Olaf Hohmann, Mitglied der Geschäftsleitung des EHI Retail Institute, präsentierte auf dem diesjährigen European Convenience Forum die Ergebnisse einer EHI-Studie zur Handelsgastronomie, zu der auch Betriebe aus diesem Bereich befragt wurden. Er zeigte dabei unter anderem auf, welche Trends und Potenziale im Convenience-Sektor für den Out-of-Home-Markt, zu deutsch dem Außer-Haus-Markt bestehen. Den vorläufigen Ergebnissen der Studie zufolge liegt der Anteil an Convenience-Produkten in der Speiseproduktion bei 70,7 Prozent. 74 Prozent der Befragten gaben an, bereits Low-Convenience-Ware in ihren Regalen anzubieten, wobei hier nicht nur der LEH, sondern auch weitere Verkaufsstellen mit inbegriffen sind.
Olaf Hohmann
Außer-Haus-Markt fiel um 30 Prozent zurück
Die Ausgaben im Außer-Haus-Markt sind im Zeitraum von 2009 bis 2019 um mehr als 22 Mrd. Euro gestiegen. Zu erklären sei das unter anderem durch die Zunahme an kleineren Haushalten. Im Bereich Mobilität zeichne sich zudem ein höherer Trend in Richtung Unterwegsverpflegung ab. Stramme Mahlzeitenstrukturen - Frühstück, Mittag- und Abendessen - fielen stetig weg. Während der Pandemiezeit 2020/2021 ist der Außer-Haus-Konsum allerdings um 30 Prozent zurückgegangen.
Im Jahr 2022 beeinflussten Inflation, Preissteigerung für Rohstoffe und Energie, Personalknappheit und der Krieg in den Ukraine den Außer-Haus-Markt negativ. Die Umsatzlücke wurde wiederum durch den In-Home-Konsum und damit durch den Verkauf im LEH aufgefangen: der Nettoumsatz stieg hierbei von 2019 auf 2020 auf fast 14 Mrd. Euro an. "Gewinner im Zeitraum 2020/2021 innerhalb der Branche waren ganz klar die Supermärkte, also Märkte mit einer Fläche von 400 bis 2.500 qm. Verluste mussten hingegen die Discounter hinnehmen", so Hohmann. In den Sommermonaten 2021, in denen die Pandemie nicht allzu stark zu spüren war, gab es für den Außer-Haus-Markt allerdings einen leichten Umsatzanstieg.
Vor- und Nachteile von Convenience-Lebensmitteln
Zielmärkte für Convenience-Produkte seien vor allem der Lebensmitteleinzelhandel und die Gastronomie. Gerade der Bereich High Convenience richte sich im wesentlichen an die (Handels-) Gastronomie. "Hierbei handelt es sich um Produkte, die nicht etwa maschinell oder industriell hergestellt werden, sondern die handfertig verarbeitet, portioniert und vakuumiert werden. Gastronomen können die Ware entsprechend portionsweise verarbeiten. Sie weisen eine sehr hohe Qualität auf, da unter anderem auch auf Konservierungsstoffe verzichtet wird. Vor allem Großhändler nehmen sich stetig diesem Bereich an", so Hohmann.
Die Vorteile für Convenience-Produkte lägen darin, dass weniger Arbeit und Vorbereitungszeit vonnöten und die Vorratshaltung weniger aufwendig wäre. Für die Gastronomie bestehe zudem der Vorzug, dass in der Regel kein Fachpersonal benötigt werde. Gleichzeitig sind diese Waren auch teurer und mitunter kann, zumindest bei Standard-Convenience-Produkten, nicht komplett auf den Einsatz von Konservierungsstoffen verzichtet werden.
Trends und Potenziale
"Pflanzlich, vegan und vegetarisch sind weiterhin die ganz klaren Trends. Außerdem erhalten immer mehr Fleischersatzprodukte Einzug in den Regalen des LEH. Regionalität und Saisonalität stehen bei den Verbrauchern ebenfalls hoch im Kurs, während die Frischequalität auch optisch mehr und mehr Platz im LEH erhält, wodurch mehr Fläche für den Frischebereich aufbereitet wird", berichtet Hohmann.
Auch auf eine "echte" gesunde Ernährung werde mehr gesetzt, wodurch Säfte, die zwar viel Vitamin C, gleichzeitig aber bis zu 60g Zucker pro Glas enthielten, nicht mehr so angesagt seien wie früher. "Andererseits gehört 'Comfort-Food', wie etwa eine gut riechende Waffel oder aber auch die Currywurst mit Pommes und Mayo ebenfalls weiterhin zu den Trends. Nachhaltigkeit und Tierwohl werden künftig vor allem im LEH wichtige Themen sein."
"Die Moral stirbt am Regal"
Aus einer Händlerbefragung heraus zeige sich jedoch, dass Verbraucher sich zwar für diese Themen interessierten und positiv darüber äußerten, dies aber wohl eher aus einer sozialen Erwünschtheit und weniger aus einer intrinsischen Motivation heraus angaben: "Die Moral stirbt am Regal, teilte uns ein Händler mit. Denn oftmals wird doch eher zu billigeren Produkten gegriffen." Ferner spiele auch das Thema Mindesthaltbarkeitsdatum weiterhin eine große Rolle, während Hohmann betont, dass die Reaktionsgeschwindigkeit des Handels ausschlaggebend sei. Davon abgesehen werde in der Gastronomie mehr auf Mehrweg- als Alternative zu den bisher dominierenden Einwegverpackungen gesetzt, gerade bei Take-away-Produkten.
Chancen und Möglichkeiten
Frische ist angesagter denn je, weshalb auch eine entsprechende Platzierung in den Märkten und vor allem in den Regalen vonnöten sei, so Hohmann und verweist darauf, dass vergleichbare Konzepte bereits an Tankstellen zu sehen seien. Autonome Stores nähmen ebenfalls zu, was gerade für den Convenience-Bereich interessant sein dürfte. Hohmann zufolge sei es von Bedeutung, sich bewusster um Differenzierungsfaktoren zu bemühen, um sich von anderen klar abheben zu können. "Man muss nicht jeden Trend mitmachen. Aber das Konzept 'Essen für die Seele' ist sehr wichtig", sagt Hohmann.
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