vor Ort am Großmarkt im Auftrag des LEH Ware zugekauft haben. Vor etwa 15 Jahren hat es einen grundlegenden Strukturwandel gegeben, infolgedessen unter anderem Metro und Edeka dem Großmarkt den Rücken zugewandt haben. Dies hat viele Anbieter, darunter auch unsere Firma, dazu gezwungen, die Sortimente neu auszurichten und uns statt auf den LEH mehr auf die Belieferung inhabergeführter Supermärkte und des Fachgroßhandels zu konzentrieren."
Die darauffolgenden Jahre standen großteils im Zeichen der Neustrukturierung, erinnert sich Sailer. "Auch wir hatten zu Zeiten des Umbruchs Existenzängste, da uns einfach Aufträge fehlten. Mit viel Verhandlungsgeschick, kaufmännischem Gespür und etwas Glück haben wir dann neue Wege eingeschlagen. So waren wir die erste Service-Agentur, die IFS-zertifiziert wurde und hatten damit einen Vorsprung unseren Mitbewerbern gegenüber. Auch konnten wir mit der Systemgastronomie einen interessanten, wachsenden Absatzmarkt erschließen." Die Corona-Pandemie habe das Unternehmen daraufhin weit zurückgeworfen. "Wir haben aber aus der Not eine Tugend gemacht und neue Geschäfte akquiriert. Nach der Krise hat sich das 'alte', bestehende Geschäft dann wieder auf das normale Niveau eingependelt, sodass wir unter dem Strich gewachsen sind."
Jörg Sailer von Fruchthandel Klaus Burkert
Mehrwegsteigen auf dem Vormarsch
Innovations- und Investitionsfreudigkeit prägt die bisherige Unternehmensgeschichte, auch im Bereich der Verpackung. Sailer: "Ich bin ein klarer Verfechter von Mehrwegsteigen und versuche, dies auch weitestgehend im Einkauf zu berücksichtigen. Auch bei Importware aus allen Ursprungsländern setzen wir mittlerweile fast nur noch auf EPS-Pfandsteigen statt Holzsteigen, egal ob Wassermelonen im Sommer oder Salate im Winter. Ich sehe zahlreiche Vorteile gegenüber Holz, nicht nur in der Reinigung und Desinfektion, sondern auch was das Einsparpotenzial anbelangt. Erstens da die mittlerweile sehr teure Müllentsorgung entfällt und zweitens da man durch das Pfandsystem weniger Platz für das Leergut benötigt."
Auch auf Produktebene sieht der erfahrene Fruchtkaufmann einige Verschiebungen. "Jegliche Produkte, die durch Convenience ersetzt werden können, sind in der Regel rückläufig, sei es Zwetschgen oder Spargel. Letzterer Artikel war bedingt durch die Pandemie und den Wegfall der Gastronomie stark rückgängig, hat sich aber auch nach der Krise nicht mehr erholt." Diese Tendenz ebnet aber auch den Weg für neue Produktkonzepte, wie entkronte Ananas. "Dieser Artikel hat sich in den letzten Jahren sehr stark etabliert. Wir bekommen die Ware im bereits verarbeitetem Zustand in Mehrwegsteigen geliefert und können das Produkt nahezu ganzjährig anbieten."
Ferner beobachtet Sailer auch bei den einzelnen Produkten immer wieder Konsumtrends. "Granny Smith findet interessanterweise bei unseren Kunden nach wie vor guten Anklang, während wir bei Golden Delicious sowohl in der Beschaffung als auch in der Vermarktung eher einen Negativtrend feststellen. Kaki, Persimonen sowie Clementinen sind weiterhin im Aufwind. Man muss aber auch dazu sagen, dass Überseezitrus der spanischen Ware mittlerweile nichts nachsteht. Gleiches gilt für Melonen in der Nebensaison, egal ob aus Panama, Costa Rica oder Brasilien. Zudem stelle ich fest, dass Ware aus den Balkan-Ländern am örtlichen Großmarkt immer stärker vertreten ist und qualitativ stark aufgeholt hat, was übrigens auch für die Türkei gilt."
Zeitgemäße Lager - und Verkaufsflächen vonnöten
Unabhängig von den alltäglichen Entwicklungen im Tageshandel prägen auch die Verhandlungen zum Neubau am Großmarktgelände in der Schäftlarnstraße das Geschehen. Als Vorstandsmitglied des bayerischen Fruchthandelsverbandes verfolgt Sailer die Entwicklungen mit großem Interesse. "Wir brauchen jedenfalls eine zukunftsfähige Infrastruktur sowie zeitgemäße Lager - und Verkaufsflächen, die den Anforderungen des Handels entsprechen", sagt er abschließend.
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Jörg Sailer
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