In Zeiten verändernder Verbraucherwünsche und der zunehmenden Auswahl an Convenience- bzw. Freshcut-Artikeln spielt neben der industriellen auch die kleinstrukturierte Verarbeitung von Frischobst und -gemüse eine prägende Rolle. Dr. Kerstin Pasch, Forscherin der Deutsches Institut für Lebensmittel e.V. (DIL, rechts im Bild), stellte anlässlich der Online-Veranstaltung der diesjährigen Fruchtwelt Bodensee das EU-Projekt 'FOX - Food processing in a box', vor. Primär erforscht dieses übergreifende Projekt innovative und schonende Verarbeitungstechnologie und bewertet das künftige Potenzial der dazugehörigen Geschäftsmodelle innerhalb der regionalen Landwirtschaft.
Ausschlaggebend für die letztendliche Wirtschaftlichkeit neuer Initiativen zur Weiterverarbeitung der regionalen Erträge sei Pasch zufolge, dass die Technik sowohl den Wünschen des Verbrauchers als auch des jeweiligen Unternehmens entspricht. "Der heutige Verbraucher wünscht sich gesunde, frische, natürliche und - nicht zuletzt - geschmackvolle Lebensmittel, möglichst aus biologischer, regionaler und/oder umweltschonender Produktion. Hinzu kommen Faktoren wie Transparenz in der Lieferkette sowie Authentizität. Aus Sicht des Unternehmens sollen innovative, klein-skalierte und zukunftsorientierte Lösungen zur Weiterverarbeitung geschaffen werden", so Pasch.
Höhere Wertschöpfung für Überschussware
Insbesondere bei Obst und Gemüse seien hohe Lebensmittelverluste und Abfälle zu verzeichnen, nicht nur beim Verbraucher, sondern auch zu Beginn der Wertschöpfungskette, etwa während der Herstellung oder der Nacherntebehandlung, fährt Pasch fort. "Der Antrieb unseres Projektes war somit die Frage, wie wir dieser hochwertigen Überschussware eine deutlich höhere Wertschöpfung geben können, die auch möglichst auf dem Betrieb erfolgt. Ausschlaggebend dabei wäre die Frage, wie wir diese Ware schnellstmöglich vor Ort haltbar machen, sodass sie nicht entsorgt werden muss. Die Idee einer mobilen oder modularen Verarbeitungseinheit war somit geboren."
Insgesamt sind vier unterschiedliche Stufen der Weiterverwertung ins Projekt mit aufgenommen worden, nämlich Saftpressung oder milde Haltbarmachung, Trocknung, Aufbereitung und Verpackung sowie die Aufwertung von Nebenströmen. "Lediglich beim letzten Ansatz war bereits von Anfang an klar, dass eine mobile Weiterverarbeitung unmöglich wäre", schildert Pasch des Weiteren.
Mobile Verarbeitung von Obst und Gemüse
DIL-Referentin Milena Zdravkovic präsentierte anschließend den FOX – Container zur mobilen Verarbeitung von Obst und Gemüse für Landwirte und Genossenschaften. Hierzu gäbe es mehrere Lösungsansätze, etwa das PEF-Verfahren, welches die Trocknungszeit mittels Elektroporation erheblich verkürzt, und IR- oder Niedertemperaturtrocknung. "Jegliche Verfahren kommen etwa als lokaler Knotenpunkt der Verarbeitung bei Genossenschaften zum Einsatz und bieten dem Anwender Flexibilität im Geschäft, qualitativ hochwertige Produkte und weniger Lebensmittelabfälle und somit höhere Netto-Erlöse", so Zdravkovic.
Offener Dialog zwischen Arbeiter und Verbraucher
Dr. Anne Peschel, Forscherin an der Universität Aarhun stellte daraufhin FOX-Link, ein neuartiges Kommunikationstool für Verarbeiter und Verbraucher, vor. Das Verfahren soll dazu führen, dass die Verbraucher mit nachhaltigen, regionalen Lebensmittelkreisen vertraut werden. "Grundsätzlich geht es darum ins Gespräch mit Verbrauchern zu kommen und produkt- sowie produktionsspezifisches Feedback zu bekommen. Dies führt längerfristig eben zur verbraucherorientierten Weiterentwicklung der Produktverarbeitung und zur sinnvollen Implementierung neuer Technologien. Dieser Dialog steigert unter anderem das Bewusstsein seitens des Verbrauchers für Verarbeitungstechnik und stärkt die Kundenbindung", erläutert Peschel.
Geschäftsmöglichkeiten für regionale Handelszentren
Das FOX-Projekt soll kurze Lebensmittelversorgungsketten für Obst und Gemüse fördern und den Anteil der entstehenden Überschüsse und Abfälle dabei durch den Einsatz kleinstrukturierter, innovativer und schonender Verarbeitungstechnologie entsprechend reduzieren. "Dieser Ansatz eröffnet wettbewerbs- und zukunftsfähige Geschäftsmöglichkeiten für regionale Handelszentren und bietet dem lokalen Verbraucher hochwertig verarbeitete Lebensmittel."
Weitere Informationen:
Dr. Kerstin Pasch
DIL Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V.
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