Normalerweise herrscht in der Vorosterwoche immer wieder Hochbetrieb im Obst- und Gemüsesektor. Doch was ist normal in diesen Zeiten des Corona-Virus? Alles in allem zeigen die Fruchtgoßhändler sich jedoch zufrieden mit dem diesjährigen Oster-Absatz. Wir sprachen mit den niederländischen Großlieferanten Hans van Pol von Eurofresh mit Sitz in Venlo und Willem Dijk Jr. des gleichnamigen Großhandels in Enschede über deren aktuellen Erfahrungen.
"Über den Absatz dürfen wir uns momentan absolut nicht beschweren. Manche Kunden sind zwangsläufig weggefallen, andere kaufen dagegen mehr als üblich. Die Osterwoche bleibt natürlich nach wie vor eine spezielle Woche. Die Leute wollen an solchen Feiertagen bevorzugt daheim im Familienkreis feiern und das wird im Bedarf widerspiegelt", stellt Van Pol fest. Er tut sich schwer eine Prognose zur bevorstehenden Saison abzugeben. "Den Frischehandel wird es immer geben, denn die Leute müssen nach wie vor essen. Unsere Aufgabe ist es, unsere Stammkunden auch in diesen Zeiten entsprechend zu bedienen. Grundsätzlich war das ja eigentlich immer schon der Fall. Hauptsache ist meines Erachtens dass wir uns gemeinsam durch die schwierige Zeit kämpfen."
Hochbetrieb auf der Kommissionierfläche bei Eurofresh.
Breit gefächerte Kundschaft
Auch Willem Dijk Jr. spricht von einer außerordentlich starken Vermarktungswoche. "Wir bedienen die vollständige Bandbreite an Großhandelskunden, deshalb wird die Mehrheit unserer Produkte flott verkauft. Unser Kundenstamm umfasst auch Gastrozulieferer. Gerade in diesem Kundenkreis sind die Bestellungen - im Zuge der Schließung der Gastronomie - innerhalb kürzester Zeit fast komplett eingebrochen worden. In den darauffolgenden Wochen verzeichnete die Abnahme allerdings wieder eine schrittweise Steigerung. Man wird gerade in diesen Zeiten kreativ und es werden jede Menge neue Absatzmärkte- und Formen - etwa Lieferservices, Abholgeschäfte oder Privatverkäufe - geschaffen. Zudem beobachten wir ein erhebliches Absatzplus in den Bereichen Wochenmärkte und Facheinzelhandel."
Er ergänzt: "Darüber hinaus haben wir momentan mit spürbaren Engpässen und entsprechenden Preiserhöhungen bei gewissen Produkten zu rechnen. Blumenkohl und Brokkoli wurden diese Woche zu unverschämten Preisen gehandelt. Manche Kunden haben wegen Preisgründen auch von diesen Produkten abgesehen, haben dennoch später wieder angerufen, weil sie auch nicht auf diese Erzeugnisse verzichten möchten. Zitrus und Ingwer werden ebenfalls hochpreisig gehandelt, andere Produkte wie beispielsweise Ananas laufen dagegen schleppend. Unser Vorteil ist nun, dass wir - wegen unseres breit gefächerten Kundenstamm - auch für solche Produkte einen Abnehmer finden würden wenn das Preisniveau recht niedrig ist. Vor allem in dem Bereich sehen wir eine hohe Nachfrage innerhalb unserer deutschen Kundschaft."
Hoher Bedarf an Spargeln & Erdbeeren
Man müsse jedoch auf alle Fälle aufmerksam bleiben, so Herr Dijk Jr. "Als die Gastronomie geschlossen wurde, haben viele Sprossen-Produzenten ihre Produktion geschrumpft. Darauffolgend entstanden beträchtliche Engpässe und haben alle wieder herumtelefoniert weil man auf der Suche war nach Sprossen. Durch die eingeschränkte Luftfracht werden ausgefallene Exoten auch in beschränkten Mengen oder mit erheblicher Verzögerung geliefert. Aktuell in der Vorosterwoche sehen wir saisonbedingt einen hohen Bedarf an Spargeln und Erdbeeren. Spargel wird nun zu unverschämten Einkaufspreisen um 15 bis 17 Euro/kg eingekauft. Ich halte es aber nicht für unmöglich dass die Preise nächste Woche auf die Hälfte runterklettern: Das heißt, das komplette Sortiment muss jederzeit erhältlich sein, gleichzeitig müssen wir auch nicht zu viel Ware auf Lager haben", erläutert Herr Dijk schließlich.
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