Aufgrund anhaltender Kälte und fehlender Sonnenstunden kommt die diesjährige Erdbeerernte in großen Teilen der DACH-Region verhältnismäßig spät in Schwung. Trotz der herausfordernden Anbaubedingungen startete man vielerorts kurz vor Pfingsten in die Freilandernte. FreshPlaza.de bündelt die wichtigsten Kommentare aus den unterschiedlichen Anbaugebieten.
Hessen: Nachfrage könne knapp gedeckt werden
„Endlich wird das Wetter besser, vergangenen Montag war hier noch alles überflutet“, sagt Landwirt Marcus Mager im Gespräch mit der FAZ. Der südhessische Landwirt baut auf einer Fläche von 35 Hektar Erdbeeren an. Normalerweise gibt es eine Spitze in der Erdbeerernte, wenn sich die Tunnelsaison und die Freilandsaison überschneiden. „Aber in dieser Saison kommen wir gerade so rum.“ Die Ernte reicht nur knapp, um die Nachfrage zu decken.
NRW: Landwirte begrüßen Einkaufspolitik von Aldi Süd
Aldi Süd will die regionale Landwirtschaft stärken und ab dem 15. Mai ausschließlich Erdbeeren aus deutscher Herkunft verkaufen. "Ich bin Regionalist und befürworte diese Entscheidung", meint Elisabeth Aryus-Böckmann, die unter anderem auch in Bielefeld (NRW) Erdbeerfelder bewirtschaftet. "Ich begrüße es sehr, wenn der Handel auf deutsche Ware setzt", sagt sie im Gespräch mit wa.de. "Deutsche Erdbeeren sind zwar etwas teurer. Ich denke, das wird der Kunde aber wissen. Wenn die Begeisterung für deutsches Obst und Gemüse vorhanden ist, umso besser."
Baden-Württemberg: "Wir mussten viel aussortieren"
Auch in Baden-Württemberg hinke die Erdbeersaison noch hinterher.
Elke Fromm vom gleichnamigen Beerenhof in Pfedelbach-Ohnholz sagt im Gespräch mit Der Stimme: "Wir hoffen jetzt auf die Freilandsaison." Ab nächster Woche werden die Beeren vom Feld gepflückt. Bis dato hat sie Ware aus den Folientunneln mit auf die Wochenmärkte genommen. "Wir mussten viel aussortieren", bilanziert Fromm und ergänzt: "Die Erträge sind da, aber der Absatz könnte besser sein. Das Kilo kostet um die zehn Euro und die Menschen sparen."
Sachsen: 'Ganz normales, gutes Frühjahr'
Auch die sächsischen Freilanderdbeeren seien in diesem Jahr spät dran. "Wir haben die Pflanzen im Freiland mit Vlies abgedeckt und damit die Ernte verfrüht", so Michael Görnitz vom gleichnamigen Obstbaubetrieb. "Wir hatten ein ganz normales, gutes Frühjahr", sagt Görnitz gegenüber der SZ. "Freilanderdbeeren gab es früher immer erst Anfang Juni." Wenn es an April- und Maitagen aber schon sommerlich heiß wird – wie in den vergangenen Jahren mehrfach geschehen – sind auch die Erdbeeren eher reif. Udo Jentzsch sieht das ähnlich. Er ist der Geschäftsführer des Landesverbandes Sächsisches Obst und sagt: "Die normale Anbauzeit war hier immer von Anfang Juni bis Mitte Juli. Die meisten haben das nur vergessen." Die späteste Saisoneröffnung seit der Wende war am 15. Juni 1996.
Bayern: 'Noch ist alles im grünen Bereich'
"Noch ist alles im grünen Bereich. Die Erdbeeren stehen gut", sagt der Augsburger Obstbauer Josef Kraus. Wie Obstbauer Stephan Seibold aus Inningen erklärt, sei es dort tendenziell ein bis zwei Grad wärmer als in den südlichen Stadtteilen. Daher könne man die Erdbeeren dort früher ernten.
Schleswig-Holstein: Erzeuger 'mittelprächtig zufrieden'
Mit 862 Hektar auf 89 Höfen sehr stark vertreten sind die Erdbeerkulturen. "Die Ernte ist gut angelaufen. Durch die höheren Temperaturen kommt nun auch mehr Menge", sagt Daniela Rixen, Sprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, und spricht ebenfalls von "erfreulich stabilen" Preisen. Noch stammen die roten Früchte aber nahezu ausschließlich aus dem Tunnelanbau unter Folie. "Ich bin optimistisch, dass wir bei normaler Witterung eine gute Ernte hinbekommen", sagt Enno Glantz, einer der führenden Erdbeerproduzenten Norddeutschlands gegenüber dem Abendblatt. Mit dem bisherigen Verkauf sei er aber nur "mittelprächtig zufrieden". Um die Erdbeerlust der Kunden richtig zu wecken, sei es noch zu kalt gewesen.
Österreich: Wesentlicher Teil der Ernte verhagelt
Die Ananas-Erdbeeren aus dem burgenländischen Wiesen sind in ganz Österreich begehrt. Die heftigen Unwetter der vergangenen Tage verursachten jedoch Ernteausfälle von bis zu 40 Prozent. Folgen in den nächsten Wochen weitere Gewitter oder zu hohe Temperaturen, droht ein Totalausfall. "30 bis 40 Prozent aller Freiland-Erdbeeren in der Umgebung wurden in Mitleidenschaft gezogen. Ohne Schutznetze wäre die gesamte Ernte vernichtet worden", sagt Michael Habeler von Habeler Sonnenobst aus Wiesen gegenüber Krone.
Schweiz: 'Gute Ernte trotz Verzögerung'
Auch die Schweizer Erdbeersaison ist nun eröffnet. Das trübe, nasse Frühlingswetter hat den Saisonstart der Erdbeeren um sieben Tage verzögert. Der Schweizer Obstverband erwartet dennoch eine gute Ernte im Umfang von über 7000 Tonnen. In der Schweiz werden auf rund 510 Hektaren Erdbeeren angepflanzt. Jedes Jahr werden in der Schweiz rund 24 500 Tonnen Erdbeeren konsumiert. Der Pro-Kopf-Konsum beträgt 2.4 Kilogramm. Gemessen an der Erntemenge ist die Erdbeere damit die drittwichtigste einheimische Tafelfrucht.
140.000 Menschen fordern Verkaufsstopp in deutschen Supermärkten
Um billige Erdbeeren für Deutschland anzubauen, riskiere Spanien eine Dürre-Katastrophe in einem seiner wichtigsten Nationalparks. In einem Online-Appell fordern mehr als 140.000 Menschen von deutschen Supermarktketten einen Verkaufsstopp für die Dürre-Erbeeren. "Edeka, Lidl und Co tragen durch den Verkauf von Dürre-Erdbeeren indirekt zum Austrocknen des Doñana-Nationalparks bei. Das ist bitter. Die Supermarktketten müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und diese Erdbeeren aus dem Sortiment nehmen. Nur so kann es gelingen, Druck auf die andalusische Regierung zu machen und den Nationalpark zu retten", erklärt Friederike Gravenhorst, Campact-Campaignerin.