Vor wenigen Monaten wurde die bestehende Kooperation zwischen dem Dürener Bio-Spezialisten biofruit GmbH und dem Kölner Fruchthandelsunternehmen Früchte Rosenbaum weiter intensiviert. Nach der Vollendung des umfassenden Neubaus am bestehenden Standort in Köln, verfügt die biofruit GmbH über ein integriertes Kühllager im modernen Firmengebäude der Firma Rosenbaum. In einem ausführlichen Interview blickt biofruit-Chef Dirk Salentin gemeinsam mit seinem Kooperationspartner auf die zurückliegenden Monate zurück. Zudem gibt er Einblicke in die heutigen Entwicklungen am Bio-Markt.
Bereits seit vielen Jahren befinden sich die beiden Unternehmen im ähnlichen Marktumfeld, so Salentin. "Hinsichtlich unserer beiden Sortimente richten wir uns an eine ähnliche Kundschaft, die ein wertiges Produkt vermarkten möchten. Dementsprechend standen wir auch vor den gleichen Herausforderungen in der Fruchtlogistik: Wir fuhren teilweise hintereinander mit geringen Mengen in die einzelnen LEH-Märkte her. Dies hat uns schlussendlich dazu bewogen Synergien zu schöpfen und unsere Kräfte entsprechend zu bündeln. Anfangs haben wir nur über die Logistik kooperiert, woraufhin wir festgestellt haben, dass es über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg am sinnvollsten ist, die Ware an einem geballten Standort zu lagern und zu kommissionieren. Dementsprechend haben wir unsere regionale Logistikplattform in der Nähe von Bonn nach hier verlagert. Die Räumlichkeiten für das deutschlandweite Geschäft in Mutterstadt bleibt weiterhin in Betrieb."
Dirk Salentin (biofruit GmbH) und Thomas Dickes (Früchte Rosenbaum)
Grundsätzlich hegt man das gemeinsame Ziel die Effizienz entlang der Lieferkette entsprechend zu steigern. Salentin: "Die Aufgabe, die wir heutzutage haben ist es, die Prozesse so zu gestalten, dass wir die unnötigen Kosten, die wir noch haben, minimieren oder gänzlich wegbekommen. Unabhängig von der Kostenminimierung sind wir nun für die kommenden Jahre gerüstet, indem wir an diesem modern ausgestatteten Standort auf dem neuestem Stand sind, was wiederum für uns eine Grundvoraussetzung ist, um in naher Zukunft skalierbar wachsen zu können."
Auch aus Sicht des Kunden sei die intensivere Kooperation besonders vorteilhaft, fährt Salentin fort. "Die Zusammenarbeit ermöglicht es, unsere Dienstleistung nun kostengünstiger anzubieten und schafft gleichzeitig einige Mehrwerte. Im Bio-Bereich ist es Usus, dass die Ware dreimal wöchentlich frisch angeliefert wird. Durch die neue Synergie der gebündelten Anlieferung sind wir in der Lage die Märkte täglich frisch zu beliefern, was wiederum eine gewisse Flexibilität und Agilität in der Bestellung schafft. Interessanterweise kam der Ansatz zur Kräftebündelung auch vom Kunden, weil man den Bedarf, sprich den Mehrwert bereits gesehen hat."
Thomas Dickes vom Kooperationspartner Früchte Rosenbaum ist der gleichen Meinung: "Wir nehmen uns gegenseitig nichts weg, ganz im Gegenteil: Wir spielen uns gegenseitig die Bälle zu, zumal unser eigenes Bio-Programm verschwindend gering ist. Das heißt in der Praxis: Je mehr biofruit-Ware wir auf unsere LKWs laden können, desto mehr Volumen fahren wir von A nach B und desto schneller ist die Fracht bezahlt."
Blick ins neue Kühllager der biofruit GmbH
Regalplatz für Premium-Bio weiterhin vorhanden
Laut Marktanalysen und -Befragungen greife der Verbraucher in Zeiten steigender Inflation und Kaufzurückhaltung weniger auf Bio-Ware zu. "Einen alarmierenden Einbruch sehen wir bisher nicht, obwohl es zweifelsohne Verschiebungen im Bio-Bereich gibt. Der Bio-Anteil im Discount wächst, während der Anteil im Supermarkt schrumpft. Die Inflation trifft aber insbesondere die Bio-Fachhändler, die werden sich meines Erachtens auch neu erfinden müssen. Insgesamt bin ich aber zuversichtlich, dass die aktuellen Widrigkeiten den längerfristigen Bio-Trend nicht aufhalten werden können. Ich bin daher der festen Überzeugung, dass es auch im Bio-Segment weiterhin Regalplatz für Premium und werthaltige Marken geben wird."
Dirk Salentin (r) beim Bio-Möhrenerzeuger Bochröder
Ähnlich wie im konventionellen Geschehen stehen sogenannte Luxusprodukte zu aktuellen Krisenzeiten etwas weniger im Fokus des Bio-Käufers. Salentin: "Das ganze Übersee-Sortiment lässt sich heutzutage schwierig vermarkten, regionale Erzeugnisse rücken hingegen zunehmend in den Vordergrund. Diese Entwicklungen vollziehen sich aber schleichend und sind bereits seit einigen Jahren zu beobachten. Standard-Produkte wie Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und Kohlgemüse sind mittlerweile das ganze Jahr über in Bioqualität mit deutscher Herkunft zu haben. Gleiches gilt für Kürbisse, die sich vom Saisonartikel zum Ganzjahresprodukt entwickelt haben. Die Aufgabe vor der wir stehen, ist das benötigte Volume in die Märkte hineinzubekommen. Die dafür erforderlichen Strukturen stehen aber zum Teil noch in den Kinderschuhen, was aber wiederum für uns auch Chancen bietet."
Angesichts der aktuellen Lage sei das Interesse auf Erzeugerseite auf den Öko-Anbau umzustellen, relativ gering. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Klimakatastrophe gibt es aber auch viele Landwirte, die nicht mehr mit dem industriellen, großflächigen Anbau klarkommen und daher umstellen wollen. Man muss aber auch als Bio-Landwirt eine gewisse Abnahmemengen garantieren können, um programmtauglich für den LEH zu sein, was wiederum gewisse Investitionen erfordert. In jeder Krise stecken aber auch Chancen. Insofern bin ich zuversichtlich, dass sich auch im Bio-Segment neue Möglichkeiten auftun werden."
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Dirk Salentin
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Thomas Dickes
Früchte Rosenbaum GmbH
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