In diesem Jahr startete der Landwirt Kai Reinheimer (Foto rechts) aus Ginsheim mit dem Anbau und Verkauf von mexikanischen Snackgurken. "Bei der Suche nach besonderen Produkten ist meine Tochter Nina auf die Snackgurken gestoßen. Sie haben eine Reifezeit von etwa fünf Monaten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Gurken, die nach oben wachsen, bleiben die Snackgurken wie Murmeln auf dem Boden liegen und wachsen zu. Bislang haben wir nur 28 kg geerntet, wobei noch etwa weitere 30 kg hinzukommen werden."
Der niederschlagsreiche August sorgte für passende Produktionsbedingungen. "Wir haben ein großes Kundenportfolio. Bei den geringen Mengen, die wir von dem Produkt anbauen, ist die Ware schnell ausverkauft. Ob das Potenzial besteht, sie auch im kommenden Jahr anzubauen, wird sich zeigen. Selbst wenn ein höheres Interesse bestünde, wären die Snackgurken kein Produkt, das wir im großen Stil anbauen würden. Es ist eher ein Nischenprodukt, von dem unsere Kunden hin und wieder mal ein Schälchen mitnehmen."
Schwierige Verkaufssituation bei Tomaten und Melonen
"Die momentane Knappheit einiger Produkte spiegelt sich in einem guten Abverkauf wider. Aber leider passen die Preise nicht mit den Produktionskosten überein. Ich vermute, dass das einerseits mit den Großhandelsgeschäften und andererseits mit diversen Langzeitverträgen zusammenhängt", so Reinheimer. "Unsere Tomaten sind gerade am Abklingen, während wir bei den Wassermelonen und gelben Melonen einen Totalausfall haben, da im August schlichtweg die Hitze gefehlt hat. Beim Frischgemüse hatten wir ebenfalls ein kleines Loch zu verzeichnen, weil sich die Aussaat wegen der Regenfälle und dementsprechend auch die Ernte verzögert hat."
Reinheimer zufolge kam es allein im August zu einer Niederschlagsmenge von 300 mm. "Demgegenüber hatten wir 2022 insgesamt 420 mm Niederschlag in zwölf Monaten. Zwar konnten wir mit Maschinen zumindest noch das Unkraut jäten, jedoch mussten wir vieles noch per Hand anpflanzen. Zudem merken wir, dass die Nächte wärmer werden und die hohen Temperaturen länger anhalten als früher. Die Satztage verändern sich als Folge dessen. Hitzeempfindliche Kulturen wie Romanesco kommen daher deutlich später in die Ernte."
Gute Absätze bei Kohl, Kohlrabi und Porree
Positiv überrascht zeigt sich Reinheimer gegenüber dem Verkauf von großen Romana- und Batavia-Salaten. "Die Konsumenten scheinen sich wieder auf schmackhaftere Salate zu konzentrieren. Währenddessen ist die Nachfrage nach anderen Salatsorten eher rückläufig. Angesichts der kühlen Witterung im August und weil die Konsumenten gezwungenermaßen viel zu Hause gekocht haben, konnten wir auch bei Gemüsesorten wie Kohl, Kohlrabi und Porree erstaunlich gute Absätze erzielen."
Der Gemüsehof der Familie Reinheimer
Strauchelnde Wochenmärkte
"Wir verfolgen seit einigen Jahren das Ziel, unabhängiger von den Großmärkten zu werden. Es gibt lediglich noch einen Großhändler, mit dem wir kooperieren, der allerdings auch das gesamte Sortiment von uns bezieht. Unser Credo war seit jeher, möglichst nah am Endverbraucher zu sein. Mit Knuspr haben wir einen Partner gefunden, über den wir das Online-Geschäft gut abwickeln können", sagt Reinheimer. Seine Waren verkauft er aber auch auf Wochenmärkten, bei denen er zwei Stimmungsbilder erkenne: "Einerseits merkt man, dass die Wochenmärkte wieder etwas mehr Zulauf haben, denn im letzten Jahr sind so gut wie alle in den Urlaub gefahren. Andererseits sehen wir zurzeit, dass sehr viele kleinere Wochenmärkte schließen, da die Geschäftsgänge rückläufig sind."
Durch den erhöhten Mindestlohn samt Sozialversicherungsausgaben kämen höhere Kosten von bis zu 50 Prozent hinzu. "Zudem stellt sich auch die Frage, wer noch bereit ist am Wochenende oder im Winter an einem Wochenmarktstand zu stehen, wenn die Möglichkeit besteht, stattdessen unter der Woche im Büro zu arbeiten. Selbst wenn ein Wochenmarktstand ausreichend Mitarbeiter hat, fehlt insbesondere bei kleineren Stadtteilmärkten der Umsatz, um die Kosten zu decken." Die Bevölkerung entdecke für sich zwar wieder die Wochenmärkte, jedoch würden dabei eher die zentralen oder traditionellen Standorte frequentiert. "Auch die größeren Wochenmärkte weisen mittlerweile Lücken auf, die es früher in der Form nicht gegeben hat. Die Investitionskosten für einen Wochenmarkt sind in den letzten Jahren stark gestiegen."
Über die Regionalsparte im Lebensmitteleinzelhandel werden die Waren des Gemüsehofs der Familie Reinheimer ebenfalls verkauft. "Sowohl der LEH als auch unsere Direktpartner vertreiben unsere Produkte unter unserem Namen. Somit kann eine emotionale Bindung zu den Endverbrauchern hergestellt werden, mit der auch das Vertrauen in uns gestärkt wird. Als Kunde weiß man einfach, was man für sein Geld erhält."
Treues Team
Zwischen 50 und 70 Mitarbeiter sind auf seinem Betrieb tätig. "Sie arbeiten zwischen sieben und zehn Monate bei uns. Wir sind gut über die Coronazeit gekommen. Auch im Zuge der Erhöhung des Mindestlohns konnten wir unsere Mitarbeiter halten. Zumal unsere Mitarbeiter uns seit jeher sehr treu waren. Wir legen aber auch Wert darauf, dass sie nicht in Containern, sondern in richtigen Wohnungen untergebracht werden. Zudem ist uns es wichtig, dass das soziale Miteinander stimmt und sie nicht einfach sich selbst überlassen werden. Man kann durchaus behaupten, dass es bei uns recht familiär zugeht."
Bilder: Gemüsehof Reinheimer
Weitere Informationen:
Inh. Kai Reinheimer
Gemüsehof Reinheimer
Unter der Ruth 54
65462 Ginsheim
Telefon: 06144 938500
Telefax: 06144 938509
[email protected]
www.gemuesehof-reinheimer.de