Vom Umsatz her gesehen sei der größte Markt für Convenience-Ware innerhalb Europas im Vereinigten Königreich, so Dr. Hans-Christoph Behr, Marktexperte der Agrarmarkt Informationsgesellschaft mbH (AMI). Italien weise ebenfalls gute Absätze auf, während Deutschland in den niedrigeren Rängen zu finden ist. "Fresh-Cut bezieht sich in Deutschland hauptsächlich auf Salat. Gemüse, Zwiebeln, Möhren findet man als Fresh-Cut-Ware im deutschen Supermarkt so gut wie gar nicht", so Behr. Allerdings sei die Situation in den Supermärkten nicht vergleichbar mit dem Out-of-Home-Markt als auch dem Discounter.
Hans-Christoph Behr auf dem European Convenience Forum
Weder Tiefen noch Höhen im Fresh-Cut-Sektor
"Bei Fresh-Cut-Salaten haben wir in vielen Ländern im Grunde genommen einen gesättigten Markt; in Frankreich findet kein Wachstum mehr statt. Corona hat die Umsätze nicht unbedingt sinken lassen, aber auch keinen Push gebracht wie bei anderen Lebensmitteln. Das ist nicht besonders überraschend, denn wenn ein großes Argument für Convenience-Ware Zeitersparnis lautet, dann ist dieses Argument im Homeoffice bzw. in der Kurzarbeit hinfällig. Schließlich haben die Menschen Zeit und wollen entsprechend ordentlich kochen", sagt Behr. Insgesamt sei der Fresh-Cut-Sektor weder merklich gesunken, noch gestiegen. "Fresh-Cut-Obst ist allenfalls als stagnierend zu bezeichnen. Auch bei den Ausgaben sieht es nicht besser aus."
Obstsalate seien ebenfalls keine "großen Renner". Behr gibt zu verstehen, dass soziodemografisch die Haushaltsgröße ausschlaggebender sei als die Altersunterschiede. Denn insbesondere kleinere Haushalte seien stärker am Convenience-Einkauf beteiligt. "Einkommensabhängigkeit spielt auch nicht unbedingt eine Rolle. Wir haben auch Ausländerhaushalte untersucht, bei denen zwar überdurchschnittlich viel Frischgemüse gekauft wird, was sich aber nicht auf Fresh-Cut-Produkte bezieht."
Weniger Interesse bei "traditionellen" Gemüseverbrauchern
Rheinland-Pfalz, Hessen, das Saarland, Baden-Württemberg und Bayern seien den Ergebnissen des AMI zufolge die "Übernutzer von frischem Gemüse". Behr: "Bei Fresh-Cut ist Baden-Württemberg aber eher ein 'Unternutzer'. Wir stellen fest, dass vor allem die Regionen, in denen traditionellerweise viel Frischgemüse und -obst konsumiert wird, nicht so schnell umschwenken." Umgekehrt werde besonders in Norddeutschland, also Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg mehr Convenience-Ware konsumiert, weil dort weniger Tradition ist Gemüse zu essen. "Kopfsalate werden in diesen Regionen traditionellerweise weniger konsumiert."
Aktuelle Entwicklungen
Davon abgesehen sei bis 2017 noch ein stetiges Wachstumsfeld mit Smoothies im Einzelhandel zu sehen. "Die Luft ist aber raus. Die Mengen sind deutlich zurückgegangen; die Kaufstärke liegt bei unter 20 Prozent", teilt Behr mit.
Teurere und größere Packungen, die für Fresh-Cut-Produkte verwendet wurden, die wie eine eigene Mahlzeit fungieren, hätten vor der Pandemie an Anteilen zugenommen und während der Pandemie wieder verloren. "Die hektische Mahlzeit im Büro fehlte etwa. Allerdings nimmt das langsam wieder zu", sagt Behr. Je nachdem, wie sich der Herbst 2022 hinsichtlich der Pandemie entwickle, sei zu dieser Zeit auch wieder mit besseren Zahlen zu rechnen.
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