Obwohl die Exportsaison für spanische Frühkartoffeln erst in wenigen Wochen richtig ins Rollen kommt, wurden die ersten Anlagen mit losschaliger Ware im Anbaugebiet Sevilla bereits gerodet. Ersten Preisangaben zufolge liegen die Abgangsnotierungen bei etwa 60 Euro/dt. Die Wetterkapriolen, mit anhaltender Trockenheit im Januar und Februar und dem darauffolgenden Niederschlag, machen den Frühkartoffelerzeugern allerdings zu schaffen, berichtet Georg Kolmhofer (r) auf Nachfrage. Der gebürtige Österreicher lebt und arbeitet bereits seit etwa zwei Jahrzehnten in Spanien und ist seit einigen Jahren alleiniger Geschäftsführer des Exportunternehmens SESUR Semilla y Exportación SL mit Sitz in Sevilla.
Ab der KW 19 startet man mit der Rodung von größeren Mengen schalenfester Ware, die Anlieferung erfolgt dann in der KW 20.
Die Frühkartoffeln im Raum Sevilla werden dieses Jahr gestaffelt angebaut. Ein kleiner Teil der Fläche wurde bereits vor Weihnachten mit Frühsorten bepflanzt. Während der Weihnachtsfeiertage hat es geregnet und Anfang-Mitte Januar wurde die restliche Fläche angepflanzt. "Sowohl im Januar und Februar war es dann sehr trocken mit sehr niedrigen Nachttemperaturen zwischen 0 und 5 Grad und relativ hohen Tagestemperaturen um 20-25 Grad. Die frühen Flächen haben sich recht gut entwickelt, bei den restlichen Flächen wurde das Wachstum aufgrund der niedrigen Nachttemperaturen ausgebremst", blickt Kolmhofer zurück.
Geringerer Knollenansatz
März und die erste Aprilhälfte seien hingegen durch Niederschläge und Stürme geprägt. "Der Boden ist regelrecht überflutet: In Murcia und Cartagena, wo überwiegend Frühkartoffeln für den Inlandsmarkt produziert werden, hat es mancherorts rekordverdächtige Niederschläge um bis zu 500l gegeben, in Sevilla waren es 150l. Nichtsdestotrotz müssen wir in diesem Jahr mit einer geringerem Knollenansatz je Staude rechnen. Normalerweise sind es 10-15 Knollen/Pflanze, dieses Jahr sind es im Schnitt 5-8 Knollen/Pflanze. Der Frühkartoffelanbau in Sevilla hat zwar eine überschaubare Flächenreduzierung um 10 % verzeichnet, in der Summe wird es eine gesamte Mengenreduktion um 30 % im Vergleich zum Vorjahr geben. Dementsprechend wäre es auch vorstellbar, dass gewisse Mengenabsprachen nicht eingehalten werden können", schildert Kolmhofer.
Das Unternehmen SESUR Semilla y Exportación SL befasst sich hauptsächlich mit dem Export von Frühkartoffeln aus eigener Erzeugung in Sevilla und Südportugal sowie der Logistik und Dienstleistung drumherum. Des Weiteren werden in enger Kooperation mit namhaften und mittelständischen Kartoffelzüchtern Europas in großem Stil Sortenversuche durchgeführt. Kolmhofer: "Aufgrund verbesserter Lagertechnik und eines ausgeklügelten Sortenspektrums in Nordwesteuropa wurde die Kartoffelanbaufläche Spaniens in den zurückliegenden Jahren erheblich reduziert. Das Vermarktungsfenster umfasst heutzutage nur noch 3-4 Wochen von etwa Mitte Mai bis Mitte Juni. Deutschland etabliert sich nach wie vor als unser bedeutendster Absatzmarkt."
Die Erträge seiner Vertragsanbauern gehen vorrangig an die namhaften LEH-Ketten, fährt Kolmhofer fort. "Israel sowie Ägypten sind unsere größten Konkurrenten im Exportgeschehen, darüber hinaus stehen wir auch in direktem Wettbewerb mit alterntiger Ware aus Niedersachsen und Frankreich. Jede einzelne LEH-Kette hat dabei ihre eigenen Spielregeln, was die Umstellung von Lager- auf Frühkartoffeln angeht."
Zeitkritisches Geschäft
Schließlich werden gemäß Kolmhofer auch die Verfügbarkeiten von Logistik und eventuelle Streiks im Transportsektor eine entscheidende Rolle spielen. Gerade bei einem zeitkritischen Produkt wie der Frühkartoffel seien leichte Verzögerungen während der Lieferkette desaströs. "Lagerkapazitäten stehen uns kaum zur Verfügung, weshalb die frisch geerntete Ware sofort in den Export geschickt wird. Dementsprechend hoffen wir auch auf gute Wetterbedingungen während der Frühkartoffelernte. Denn wenn es in Richtung 30 Grad geht, wird es für die empfindlichen Frühkartoffeln schon kritisch."
Bilder: Sesur
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Sesur
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